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Das akute Kompartment-Syndrom (AKS) im Kindesalter: Ergebnisse einer Metaanalyse von 171 Fällen
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Ätiologie, Diagnostik, Therapie und Langzeitergebnisse nach akutem Kompartment-Syndromen (AKS) bei erwachsenen Patienten sind in der Literatur umfassend dokumentiert. Im Gegensatz dazu existieren nur sehr wenige Arbeiten zum AKS im Kindesalter. Daher war es Ziel dieser Metaanalyse, die Häufigkeit sowie diagnostische, therapeutische und prognostische Charakteristika des AKS beim kindlichen Patient zu evaluieren.
13 internationale Studien mit einer Gesamtzahl von 171 Patienten, die 16 Jahre oder jünger waren, wurden bezüglich Ätiologie, klinischer und diagnostischer Aspekte, Bedeutung des Monitorings des Kompartmentdruckes (KD) sowie Therapie und Outcome analysiert.
40% der AKS traten als direkte oder indirekte Folgen von Frakturen oder Osteotomien auf, wobei die meisten Fälle des AKS als Komplikationen nach kutaner oder Bryant`s Extension bei kindlichen Femurfrakturen berichtet worden sind, gefolgt von suprakondylären Humerusfrakturen, Frakturen der Tibia und des Unterarms. Klinische Charakteristika waren Schmerz, Druckdolenz, Dehnungsschmerz und neurologische Defizite. Der Kompartmentdruck wurde in 25% der Fälle gemessen. Eine Dermatofasziotomie erfolgte in 50,3%. In 4,3% mußte eine Unterschenkelamputation durchgeführt werden. Bei lediglich 35,3% der Kinder entstand kein neurovaskuläres Defizit, während Defizite als geringgradig in 11,2%, mäßiggradig in 11,2% und schwer in 42,3% der Fälle eingestuft wurden. Der möglichst kurze zeitliche Abstand zwischen Beginn der Symptomatik und der adäquaten Diagnose und Therapie erwies sich als entscheidende Voraussetzung für die Reversibilität der neurofunktionellen Defizite. Vermindertes Knochenwachstum sowie Knochendeformitäten wurden als Langzeitfolgen beschrieben. Ein hohes Maß an Wachsamkeit und Sensibilität sowie zuverlässige Diagnostik und frühe Dermatofasziotomien sind essentiell, um die ansonsten mit 64,7% sehr hohe Rate zu erwartender Funktionsdefizite nach AKS bei Kindern zu reduzieren. Außerdem ist die strikte Vermeidung iatrogener Ursachen, die einen nicht unerheblichen Anteil ausmachten, von großer Bedeutung.