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Die Behandlung der posttraumatischen Algodystrophie im Sinne eines LIRS (Lokal Inflammatory Response Syndrome) - Ein Fallbericht.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
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Fragestellung
In Anlehnung an ein SIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome) wird bei der posttraumatischen Algodystrophie eine lokale Entzündungsreaktion (LIRS) mit Ausbildung von arterio-venösen Shunts diskutiert. In dieser Annahme erfolgte eine gezielte Therapie eines Patienten mit Algodystrophie nach distaler Radiusfraktur.
Methoden
Ein 52-jähriger Betonbauer zog sich eine distale intraartikuläre Radiustrümmerfraktur rechts (Typ 23-C3.3 nach AO-Klassifikation) zu. Die primäre Versorgung erfolgte mit Fixateur externe und Spickdrähten. Wegen unzureichender Stellung der Gelenkfragmente wurde ein Verfahrenswechsel (Plattenosteosynthese) über einen dorsalen Zugang 8 Tage später durchgeführt. Im Rahmen der ambulanten Nachbehandlung fielen nach 4 Wochen persistierende Schmerzen, Schwellung, Rötung, vermehrte Haarbildung und deutliche Bewegungseinschränkung auf (Stadium I der Algodystrophie). Es erfolgte Ruhigstellung, Gabe von Antiphlogistika und Analgetika. Nach weiteren 4 Wochen entwickelte sich eine zunehmend schmerzhafte Bewegungseinschränkung mit Schwellung und Muskelatrophie, radiologisch konnte eine typische fleckförmige Knochenatrophie nachgewiesen werden (beginnendes Stadium II der Algodystrophie). Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Blutgasanalyse aus beiden Ellenbeugen venös und aus der Leiste arteriell unter der Annahme eines a-v Shunts. Dabei konnte eine venöse pO2-Differenz von 20 torr gefunden werden (betroffene Seite pO2 venös 40 torr, Gegenseite pO2 venös 20 torr). Folgendes Therapiekonzept wurde durchgeführt:
Medikamentös: Analgetika, Antiphlogistika, Rheologika, Antioxydantien, Vit.B-Komplex, Magnesium, Magenschutzpräparat
Balneo-Pysiotherapie: CO2-Bäder, Lymphdrainagen, aktive und passive Krankengymnastik, konsensuelle Therapie, Iontophorese.
Lokale Anwendungen: Okklusivverbände zur Nacht, Hochlagerung, Kühlmanschette.
Ergebnisse
Nachfolgend konnte innerhalb 2 Wochen eine bessere periphere Sauerstoffnutzung für die betroffene Extremität verzeichnet werden: Die venöse pO2 Differenz fiel in der Wochenkontrolle auf 11 bzw. 13 torr bei weiterhin normalen arteriellen Blutgasen. Klinisch kam es zum Rückgang der Schwellung, Verbesserung der Beweglichkeit, Schmerzlinderung und radiologisch beginnende Rückbildung der fleckigen Osteoporose. Drei Monate später bestand nahezu vollständiger Faustschluss, intakter Fingerspitzengriff, kein Ruheschmerz, normale Trophik, radiologisch normaler Kalksalzgehalt.
Schlussfolgerungen
Im Verlauf einer posttraumatischen Algodystrophie lässt sich ein LIRS auch blutgasanalytisch annehmen. Balneologisch-physikalische und medikamentöse Maßnahmen unter diesem Aspekt zeigen klinisch deutlich positive Effekte. Die venöse pO2 Differenz zwischen betroffener und normaler Extremität scheint mit dem Therapieerfolg gut zu korrelieren. Dies konnte in einem weiteren Fall bestätigt werden.