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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

11. bis 16.11.2003, Messe/ICC Berlin

Inzidenz schwerer Verletzungen - Ergebnisse einer populationsbezogenen Untersuchung.

Meeting Abstract (DGU 2003)

  • corresponding author Ulrich Christoph Liener - Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Universität Ulm, Setinhövelstraße 9, 89075, Ulm, Phone: 0731- 50027261, Fax: 0731- 50041053
  • U. Rapp - Abt. für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universität Ulm
  • L. Lampl - Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • M. Helm - Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • L. Kinzl - Abt. für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universität Ulm
  • F. Gebhard - Abt. für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universität Ulm

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 11.-16.11.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc03dguD15-3

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgu2003/03dgu0366.shtml

Veröffentlicht: 11. November 2003

© 2003 Liener et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung

Jährlich verunfallen in Deutschland über 5. Mio. Personen wobei ca. 25.000 Unfallopfer an Ihren Verletzungen versterben. Die direkten Behandlungskosten, welche bereits 1994 mit ca. 27 Mrd. DM angesetzt waren und die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm. Da in Deutschland nur Verkehrsunfälle flächendeckend erhoben werden, ist es bisher unbekannt, wie viele Personen pro Jahr eine schwere Mehrfachverletzung (ISS>16) erleiden. In Anbetracht zunehmender Restriktionen im Gesundheitswesen und der G-DRGs ist es aber unbedingt angezeigt, Daten über diesen, sehr Ressourcen-intensiven Aspekt der Unfallversorgung zu gewinnen. Ziel dieser Studie war daher die Erfassung aller schweren Mehrfachverletzungen in einem definierten Personenkreis.

Methoden

In einer retrospektiven Erhebung der Jahre 1996-2000 wurden alle im Alb-Donau-Kreis und dem Stadtgebiet Ulm (insgesamt 303.000 Einwohner) über die Rettungsleitstelle vermittelten chirurgischen Notfälle erfaßt. Im Rahmen zweier Voruntersuchungen wurde der Zusammenhang zwischen Verletzungsschwere und Zielkrankenhaus ermittelt. In einem zweiten Schritt wurden aus diesem Datenpool alle schwerverletzten Patienten (ISS>16) und aus den Krankenakten der beiden im Landkreis vorhandenen Häusern der Maximalversorgung jeweils Verletzungsmuster, -art und -schwere sowie die Klinikletalität extrahiert. Die Anzahl der direkt an der Unfallstelle Verstorbenen wurde durch Durchsicht aller Leichenschauscheine erhoben.

Ergebnisse

Insgesamt erlitten 478 Personen im Untersuchungszeitraum eine schwere Verletzung davon verstarben 133 an den Unfallfolgen. Überwiegend (60%) handelte es sich um Verkehrsunfälle. Bodengebunden wurden 56% und 44% mit dem RTH gerettet. Der durchschnittliche ISS der überlebenden Patienten betrug 24,9 (17- 75) Punkte. In 62% der Fälle lag zusätzlich ein SHT und bei 51% ein Thoraxtrauma vor welches in über der Hälfte als schwer (AIS>3) eingestuft wurde. Populationsbezogen erlitten somit 23 Verletzte pro 100.000 Einwohner und Jahr eine schwere Mehrfachverletzung.

Schlussfolgerungen

Durch diese Untersuchung konnte erstmals die Inzidenz der schweren Mehrfachverletzung in einer definierten Region erhoben werden. Legt man die Einwohnerzahl der Bundesrepublik des Jahres 1999 zugrunde, erleiden somit etwa 18.860 Unfallopfer pro Jahr Verletzungen, die in ihrem Ausmaß als schwerwiegend (ISS>16) eingestuft werden müssen. Ziel weiterer, populationsbasierter Untersuchungen, sollte eine flächendeckende Erhebung von Daten sein um auf dieser Grundlage genaue Aussagen zum unfallchirurgischen Versorgungsbedarf treffen zu können. (Gefördert durch Mittel der DGU)