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Die computer-assistierte ventrale Spondylodese: Ein Fortschritt in der Stabilisierung von Brust- und Lendenwirbelsäulenfrakturen
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Während die Navigation transpedikulärer Schrauben methodisch etabliert ist, ist die Navigation der ventralen Spondylodese trotz offensichtlicher Vorteile (reduzierte Strahlenbelastung, höhere Präzision) wegen schwieriger Referenzierung bislang nicht verfügbar. Ziel ist die Entwicklung geeigneter Instrumente und eines referenzierten Operationsmodules zur computer-assistierten ventralen Spondylodese.
Methoden
Bei Patienten mit instabilen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule wurde in stabiler Seitenlagerung ein navigierter Prototyp von Knochenmeißel (MIASPAS, Aesculap) mit Hilfe eines C-arm Moduls (Solaris 8, Surgigate, Medivision) zur computer-assistierten Spondylodese eingesetzt.
Ergebnisse
Bisher wurden 3 weibliche und 3 männliche Patienten (52 + 19 Jahre) nach Stürzen oder Verkehrsunfällen (4 Typ A und 2 Typ B Verletzungen , davon 3 fehlverheilte Frakturen) operativ versorgt. 2 Patienten wurden nur ventral, 4 kombiniert, davon 2 in einer Sitzung operiert. Der Wirbelkörperersatz erfolgte in 4 Fällen mit Beckenkammspan, in 2 Fällen mit Titan-Implantat (1 Synex, Synthes; 1 Obelisc, Ulrich). 2 bisegmentale und 4 monosegmentale Spondylodesen. Bis auf die Synex-Stabilisierung wurde in 5 Fällen zusätzlich ein winkelstabiles Schrauben-Plattensystem (MACS, Aesculap) implantiert. 2 x Lumbotomie (1 LWK1, 1 LWK3), 4 x thorakoskopisches Vorgehen (2 BWK 7, 2 x LWK 1). Die Referenzelektrode wurde am Beckenkamm (n=3) und intrathorakal an der Wirbelsäule (n=3) platziert. Der kontinuierliche Vergleich von videoskopischer und computerisierter Meißelposition an den MACS-Zielspickdrähten zeigte eine jederzeit reproduzierbare exakte becken- oder wirbelsäulenreferenzierte Navigation. Mit zunehmendem Vertrauen in die Methode deutliche Reduktion der Durchleuchtungszeit, z.B. 24 Sekunden bei thorakoskopischer Rückenmarksdekompression (AO A3.1) incl. mit MACS-Implantation und Knochenspan. Bislang keine methodenabhängige Komplikation. Operationsdauern sind aufgrund des Aufwandes zur Bereitstellung des Systems bei allerdings geringerem Aufwand für Durchleuchtung noch nicht verwertbar.
Schlussfolgerungen
Der Einsatz eines computer-navigierten Meißels zur Wirbelkörperbearbeitung bei ventralen Frakturspondylodesen, ob nun über den Beckenkamm oder die Wirbelsäule selbst referenziert, ist mit hoher Genauigkeit durchführbar. Unsere Methode ermöglicht es, den Meißelvorgang 'online' in drei Ebenen im navigierten Röntgenbild ohne Strahlenbelastung zu verfolgen und unter Berücksichtigung des zweidimensionalen thorakoskopischen Bildes eine dreidimensionale Raumvorstellung zu generieren. Mit zunehmender Sicherheit kann man auf bislang notwendige Durchleuchtungsschritte verzichten. Es ist möglich, das Spanbett computerisiert exakt dreidimensional auszumessen. Die computer-assistierte ventrale Spondylodese bringt höhere Sicherheit bei gleichzeitig deutlicher Reduktion der Strahlenbelastung und stellt eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung dar.