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Einfluß der Patientenmultimorbidität auf die differenzierte Therapie bei der Versorgung periprothetischer Femurfrakturen
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Insbesondere bei multimorbiden Patienten stellt die Versorgung periprothetischer Femurfrakturen nach wie vor eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Bei der Wahl der geeigneten Therapieoption sind hierbei die bestehenden Vorerkrankungen zu berücksichtigen. Das Ziel der Verbesserung der Lebensqualität sollte im Spannungsfeld von höherem Komplikationsrisiko und bester Frakturstabilität verstärkt berücksichtigt werden.
Methoden
Im Zeitraum vom 01.01.1994 bis 01.09.2002 wurden in unserer Klinik 48 periprothetische Femurfrakturen behandelt. 33 Frakturen traten bei liegender Hüftgelenks-TEP, 12 Frakturen bei liegender Kniegelenks-TEP und 2 Frakturen bei einer Hüft-Kopfprothese auf. Alle Operationen wurden von drei Operateuren durchgeführt. Die Verläufe wurden retrospektiv erfasst. Die klinischen und radiologischen Nachuntersuchungen erfolgten in einem Zeitraum von durchschnittlich 2,7 Jahren. Mobilität, Beweglichkeit und Schmerzen wurde nach dem Score HSS und von Merle d'Aubigné beurteilt. Die Frakturen wurden nach Johansson klassifiziert. Es wurden folgende Verfahren verwendet: a) konservativ, b) operativ: Prothesenwechsel auf zementlose Revisionsprothese, Cerclagen, Plattenosteosynthese, retrograde Nagelung und totaler Femurersatz.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 73,2 Jahre (42-95 Jahre). Es waren 34 Frauen und 13 Männer. Die Fraktur ereignete sich durchschnittlich 5,7 Jahre nach Prothesenimplantation. Die periprothetischen Frakturen wurden 13mal mit einer Hüftrevisionsprothese, 22mal mir einer Plattenosteosynthese, dreimal mit Drahtcerclagen, 2mal mit einer Nagelung, einmal mit einem totalen Femurersatz und einmal mit einer Girdlestone- Situation behandelt. Bei 23 Patienten (47,9%) zeigten sich radiologisch und intraoperativ eine Lockerung der Prothese. In 11 Fällen (22,9%) wurde autologe Spongiosa angelagert. Die mittlere Op-Dauer betrug 97,2 Minuten (50-210 min.). Hinsichtlich der Klassifikation nach Johansson et al. lag der Hauptanteil unseres Patientenguts in den Gruppen II und III. Hinsichtlich des älteren und multimorbiden (30 Patienten = 62,5%) Patientenkollektives ergab sich eine hohe intra- und postoperative Komplikationsrate (17 Patienten = 35%). 12 Patienten verstarben im Untersuchungszeitraum. Bei der Nachbehandlung wurde bei allen Patienten unmittelbar nach der operativen Versorgung eine Mobilisierung mit individuellem Belastungsregime eingeleitet. Die Auswertung nach Merle d'Aubigné und HSS-Score zeigte ein befriedigendes bis gutes Ergebnis. Zum Zeitpunkt der Entlassung waren über 90% der Patienten gehfähig.
Schlussfolgerungen
Verzögerungen in der Nachbehandlung und Mobilisation waren in keinem Fall durch die Operation bedingt, sondern korrelierten mit dem Allgemeinzustand des Patienten Neben der sonst im Vordergrund stehenden stabilen Versorgung der periprothetischen Fraktur sollten bei multimorbiden Patienten Begleiterkrankungen und mögliche Komplikationen bei der individuellen Therapieplanung berücksichtigt werden.