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BIETET DIE WINKELSTABILE PLATTENOSTEOSYNTHESE VORTEILE BEI DER VERSORGUNG VON RADIUSFRAKTUREN IM SENIUM?
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Die distale Radiusfraktur besitzt aufgrund ihrer Häufigkeit und der Bedeutung des Behandlungsergebnisses für die Eigenständigkeit gerade des älteren Menschen einen grossen Stellenwert. Osteoporose und teilweise fehlende Kooperationsfähigkeit beeinträchtigen den Operationserfolg bereits in der Frühphase durch Redislokationen. Bietet die winkelstabile Plattenosteosynthese Vorteile im Hinblick auf Redislokationen während der Konsolidierungsphase?
Methoden
In einer prospektiven Longitudinalstudie wurden von 44 Patienten im Alter von 79,4 (71-94) Jahren mit dislozierten, distalen Radiusfrakturen erfasst. Prä- und postoperative Dislokation wurden dem Ausheilungsergebnis sechs Wochen postoperativ gegenübergestellt. Es wurden nach der Stellung der Radiusgelenkfläche (GF) zur Schaftachse drei Grade unterschieden: I - GF nach volar geneigt, II - GF senkrecht zur Schaftachse, III - GF nach dorsal geneigt und/oder Ulnavorschub >2mm.
Ergebnisse
N=44, m: 4, w: 40, rechts: 17, links: 27, AO-Klassifikation: A: 47.7%, B: 4.6%, C: 47.7%, A1=1, A2=8, A3=12, B2=2, C1=7, C2=8, C3=6. 41 Platten wurden volar, drei modifiziert von dorsal implantiert. Dreimal wurde ein Fixateur externe statt eines Rundgipses zur sechswöchigen Im-mobilisierung verwandt. Die Analyse der Dislokationsgrade ergab folgendes Resultat:
präop.: I = 2, II = 11, III = 31
postop.: I = 29, II = 13, III = 2
6Wo postop.:I = 27, II = 15, III = 2
In zwei Fällen (4.6%) war es zum Zeitpunkt der Konsolidierung (6 Wo. postop.) zum Korrekturverlust (Dislokationsgrad I zu II) gekommen. Implantatlockerungen, Wundheilungsstörungen oder andere Komplikationen wurden nicht beobachtet. Bei einer Patientin kam es 14 Wochen postoperativ zur Ruptur der Sehne des M.ext.poll.longus. In einer retrospektiven Analyse von 30 mittels konventioneller Plattenosteosynthese versorgten Radiusfrakturen bei über 70jährigen fanden sich Korrekturverluste in 40% (12/30) und Implantatlockerungen bei 26,7% (8/30). Von zwölf Korrekturverlusten zeigten sieben eine Verschlechterung um eine, fünf um zwei Stufen. Bei 18 der 44 Patienten lagen Röntgenaufnahmen mit einem Intervall von >3 Monaten postoperativ vor. Bei keinem dieser Patienten war ein Korrek-turverlust unter der Übungs- und Belastungsphase zu verzeichnen.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen vorbehaltlich der fehlenden Randomisierung eine erheblich geringere Rate an Korrekturverlusten und Implantatlockerungen innerhalb der ersten sechs Wochen. Anhand einer kleineren Patientenzahl lässt sich diese Aussage auch für die der Immobilisierung folgende Übungs- und Belastungsphase aufrechterhalten. Im Rahmen einer prospektiv-randomisierten Studie soll deshalb jetzt überprüft werden, ob durch die Verwendung einer winkelstabilen Platte die Immobilisierungsdauer auf drei Wochen verkürzt werden kann und ob sich dadurch die funktionellen Resultate verbessern lassen.