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Wie wichtig ist die präzise Lage von Pedikelschrauben im Hinblick auf die Ausreißkräfte?
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Die computer-navigierte, CT-basierte dorsale Instrumentation von Pedikelschrauben erhöht die Präzision der Schraubenlage hoch signifikant. Es werden Fehlplatzierungen von weniger als 2% im Vergleich von bis zu 45% bei der konventionellen Technik beschrieben. Auch kurze OP Zeiten und Notfalleingriffe sind mit der navigierten Technik möglich und mittlerweile nicht mehr Gegenstand kontroverser Diskussionen. Umstritten ist allerdings inwieweit die erreichbare Präzision einen klinischen Nutzen bringt und damit der Einsatz der teuren Navigationssysteme zu rechtfertigen oder gar als Standard zu fordern ist. Bislang gibt es keine Publikation die untersucht, welchen Einfluss die Position einer Pedikelschraube auf ihre Verankerungsfestigkeit hat.
Methoden
Es wurden 32 (16 männliche, 16 weibliche) Leichenwirbelsäulen von BWK 5 bis LWK 5 präpariert und jeder Wirbel wurde einzeln aufgearbeitet. Insgesamt wurden 384 Wirbel präpariert. Bei jedem Wirbel wurde im rechten Pedikel eine 6mm Pedikelschraube (USS, Fa Mathys) präzise in das Pedikelzentrum platziert. Der jeweils linke Pedikel wurde mit einer gezielt und definiert medial, cranial, lateral oder caudal fehlplazierten Schraube identischer Spezifikation besetzt. Es konnten somit für jede Segmenthöhe und Fehlplatzierung 8 Wirbel untersucht werden. In einer eigens entwickelten Einspannvorrichtung wurden die Wirbel so ausgerichtet, dass ein exakt axialer Zug auf die Schrauben erfolgen konnte. An einer Universalprüfmaschine wurden dann die Ausreiskräfte in Newton (N) gemessen.
Ergebnisse
Die gemessenen Ausreißkräfte lagen zwischen 500 und 1200 Newton. Dabei zeigte sich bei den lumbalen Wirbeln mit großen Pedikeln, in denen die korrekt platzierten Schrauben noch einen Spongiosasaum zur Pedikelkortikalis hatten, dass die Ausreißkräfte für die zentral platzierten Pedikelschrauben signifikant kleiner waren als die der fehlplazierten Schrauben. Insbesondere bei medialer Fehlplatzierung wurden die höchsten Ausreißkräfte gemessen. Bei abnehmendem Pedikeldurchmesser verschob sich die Differenz der Ausreißkräfte hin zu höheren Kräften bei den zentral ("korrekt") platzierten Schrauben.
Schlussfolgerungen
Überraschenderweise kann man aufgrund der eindeutigen Ergebnisse nicht mehr generell empfehlen dass eine möglichst zentrale Lage einer Pedikelschraube als Optimum anzustreben ist. Vielmehr ist die Verankerungsfestigkeit der Pedikelschraube dann eindeutig am höchsten, wenn viel kortikaler Kontakt zum Pedikel besteht. Das heißt aber: Im lumbalen Abschnitt und thorako-lumbalen Übergang der Wirbelsäule, insbesondere bei großen Pedikeln, ist eine gezielt exzentrisch, mediale, am besten leicht kortikal penetrierende Schraubenlage anzustreben. Erst bei abnehmendem Pedikeldurchmesser, ist zunehmend eine zentrale Schraubenlage anzustreben. Dies ist aber ohne ein Navigationssystem gar nicht zu erreichen.