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Die Kyphoplastik osteoporosebedingter Wirbelkörpersinterungen: Indikation, Repositionspotential und mittelfristiger Verlauf
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
In den letzten Jahren hat sich die perkutane Vertebroplastik als Verfahren zur schnellen und wenig invasiven Restabilisierung osteoporotischer Wirbelkörpersinterungen etabliert. Eine Erweiterung dieser Technik stellt die sogenannte Kyphoplastik dar, bei der mittels eines perkutan eingeführten Ballonkatheters versucht wird, vor der definitiven Zementaugmentation eine Reposition der kyphotischen Wirbelkörper zu erreichen. Diese relativ neue Variante lässt gegenwärtig noch Fragen bezüglich Indikation und Repositionspotential offen: Wann ist eine Aufrichtung kyphosierter Wirbelkörper tatsächlich möglich? Ist sekundär mit einem Nachsintern der Wirbelkörper zu rechnen?
Methoden
Retrospektiv wurden die ersten 27 konsekutiven Patienten (13 Frauen, 14 Männer) mit einem Mindestverlauf von 12 Monaten (Median: 22 Monate) untersucht. Anhand konventioneller Röntgenbilder wurde die präoperative Kyphosierung (Kyphosewinkel, Wirbelkörperhöhe) der insgesamt 30 augmentierten Wirbelkörper mit dem Status nach Kyphoplastik sowie 2, 6 und 12 Monate postoperativ verglichen. Zusätzlich wurden die benachbarten Wirbelkörper und Zwischenwirbelräume analysiert. Subjektive Daten wie Schmerzintensität prä- und postoperativ (visual analog scale: 0-10) sowie generelle Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis wurden anlässlich der Jahreskontrolle anhand eines Fragebogens evaluiert.
Ergebnisse
Alle Eingriffe wurden in Intubationsnarkose durchgeführt und verliefen komplikationslos. Die durchschnittliche postoperative Hospitalisationsdauer betrug 1,5 Tage. Alle Patienten verzeichneten eine rasche und anhaltende Schmerzreduktion (median VAS präoperativ: 9, eine Woche postoperativ: 3, ein Jahr postoperativ: 1). Bei 6 von 30 Kyphoplastiken liess sich keine effektive Aufrichtung (Repositionsgewinn weniger als 33% des präoperativ ermittelten Kyphosewinkels) erzielen. Diese nicht reponierbaren Frakturen waren stets älter als 3 Wochen. Bei 24 von 30 Kyphoplastiken konnte der Kyphosewinkel um durchschnittlich 52% des Ausgangswertes vermindert werden. Dabei liess sich in 5 Fällen eine praktisch vollständige Reposition des Wirbels erreichen. Sekundäre Repositionsverluste wurden nicht beobachtet. Eine Nachbarsegmentpathologie wurde bei 2 Patienten anlässlich der 2-Jahreskontrolle festgestellt.
Schlussfolgerungen
Unsere Erfahrungen mit der Kyphoplastik beschränken sich auf eine kleine Patientenzahl, sind jedoch mit den Angaben in der aktuellen Literatur (Lieberman et al. 2001, Garfin et al. 2001) vergleichbar. Bei frischen, osteoporosebedingten Wirbelkörpersinterungen kann der Kyphosewinkel im Durchschnitt um 50% vermindert werden. Eine Aufrichtung älterer Frakturen (6-8 Wochen) ist dagegen nur in Ausnahmefällen möglich. Ob die partielle Aufrichtung der gesinterten Wirbel (im Vergleich zur wesentlich kostengünstigeren Vertebroplastik) eine klinische Relevanz aufweist, welche über den analgetischen Effekt hinausgeht, lässt sich jedoch nur in grösser angelegten Langzeitstudien nachweisen.