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Kyphoplastie bei Wirbelkörperfrakturen mit einem neuen injizierbaren Calciumphosphat-Zement (Calcibon)
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Problematik
Seit 1998 wurden weltweit etwa 1700 Kyphoplastien bei Wirblkörperfrakturen durchgeführt, wobei das Verfahren in Europa erst seit 2 Jahren angewandt wird. Über ein Ballonsystem erfolgt minimalinvasiv eine Wiederaufrichtung. Das geschaffene Cavum wird mit Zement aufgefüllt und somit intern stabilisiert. Gold standard für die Augmentation war bisher Polymethylmetacrylat-Zement (PMMA) Die Problematik des PMMA ist die Polymerisation unter Hitzeentwicklung und die Zytotoxizität. Der Kunststoff verbleibt als Fremdkörper, ein Einwachsen von Knochen oder eine Umbau ist nicht möglich. Aus diesem Grunde verwenden wir erstmals in einer interdisziplinären klinischen Studie einen injizierbaren und biologisch resorbierbaren Calciumphosphat-Zement .
Fragestellung
Können durch Kyphoplastie mit Calcibon die Schmerzen und Mobilität in gleicher Weise deutlich gebessert werden, wie mit PMMA-Zement.
Methodik
Prospektive kontrollierte Studie an 40 Pat. mit 72 osteoporot. und traumatisch frakturierten Wirbelkörpern. (20 PMMA 39 WK - 20 Calcibon 33 WK), Altersmedian 70 J (42-83) 12/ 2001 - 01/ 2003, Nachuntersuchung 1 Wo, 4 Wo, 3, 6, 12 Mon, jährl. bis 5 J.. Kyphoplastie System der Firma Kyphon, PMMA-Zement (Cemex), Calciumphosphat-Zement (Calcibon) in situ aushärtend mit einer Druckbelastbarkeit von 60 MPa. Operation im CT zur optimalen intraoperativen Lagekontrolle des Systems und des Zements. Prä- und postoperative Evaluation mittels zweier validierter Wirbelsäulenscores (Heidelberger VAS WS-Score und EVOS-Score). Radiolog. Parameter: Kyphosewinkel, WK-Index, Wiederaufrichtung, mittlere WK-Höhe in Prozent, CT mit sagittaler Rekonstruktion und Volumetrie.
Ergebnisse
OP-Zeit 38 Min/ WK, 1,8 WK pro Patient (72 WK). Radiologischen Analyse: postop.Wiederaufrichtung um 13%, (0%-68%), bei frischen Frakturen um 25 %. Nach 1, 3 und 6 Monaten sind schleichende Höhenverluste der operierten Wirbelkörper von maximal 3% in beiden Gruppen nachzuweisen. 4 Wo-Kontr. 39 Pat (97%), 6 Mon-Kontr.38 Pat (95%): 92% der Pat. deutlich gebessert in VAS und EVOS Score. Komplikationen: Zementaustritte bei 4 WK (5,5%) ohne klinische Symptome.
Schlußfolgerung
Bezüglich Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung ist kein signifikanter Unterschied in beiden Gruppen feststellbar. Der These, die Schmerzreduktion nach Kyphoplastie resultiere aus einer Hitzeschädigung oder direkt zytotoxisch durch PMMA, muß somit widersprochen werden, da Calcibon ohne Hitzeentwicklung aushärtet und nicht zellschädigend ist. Inwieweit ein Einbau des Ca-Phosp.-Zements oder Ersatz durch neugebildeten Knochen eintritt, wie im Tierexperiment nachgewiesen, müssen die Langzeitergebnisse und insbesondere die CT-Volumetrie ergeben. Gerade im Hinblick auf eine minimalinvasive Frakturversorgung beim jungen Pat. ergeben sich mit der Kombination Kyphoplastie und Calcibon neue Perspektiven, wobei unserer Frühergebnisse selbst bei Berstungsbrüchen mit Hinterkantenbeteiligung ermutigend sind.