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Defekte bei ausgedehntem Trauma im Bereich "sekundärer" Druckzonen am distalen Unterschenkel und Sprunggelenk: Sinn oder Unsinn der Resensibilisierung freier Lappen
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Die Überlegenheit (Schutzfunktion) sensibilisierter versus nonsensibilisierter mikrochirurgisch transferierter Gewebe bei der Hautweichteilrekonstruktion ist nur für einzelne Regionen (Mundhöhle, Fußsohle) nachgewiesen. Für "sekundäre" Druckzonen im Bereich des distalen Unterschenkel und Sprunggelenk liegen weder qualitative noch quantitative Untersuchungen der erreichbaren Sensibilität vor. Vergleiche mit der reinen Ersatzsensibilität und der physiologisch vorhandenen Sensibilität fehlen.
Methodik
Bei 17 Patienten wurde ein traumatisch oder osteomyelitisch bedingter Knochen- und Weichteildefekt im Bereich des distalen Unterschenkels und Sprunggelenks mit einem sensibilisierten, bzw. nichtsensibilisierten lateralen Oberarmlappen versorgt. Die Nervenkoaptation (N. cutaneus brachii lateralis inferior) erfolgte End-zu-Seit über ein perineurales Fenster an den N. tibialis.
Der Nachbeobachtungszeitraum betrug 6-38 Monaten. Die sensible Evaluation erfolgte in 3-monatigem Intervall nach subjektiven (statische und dynamische 2-Punktdiskrimination, Schmerz, Temperatur,) und objektiven (Semmes-Weinstein Monofilamenttest) Kriterien. Die Darstellung erfolgte zonenaufgeteilt für jeden Lappen. Gegenübergestellt wurden sensibilisierte und nichtsensibilisierte Lappen, sowie die jeweils gesunde Seite im Bereich des Lappenspende-und Empfängerareals. Ergebnisse: Alle 17 Patienten wiesen einen Weichteil- und/oder Knochendefekt am distalen Unterschenkel- und Sprunggelenksbereich auf. Nach knöcherner Wiederherstellung wurde zur Weichteilrekonstruktion ein sensibilisierter (11) bzw. nichtsensibilisierter (6) mikrochirurgisch transferierter lateraler Oberarmlappen verwendet.
Die sensibilisierten Lappenplastiken zeigten eine qualitative und quantitative Resensibilisierung in Abhängigkeit vom postoperativen Zeitintervall und der Lokalisation am Lappen. Diese wurde in kürzerem zeitlichen Intervall erreicht und war höherwertiger als bei den Nichtsensibilisierten. Sowohl die statische, als auch die dynamischen 2-Punktdiskrimination erreichte bei den sensibilisierten Geweben maximal das Niveau des Spenderareals und war bei den nichtsensibilisierten Geweben nicht nachweisbar. Der Semmes-Weinstein Monofilamenttest zeigte bei allen sensibilisierten Lappen ein schlechteres Ergebnis als im Spenderareal, hingegen ein deutlich Besseres, als bei den nichtsensibilisierten Lappen.
Schlussfolgerung
Die Resensibilisierung bei mikrochirurgischer Defektdeckung in sogenannten "sekundären" Druckzonen am Unterschenkel und Sprunggelenk durch Nervenkoaptation ist sinnvoll, da notwendige protektive Funktionen wiederhergestellt werden können. Freie fasziokutane Lappen wie der laterale Oberarmlappen sind hierbei reinen Muskellappen sowohl bezüglich Funktion als auch Ästhetik überlegen und eignen sich sehr gut aufgrund der konstanten neurovaskulären Anatomie und der geringen Lappendicke.