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Die komplizierte Unterschenkelfraktur - mit zusätzlicher Verletzung des Oberen Sprunggelenkes.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
In einer 6jährigen prospektiven Studie wurde die zusätzlichen Verletzung des Oberen Sprunggelenkes bei Unterschenkelfrakturen für das Gesamt-Ergebnis validiert. Hintergrund ist die Beobachtung von Sprunggelenksarthrosen nach Unterschenkelfrakturen.
Methoden
Von 1995 bis 2000 wurden in unserer Klinik 564 Unterschenkelfrakturen operativ behandelt. 150 waren Frakturen im Kindesalter; 12 Unterschenkel mußten amputiert werden. Bei den verbleibenden 402 Patienten war 70 mal (17,4%) das oberen Sprunggelenk mitverletzt (keine Pilon tibiale-Frakturen). 20 (28,6%) dieser Frakturen waren offen; 6 mal (8,6%) wurde eine Kompartment-Spaltung erforderlich. Die Tibiaschaftfraktur war meistens im distalen Drittel lokalisiert: bei 49 Patienten als Spiralbruch, bei 11 als Querbruch und bei 10 als Mehrfragmentfraktur. Die Beteiligung des oberen Sprunggelenks und der Weichteil-schaden bestimmten die Implantatwahl: Primär wurden 40 ungebohrte Marknagelungen, 18 biologische Platten-Osteosynthesen und 12 Fixateur externe-Stabilisierungen durchgeführt. Am OSG bestand 40mal eine Syndesmosenverletzung, davon 19mal als Maissoneuve-Verletzung, 7mal war die Fibula ohne Syndesmosen-Beteiligung frakturiert (Weber-B), 19mal bestand ein hinteres Kantenfragment und 16mal eine Innenknöchelfraktur. Diese Verletzungen wurden ebenfalls nach AO-Standard stabilisiert.
Ergebnisse
Alle Frakturen waren zum Nachuntersuchungszeitpunkt (durchschnittlich 31,4 Monate) knöchern konsolidiert. Die klinischen Ergebnisse zeigten im Philips-Score (1985) 70,5% sehr gute, 13,1% gute, 11,5% befriedigende und 4,9% schlechte Ergebnisse. Die befriedigenden und schlechten Ergebnisse resultierten durch Schmerzen im Sprung-gelenk und durch komplizierte Verläufe nach III* offenen Frakturen.
Schlussfolgerungen
Jeder 6. Patient mit einer Unterschenkelfraktur erleidet gleichzeitig eine behandlungsbedürftige Sprunggelenksverletzung. Entscheidend für das Ergebnis ist die anatomische exakten Rekonstruktion der Sprunggelenksgabel (Syndesmose). In unserer Untersuchung fanden wir bei diesen Patienten folgende prädiktive Stigmata: Indirektes Pronations-Eversions-Trauma, distaler Tibiaspiralbruch, hohe Fibulafraktur oder intakt Fibula. Intraoperativ sollte bei diesen Konstellationen immer eine Prüfung der Syndesmose, nach Frick oder offen, erfolgen.