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Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Gesellschaft für Thoraxchirurgie

07. - 09.10.2010, Wien (Österreich)

Frühdetektion von Lungenkrebs mit Spürhunden: Vodoo und Schamanismus?

Meeting Abstract

  • E. Boedeker - Klinik Schillerhöhe, Stuttgart, Deutschland
  • R. Ehmann - Praxis Heimann, Ehmann & Eulenbruch, Stuttgart, Deutschland
  • U. Friedrich - Hundezentrum Team Canin, Löffingen, Deutschland
  • T. Walles - Klinik Schillerhöhe, Stuttgart, Deutschland
  • G. Friedel - Klinik Schillerhöhe, Stuttgart, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Österreichische Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Schweizerische Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Wien, Österreich, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgtE1

doi: 10.3205/10dgt001, urn:nbn:de:0183-10dgt0016

Veröffentlicht: 30. September 2010

© 2010 Boedeker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Prognose von Patienten mit einem Lungenkarzinom (LK) verbessert sich bei frühzeitiger Diagnosestellung. Mehrere Studien berichten von der erfolgreichen Detektion eines LK in der Atemluft von Patienten durch den Einsatz von Spürhunden. Diese Untersuchungen haben methodische Defizite. Wir führten deshalb eine experimentelle Untersuchung durch, um die Validität der bisherigen Studien zu überprüfen.

Methodik: In einer prospektiven Studie wurden Atemproben von Patienten mit einem Lungenkarzinom (Gruppe A), einer chronisch-entzündlichen Lungenerkrankung (Gruppe B) und gesunden Probanden (Gruppe C) in speziell hergestellten Glasröhrchen mit einem einliegenden Adsorbanz gesammelt. Die Probenentnahme in Gruppe A erfolgte vor einer Intervention an den Atemwegen oder der Lunge. Nur Atemproben von Spendern, bei denen sich ein LK bestätigte, wurden für die weiteren Untersuchungen verwendet. Durch einen professionellen Hundetrainer wurden 4 Spürhunde auf die Identifikation von LK in den gewonnenen Atemproben konditioniert. Zur Untersuchung der Vorhersagewahrscheinlichkeit eines LK absolvierten alle 4 Spürhunde folgende Tests: I) Gruppe A (n=10) vs Gruppe C (n=40), II) Gruppe A (n=10) vs Gruppe B (n=40), III) Gruppe A (n=5) vs Gruppen B+C (n=20).

Ergebnisse: Bei Berücksichtigung der Ergebnisse aller 4 Spürhunde ergeben sich für Sensitivität, Spezifität, positive predictive value (PPV) und negative predictive value (NPV) in Test I) LK vs gesund 50%, 88%, 50% und 88%, für Test II) LK vs entzündliche Lungenerkrankung 80%, 95%, 80%, 95% und Test III) LK vs Mischkollektiv aus Bronchitis und Gesund 95%, 95%, 95% und 95%. Die Testergebnisse wurden im Weiteren auf Confounder ausgewertet.

Schlussfolgerungen: Entsprechend geschulte Spürhunde können in der Atemluft von Patienten zwischen dem Vorliegen einer entzündlichen Lungenerkrankung und einem LK diskriminieren (PPV 95%) und in 80% der Fälle einen vorliegenden LK identifizieren. In einem Mischkollektiv mit lungengesunden Patienten ist die Detektionsquote noch höher (95%). Als Screening-Untersuchung bei lungengesunden Patienten bedeutet ein negatives Testergebnis mit 88%iger Wahrscheinlichkeit, dass auch kein LK vorliegt.

Disclosure: Der Ko-Autor U. Friedrich betreibt eine private Hunde-Trainings-Schule, an der die Konditionierung der Versuchtiere durchgeführt wurde. Alle weiteren Ko-Autoren haben keine Interessenkonflikte.