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Herzstichverletzungen – Notfallmanagement ohne Kardiochirurgie
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2008 |
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Drei junge Männer (18–35 Jahre) wurden nach notfallmäßiger Versorgung mit einem penetrierenden Thoraxtrauma intubiert in unsere Klinik verlegt. Erst hier war durch eine Sonographie bzw. durch ein CT eine Herzverletzung zu objektivieren. Eine klinisch relevante Perikardtamponade mit progredienter Kreislaufinstabilität verhinderte eine Weiterverlegung in ein kardiochirurgisches Zentrum. Nach umgehendem Transport in den Op, erfolgte die sofortige mediane Sternotomie und Längsinzision des Perikards mit Hämatomausräumung. Bei zwei Patienten mit einer Messerstichwunde im rechten Ventrikel ließ sich die Eintrittswunde zunächst digital bzw. mit einem Fogartykatheter verschließen. Nach Kreislausstabilisierung mit entsprechender Volumenzufuhr konnte die Perforation sicher mit filzarmierten, nicht-resorbierbaren Fäden (Prolene®) verschlossen werden. Beim 3. Opfer steckte ein 10 cm langer Nagel (Arbeitsunfall mit einem Druckluftnagler) noch in der rechten Kammer. Um den fest sitzenden Fremdkörper gefahrloser entfernen und um eine Austrittsstelle an der Hinterwand ausschließen zu können, wurden im „Schuss“ 12 mg Adenosin (Adrekar®) injiziert. Der dadurch provozierte Herzstillstand ermöglichte die problemlose Extraktion des Nagels sowie die Übernähung des Myokarddefektes. Nach circa 15 Sekunden kam die Herzaktion wieder spontan in Gang. Alle drei Patienten zeigten einen komplikationslosen Heilverlauf ohne Folgeschaden.
Bei einer penetrierenden Herzverletzung mit klinisch relevanter Perikardtamponade und ohne Möglichkeit einer umgehenden herzchirurgischen Intervention sollte jeder Chirurg mit thoraxchirurgischer Erfahrung unverzüglich die Thorakotomie bzw. Sternotomie vornehmen.