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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Verletzungen der äußeren männlichen Genitalien – Vom Trauma bis zur Rekonstruktion?

Meeting Abstract

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  • corresponding author Andreas Martinschek - Bundeswehrkrankenhaus, Abt. XI, Klinik für Urologie, Ulm
  • Christoph Sparwasser - Bundeswehrkrankenhaus, Abt. XI, Klinik für Urologie, Ulm

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw070

doi: 10.3205/11dgpw070, urn:nbn:de:0183-11dgpw0702

Veröffentlicht: 7. Dezember 2011

© 2011 Martinschek et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Verletzungen oder Fehlfunktionen der äußeren männlichen Genitalien sind durch Verbrennungen, Unfälle, Biss- oder Sexualverletzungen, aber auch durch den Patienten selbst (Verstümmelung, Piercing, Unterspritzungen), sowie in Gebieten mit kriegerischen Auseinandersetzungen auch durch Waffen- oder Sprengeinwirkungen induziert und stellen im Hinblick auf die Rekonstruktion im Hinblick auf Organ- und Funktionserhalt eine besondere Herausforderung dar.

Material und Methoden: Durch exemplarische klinische Fallbeispiele soll das mögliche Ausmaß von Genital- und Begleitverletzungen aufgezeigt und Ansätze zur Therapie und Rekonstruktion erläutert sowie anhand der aktuellen Literatur kritisch hinterfragt werden.

Ergebnisse: Die Inzidenz von Genitalverletzungen hat in Kriegszeiten relativ zugenommen. Durch Verwendung der ?Body armour? zeigt sich der Körperstamm oftmals vor Waffen und Sprengeinwirkung geschützt, während der Genitalbereich ungeschützt dem Trauma ausgesetzt bleibt. Dennoch sind singuläre Verletzungen des äußeren Genitale selten und häufig Teil eines umfassenderen Traumabildes. Gerade Explosionsverletzungen (?blast injuries?) werden oftmals initial unterschätzt. Bei Schuss- und Explosionsverletzungen am äußeren Genitale kann das Ausmaß meist nur durch eine operative Exploration richtig eingeschätzt werden, Hochgeschwindigkeitsgeschosse führen oft zu Organverlust.

Verbrennungen betreffen mit größter Häufigkeit den Penis und das Perineum (ca. 28%) und werden analog anderen Verbrennungen behandelt. Sportunfälle sind die häufigste Ursache von Hodenrupturen und sollten innerhalb von 72 Stunden operativ versorgt werden (Organerhalt 80 vs. 32%). Bissverletzungen sind insgesamt selten, betreffen jedoch häufig Kinder und sollten aufgrund der polymikrobiellen Infektionsgefahr antibiotisch mit behandelt werden. Penisfrakturen bedürfen der operativen Exploration und Therapie, auf eine Mitbeteiligung der Harnröhre ist bereits bei der Diagnostik zu denken.

Die Rekonstruktion des äußeren Genitales orientiert sich am Erhalt der Funktion und dem Ausmaß der Weichteilverletzungen. Oftmals ist eine Deckung durch Mobilisation des umliegenden Gewebes machbar, aufwendigere Verfahren mittels Schwenklappen und zeitweiser Verlagerung der Hoden in subkutane Taschen sind ebenfalls durchführbar.

Diskussion: Die Ursache und das Ausmaß von Verletzungen des äußeren Genitales sind vielfältig und oftmals initial nicht abschließend zu beurteilen. Die zur Verfügung stehenden diagnostischen Mittel können eine operative Exploration häufig nicht ersetzen. Da Genitalverletzungen in den seltensten Fällen lebensbedrohlich und in den meisten Fällen mit weiteren Verletzungen vergesellschaftet sind, steht in der akuten Traumaversorgung die urologische Diagnostik und Versorgung (nach Sicherung der Harnableitung) im Hintergrund und wird zu einem späteren Zeitpunkt am stabilen Patienten durchgeführt.