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Ökonomische Bewertung des traumatischen Weichteildefekts unter besonderer Berücksichtigung der Vakuumtherapie
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Veröffentlicht: | 7. Dezember 2011 |
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Einleitung: Großflächige Weichteildefekte traumatischen Ursprungs stellen bei der Versorgung unfallchirurgischer Patienten ein kostenintensives Behandlungsszenario dar. Die in der Therapie zum Einsatz kommende Vakuumversiegelung ist mit deutlichen Kostenaufwand verbunden.
Mithilfe der gesundheitsökonomischen Evaluation soll ermittelt werden, ob die Therapie des traumatischen Weichteildefekts unter Einsatz der Vakuumtherapie kostendeckend erbracht werden kann.
Material und Methoden: Die Basis der Kosten-Erlös-Analyse bilden n= 67 behandelte Patienten mit traumatisch erworbenen Weichteildefekten, die mittels der Vakuumtherapie behandelt wurden. Zur Kostenkalkulation wurde das Konzept der Prozesskostenrechnung auf Grundlage Klinischer Pfade in Anlehnung an die InEK Kalkulationssystematik gewählt und durch eine eigens entwickelte an individuelle Krankheitsverläufe anpassbare Modulstruktur ergänzt.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Verweildauer der im Mittel 54 Jahre alten Patienten betrug 54 Tage. Mit einem durchschnittlichen PCCL-Level von 2,99 handelt es sich um schwere Erkrankungsfälle. Die Kosten-Analyse ergab für die Behandlung der 67 untersuchten Patienten Kosten in Höhe von 1.249176,91 €. Die Kalkulation zeigte eine finanziellen Verlust in Höhe von -152.314,36 €. 37,31% der Patienten überschritten die obere Grenzverweildauer der jeweiligen DRG. Personalkosten verursachten 49,75 % der Gesamtkosten, 17,04 % entfielen auf die Sachkosten. Die übrigen Kosten belaufen sich auf die Infrastruktur. In der Gesamtbehandlung fallen für die Vakuumtherapie 158.030,19 € an. Dies entspricht einem Gesamtkostenanteil von 12,65 %. Die Sachkosten des Systems liegen dabei in Höhe von 74.036 €, was 5,92% der Gesamtkosten ausmacht. Die durchschnittlichen Kosten der Vakuumtherapie pro Patient betragen 2.358,66 €.
Diskussion / Ausblick: Bei Leistungserbringern ist der hohe Sachkostenanteil im Rahmen der Behandlung mit der Vakuumtherapie häufig Entscheidungskriterium für deren Anwendung. In dieser Studie wurde jedoch gezeigt, dass in der Gesamttherapie die Sachkosten der Vakuumtherapie verhältnismäßig gering ausfallen. Vielmehr entsteht der Hauptkostenanteil durch Langzeitbehandlungen. Die Implementierung eines Standards für die Anwendung der Vakuumtherapie könnte den hohen Anteil an Langliegern reduzieren.
Die untersuchten Fälle sind aufgrund deren Komplexität ungenügend in der Kalkulation der Fallpauschalen des InEK aufgrund mangelnder Beteiligung von Maximalversorgen am Kalkulationsverfahren abgebildet. Eine differenzierte Integration der Vakuumtherapie in die DRG-Systematik sollte insbesondere Patienten abbilden, die durch primäre Defekte komplizierten Prozeduren unterzogen werden müssen. Dazu könnte die eingeführte DRG I98Z, die die Vakuumtherapie abbilden soll, weiter differenziert werden.
Auch die Erstattung einer ambulanten Vakuumtherapie würde neben der gesteigerten Lebensqualität zu einer Reduktion der stationär anfallenden Kosten, sowie zu einer Senkung der Gesamtverweildauern führen.