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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Femoroazetabuläres Impingement – Diagnostik und Therapie

Meeting Abstract

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  • corresponding author Christian R. Fraitzl - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm
  • Thomas Kappe - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm
  • Heiko Reichel - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw024

doi: 10.3205/11dgpw024, urn:nbn:de:0183-11dgpw0247

Veröffentlicht: 7. Dezember 2011

© 2011 Fraitzl et al.
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Gliederung

Text

Das femoroazetabuläre Impingement (FAI) wird heute als eine wesentliche Ursache der bis anhin als primär oder idiopathisch bezeichneten Koxarthrose gesehen. Die Erstbeschreibung und Weiterentwicklung des FAI-Konzepts hat in den letzten anderthalb Dekaden zunehmend Erkenntnisse über Hüftgelenksbeschwerden beim jungen Erwachsenen, seiner Diagnostik und Therapie sowie über die Entwicklung einer Koxarthrose zu Tage gefördert. Es werden prinzipiell zwei Formen des FAI unterschieden, wobei das Cam- oder Nockenwellen-FAI die femorale Variante mit einer zu gering ausgebildeten Taillierung am Femurkopf-/Schenkelhals-Übergang und das Pincer- oder Beißzangen-FAI die azetabuläre Form mit einer vermehrten Überdachung des Hüftkopfs darstellen. Am häufigsten, nämlich in etwa 70% der Fälle, findet sich eine Kombination beider FAI-Formen. Daneben kann ein FAI auch durch supraphysiologischen Einsatz eines regelrecht geformten Hüftgelenks zustande kommen, z.B. bei der Ausübung von Kampf- oder Tanzsportarten. Die Prävalenz der Nockenwellen-Deformität wird heute auf 15% geschätzt, für die Beißzangenform wird eine ähnliche Prävalenz vermutet. Je nach zugrunde liegendem Pathomechanismus wird beim FAI das Labrum acetabulare bzw. der azetabuläre Knorpel in charakteristischer Weise geschädigt und die Entwicklung einer Koxarthrose initiiert.

Die klinische Symptomatik ist durch einen zunächst nur nach außergewöhnlichen Belastungen auftretenden Leistenschmerz, der häufig als Adduktorenzerrung fehlinterpretiert wird, charakterisiert, es können aber auch Beschwerden in der Trochanter major- oder Glutäalregion vorliegen. Lange Belastungsphasen oder starke Bewegungsamplituden während sportlicher Aktivitäten können zur Beschwerdeexazerbation führen, während eine entsprechende Karenz anfänglich eine Beschwerderegression nach sich ziehen kann. Die Diagnostik des FAI umfasst konventionelle Röntgenaufnahmen (Beckenübersicht und seitliche Ansicht des betroffenen Hüftgelenks) sowie eine Kernspintomographie oder -arthrographie in radiärer Technik. Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Pathologie und kann eine Azetabuloplastie und/oder eine femorale Osteochondroplastie über einen offenen oder arthroskopischen Zugang oder eine Reorientierung des Azetabulums mittels Triple- oder periacetabulärer Osteotomie umfassen. Die bisher publizierten therapeutischen Studien zeigen, dass eine rechtzeitige Diagnosestellung und Therapieeinleitung prognostisch bedeutsam sind und in etwa 80% der Fälle eine sehr gute oder gute Beschwerdereduktion durch o.g. operative Massnahmen erzielt werden kann.