gms | German Medical Science

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Ganganalyse bei Patienten nach knöcherner Resektion des dist. Femurs und Implantation einer Tumorendoprothese

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author Juergen Bruns - Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Schwerpkt. Orthopäd. Chirurgie, Hamburg
  • Kai Raabe - Orthopädische Praxis, Hamburg, Hamburg
  • Georg Deuretzbacher - Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Biomechanisches Labor am Lehrstuhl f. Orthopädie, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw010

doi: 10.3205/11dgpw010, urn:nbn:de:0183-11dgpw0102

Veröffentlicht: 7. Dezember 2011

© 2011 Bruns et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Tumorpatienten mit Knochentumoren des distalen Femur werden häufig mit einer Tumorendoprothese versorgt. Biomechanische Faktoren scheinen wesentlich für die Veränderungen des Gangbildes verantwortlich zu sein. Dementsprechend wurden diese Patienten Ganganalyse unterzogen.

Methode: Verwendet wird ein System der Fa. VICON, das zeitgleich optisch die Bewegun-gen einzelner Körperpunkte im drei-dimensionalen Raum sowie die Ableitung von EMG-Signalen mittels Oberflächenableitungen auf fünf Kanälen und die Bestimmung der Bodenreaktionskräfte mittels Kistlerplatte ermöglicht. Simultan können kinematische, kinetische und EMG-Daten verglichen werden.

Resultate: Untersucht wurden 9 Patienten. Das mittl. Alter betrug 40,8 (14-75) Jahre. Ihre Ergebnisse wurden mit denen von 5 Gesunden (Alter 30 J. (22-29 J)) verglichen.

Bei Tumorpatienten betrug der postop. EnnekingScore 21 (11-25) von 30 Punkten. Ganganalytisch konnte festgestellt werden, daß alle Tumorpatienten in der Standphase einen erhöhten Tonus in der Muskulatur der operierten Extremität aufwiesen. Der M. triceps surae wies i. Vergleich zur Gegenseite u. zu Probanden einen deutlich schnelleren Anstieg bei geringerer Maximalaktivität auf. Der M. tib. anterior wies während der gesamten Standphase die höchste Aktivität auf. Dagegen zeigten die Kniebeuger (M. biceps femoris) erst in der späten Standphase eine Aktivität. Der M. quadriceps fem. zeigte auf beiden Seiten eine geringere Aktivität als bei Probanden. Berechnungen der Bodenreaktionskräfte zeigten bei Patienten eine flachere Kurve und einen geringeren Anstieg d. primären Belastungsphase (Heel-strike) und einen flacheren Abfall in der zweiten Belastungsphase (Toe-off) in der Senkrechten. In Gangrichtung wiesen Patienten ebenfalls eine deutliche geringere Kraft auf als Probanden. Die kinematischen Daten zeigten u.A. eine verringerte Beugung im Knie- und Hüftgelenk.

Diskussion: Ganganalytisch ließ sich zeigen, daß Tumorpatienten, die mit einer Tumorprothese am distalen Femur versorgt wurden, in der Belastungsphase vorsichtiger Auftreten und Abstoßen als Gesunde. Der Muskeltonus erscheint eine zusätzliche Stabilisierung zu gewährleisten. Jedoch wurden die Aktivitätsspitzen Gesunder nicht errreicht. Die Ursache dieser Phänomene ob physiologisch oder psychologisch bedingt ist bisher ungeklärt. Dieses Bewegungsmuster ist als stiff-legged-pattern beschrieben worden und zeigt eine mangelnde Koordination und/oder eine Schonhaltung an.