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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Ist das Alter der Patientin ein Risikofaktor für das Outcome nach Mammareduktionsplastiken? Vergleich von Patientinnen unter 20 Jahren und über 60 Jahren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anna Wirthmann - Agaplesion Markus Krankenhaus, Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland
  • Lena Welsch - Agaplesion Markus Krankenhaus, Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland
  • Lara Kasper - Agaplesion Markus Krankenhaus, Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland
  • Susanne Hüttinger - Agaplesion Markus Krankenhaus, Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland
  • Ulrich Rieger - Agaplesion Markus Krankenhaus, Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc175

doi: 10.3205/16dgpraec175, urn:nbn:de:0183-16dgpraec1754

Veröffentlicht: 27. September 2016

© 2016 Wirthmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Mammareduktionsplastik ist einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe in der Plastischen Chirurgie. Die Gewichtsreduktion der für den Körper zu schweren Brüste lindert Nacken- und Rückenschmerzen, verbessert die Haltung und ermöglicht eine freie Bewegung und behebt Intertrigo intermammär und in der Unterbrustfalte.

Als Plastische-, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgen sehen wir uns mit einem ungleichen Patientenklientel konfrontiert. Durch den rasanten Wandel der Bevölkerungsstruktur divergiert das biologische Alter oft stark vom chronologischen Alter.

Adoleszente (WHO Definition ≤20 Jahre) treten früher in die Pubertät ein. In den Medien vertretene Vorbilder haben hohen Einfluss besonders auf die Körperwahrnehmung. Das Senium (WHO Definition ≥60 Jahre) bewahrt sich bis ins Alter ein hohes Maß an Lebensqualität und Körpergefühl.

In unserer Klinik haben wir untersucht, ob das chronologische Alter dieser beiden Gruppen, unter Berücksichtigung der Komorbiditäten, ein erhöhtes Risiko für Komplikationen darstellt.

Methode: Eine retrospektive Studie im Zeitraum von 2005 bis 2015 am AGAPLESION Markus Krankenhaus hat 486 konsekutive Patientinnen, die sich aus nicht onkologischen Gründen einer Mammareduktionsplastik unterzogen, in drei Gruppen unterteilt. Zum Zeitpunkt der Operation reichte die Alterspanne der Patientinnen von 16 bis 79 Jahren (Durchschnitt 44,55 Jahre). In der ersten Gruppe befanden sich alle Patientinnen bis zum zwanzigstem Lebensjahr einschließlich. Die zweite Gruppe umfasste Patientinnen von 60 Jahren oder älter. Als Vergleichsgruppe diente die der 21 bis 59 jährigen. Diese retrospektive Studie vergleicht das operative Outcome im Hinblick auf Infektion, Abszess oder Fistelbildung, Nachblutung, Serombildung oder Fettgewebsnekrose, und (Teil-) Verlust des Mamillen-Areola-Komplexes (MAK) unter Berücksichtigung der vorbestehenden Komorbiditäten. Die der Krankengeschichte entnommenen Komorbiditäten setzten sich überwiegend aus endokrinologischen Störungen, Erkrankungen desHerz-Kreislauf-Systems, Störungen der Blutgerinnung und Krankheiten, die eine immunsupprimierende Therapie erforderlich machen (z.B. Steroiden), zusammen.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Operation waren 57 Patientinnen 20 Jahre oder jünger. Dies entspricht 11,7% der Anzahl der gesamten Mammareduktionsplastiken. Davon hatten 49 Patientinnen keine Komorbiditäten (86%). In der Gruppe 2 waren 38 Patientinnen 60 Jahre oder älter, dies sind 7,8% aller Mammareduktionsplastiken. In dieser Gruppe hatten 20 Patientinnen keine Komorbiditäten (52,6%). Die Vergleichsgruppe 3 (21-59 Jahre) umfasste mit 391 Patientinnen 80,5% der gesamten Mammareduktionsplastiken. Der Anteil der Patientinnen, die keine Komorbiditäten aufweisen lag bei 71%.

Die Analyse des post-operativen Outcomes beinhaltet die Rate der oben beschriebenen Komplikationen inkl. der Revisionsrate.

Die Komplikationsrate lag der in der Gruppe 1 bei 3,51% (=2 Patientinnen) wobei es sich ausschließlich um operative Revisionen (1 Hämatom, 1 Abszess) handelte. In der Gruppe 2 lag die Komplikationsrate bei 18,42% (=7 Patientinnen), 5 Patientinnen (13,15%) wurden revidiert (4 Hämatom, 1 Infekt). In der Vergleichsgruppe 3 lag die Komplikationsrate bei 12,78%, wobei 34 Patientinnen (8,7%) operativ revidiert wurden. Die Anzahl der oberflächlichen Wundheilungsstörungen unterschied sich, unter Berücksichtigung der höheren Anzahl an Komorbiditäten in der Gruppe der älteren Patientinnen, nicht signifikant zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung: Das Alter kann nicht als alleiniger Risikofaktor für Komplikationen bei der Mammareduktionsplastik angesehen werden, sondern vielmehr die Anzahl der Komorbiditäten. Die Indikation sollte unter Berücksichtigung von Beschwerdebild, biologischem Alter, psychologischem Reifegrad, und mitgebrachten Risikofaktoren der Patientin gestellt werden.