Artikel
Reduktion von Wundheilungsstörungen durch prä-operative Perfusionsuntersuchung vor totaler Sprunggelenksendoprothese: ein einfacher Algorithmus
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Im Rahmen von Operationen zum Ersatz des Sprunggelenkes durch eine Endoprothese spielt das Weichteilmanagement eine ernstzunehmende Rolle. Ischämische und hypoxische Gewebszustände werden primär durch einen reduzierten Blutfluss verursacht, welcher in der Folge mit einer insuffizienten mikrovaskulären Perfusion und Gewebsnutrition einhergeht. Bei Ausbildung einer vollschichtigen Hautnekrose kann es hierbei zu freiliegenden Implantatlagern und im Verlauf zu einem schlechten Operationsergebnis kommen. Wir berichten hier über einen neuen und einfachen Algorithmus zur präoperativen Diagnostik von arteriellen Durchblutungsstörungen anhand von Patienten mit schweren Hautweichteildefekten nach stattgehabter Sprunggelenksersatzoperation.
Material und Methoden: Es wurden retrospektiv die Daten von 30 Patienten nach Implantation einer Sprunggelenksprothese im Hinblick auf den präoperativen Gefäßstatus sowie mögliche postoperative Komplikationen untersucht. Anhand dieser Daten wurde ein Algorithmus erstellt, welcher Weichteilkomplikationen aufgrund möglicher Perfusionsstörungen, reduzieren bzw. verhindern kann.
Ergebnisse: Bei drei Patienten (alle weiblich, Alter 63±5 Jahre; BMI 27±3 kg/m2) kam es nach Implantation einer Sprunggelenksprothese zu schweren Hautweichteildefekten, welche einer plastisch-rekonstruktiven Behandlung bedurften. Der Wundverschluß konnte bei einer Patientin konservativ durch regelmäßige Verbandswechsel erreicht werden. Bei den weiteren Patientinnen war der definitive Wundverschluss nur chirurgisch durch Spalthauttransplantation bzw. mikrochirurgische Transplantation eines Latissimus dorsi-Lappens, möglich. Anhand der Komplikationsbehandlung wurde hier ein Algorithmus zur präoperativen Erfassung der arteriellen Blutversorgung erstellt. Der Algorithmus, beinhaltet zunächst (1) die Überprüfung der vorhandenen Pulse an A. dorsalis pedis und A. tibialis posterior. Sind diese nicht palpabel sollte der (2) Knöchel-Arm-Index mittels Doppler erhoben werden. Bei Werten <0.9 oder >1,2 ist eine (3) Angiographie dringend empfohlen. Im Falle von Stenosen oder Verschlüssen sollte (4) die Wiederherstellung des Blutflusses durch interventionell-radiologische oder gefäßchirurgische Techniken vor dem geplanten Gelenksersatz erfolgen.
Schlussfolgerung: Die präoperative Identifizierung der arteriellen Blutversorgung von Patienten, welche sich einer Operation zum Ersatz des Sprunggelenkes unterziehen, ist von immanenter Bedeutung für das postoperative Ergebnis. Die oben beschrieben Patientenfälle unterstreichen hier die Wichtigkeit einer sorgfältigen präoperativen Untersuchung des peripheren arteriellen Status bei Patienten vor geplanter Implantation einer Sprunggelenksprothese. Hier kann der von uns dargestellte neue Algorithmus Weichteilkomplikationen verhindern und damit das postoperative Ergebnis verbessern. Dieser Algorithmus sollte daher vor jeder geplanten Operation durchgeführt und ggf. die Perfusion im Operationsgebiet wiederhergestellt werden.