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Case Report: Autologe osteokartilaginäre Transplantation zur Gelenksrekonstruktion des Metacarpophalangealgelenks (MCP)
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Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Für die Rekonstruktion im Bereich des MCP-Gelenkes liegt bisher kein klinisch bewährtes Verfahren zur alloplastischen Gelenksrekonstruktion vor. Im vorliegendem Beispiel berichten wir über einen zwölfjährigen Jungen, der sich mit einer Kettensägen ein dorsalseitiges Trauma auf Höhe des MCP-Gelenkes des rechten Mittelfingers zugezogen hatte. Neben einer Läsion der Strecksehne zeigte sich ein ossärer Defekt des palmarseitigen gelenkbildenden Köpfchenanteiles von insgesamt ca. 60% der Gelenksfläche. Nach initialer Wundversorgung führten wir drei Tage posttraumatisch die Gelenksrekonstruktion mit einem autologen osteokartilaginärem Transplantat von der ipsilateralen Seite des Metatarsale IV-Köpfchens durch.
Material und Methoden: Das Ausmaß des Defektes wurde präoperativ durch eine dreidimensionale computertomographische Bildrekonstruktion dargestellt. Zunächst erfolgte die Wiedereröffnung der Wunde und die Freilegung des Metacarpalköpfchen samt seiner ossären Destruktion. Um den ossären Defekt dreidimensional zu erfassen wurde ein Abdruck aus Knochenwachs modelliert. Anhand des Modells konnte mit einer oszillierenden Säge der gelenkbildene Anteil des Metatarsalköpfchens DIV reseziert und dem Defekt angeglichen werden. Das angepasste Transplantat wurde anschließend bei 30° Flexionsstellung mit zwei sich kreuzenden Kirschnerdrähten (K-Draht; 0,8 mm Stärke) fixiert. Im Bereich des Hebedefektes wurde Knochenwachs eingebracht und eine Kapselraffung durchgeführt. In der Nachbehandlung wurden die Langfinger III, IV und V für 21 Tage postoperativ ruhiggestellt.
Ergebnisse: In der Röntgenkontrolle nach drei Wochen zeigte sich eine adäquate Knochenheilung, so dass die Entfernung der K-Drähte vorgenommen werden konnte. Nach rasch progredienten Bewegungsübungen zeigte sich eine regelrechte ROM. Ein Streckdefizit ließ sich nicht nachweisen. Der Hebedefekt erbrachte nach dreimonatiger Kontrolle unter sichtbar flüssigem Gangbild keine Einschränkung bei Belastung des Fußes.
Schlussfolgerung: Die autologe osteokartilaginäre Transplantation zur Gelenksrekonstruktion stellt in der Handchirurgie eine seltene Entität dar. In einer gründlichen Literaturrecherche wurden von verschiedenen Autoren bis zu neun Fälle beschrieben werden. Zusammenfassend scheint die Methode einem alloplastischen Verfahren überlegen zu sein. Im Beispiel des zwölfjährigen Jungen war die autologe Transplantation für die Langzeitprognose von besonderer Wichtigkeit. Im vorliegenden Fall war mittels dreidimensionalen Abdrucks durch Knochenwachs eine nahezu anatomische Gelenkflächenrekonstruktion möglich. Inwieweit innovative Techniken wie 3-D Scanner zur dreidimensionalen Rekonstruktion eingesetzt werden können bleibt zu diskutieren.