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Unterschiedliches Perfusionsverhalten von freien osteokutanen Lappen im Gesichts- und Extremitätenbereich
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Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
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Komplikationen nach freiem Gewebetransfer sind trotz immer besserer Operationstechniken und Operationsergebnissen eine ernstzunehmende Problematik in der Wiederherstellungschirurgie. Insbesondere die Perfusionskontrolle von osteokutanen Lappentransplantaten stellt eine große Herausforderung für die aktuellen Monitoring Verfahren dar. Aktuell existieren diverse Verfahren zur Beurteilung postoperativer Durchblutungsstörungen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte sich weder ein geeignetes Monitoringverfahren, noch Grenzwerte einer ausreichenden Lappenperfusion etablieren.
Ziel dieser Studie war es, mittels Kontrastmittel Ultraschall (CEUS), postoperative Durchblutungsstörungen nach osteokutanem Gewebetransfer frühzeitig zu identifizieren und Unterschiede im Perfusionsverhalten der osteokutanen Lappentransplantate abhängig von der Empfängerregion zu detektieren.
22 Patienten nach freiem osteokutanem Gewebetransfer wurden in den ersten 72 h nach Operation mit CEUS untersucht. Empfängerregion waren Extremitäten in 12 Fällen und Defekte im Gesichtsbereich in 10 Fällen. Das durchschnittliche Patientenalter betrug 53,8 ± 3,2 (15 männlich 7 weiblich). Die Lappentransplantation musste sowohl aufgrund traumatologischer (9 Fälle), infektiologischer (5 Fälle) als auch aufgrund maligner Grunderkrankungen (8 Fälle) durchgeführt werden. Nach Bolus Injektion von 2,4 ml Kontrastmittel (SonoVue®, Bracco, Italy) wurde die Durchblutung des Lappentransplantats mit einer linearen Schallkopfsonde (6–9 MHz, LOGIQ E9/GE) beurteilt. Veränderungen der kapillaren Durchblutung wurden schichtabhängig detektiert und mit Hilfe einer speziellen Perfusionssoftware (Qontrast, Bracco, Itlay) semiquantitative ausgewertet. Anhand der unterschiedlichen Perfusionsparameter PEAK (max. Kontrastmittelanflutung), TTP (time to PEAK), RBV (regionales Blutvolumen), RBF (regionaler Blutfluss) und MTT (gemittelte regionale Verweildauer des Kontrastmittels) konnte sowohl die Weichteilperfusion als auch die knöcherne Durchblutung beurteilt werden.
Die Komplikationsrate bei Rekonstruktionen im Gesichtsbereich war mit 30% verglichen mit 16% bei Rekonstruktionen im Bereich der Extremitäten deutlich erhöht. Diese deskriptive Analyse deckte sich mit der semiquantitativen Auswertung mittels Qontrast Perfusionssoftware. So konnte anhand der Perfusionsparameter TTP (p=0,032), RBV (p=0,017) und MTT (p=0,01) eine signifikant geringer Perfusion der knöchernen Komponente im Gesichtsbereich detektiert werden. Ebenso zeigte sich die Weichteilperfusion des Transplantats im Gesichtsbereich reduziert: TTP (p=0,010) und MTT (0,012).
Es konnte gezeigt werden, dass sich CEUS zur Beurteilung der Lappenperfusion durchaus eignet. Die Durchblutung der Weichteilkomponente als auch die knöcherne Durchblutung nach freier osteokutaner Lappentransplantation kann zuverlässig beurteilt werden. Die geringere Perfusion im Gesichtsbereich ist vermutlich auf den höheren Prozentsatz an Tumor induzierten Defekten und der damit veränderten Hämostase zurückzuführen. Weitere Untersuchungen mit höheren Fallzahlen sind erforderlich um diese Vermutung zu stützen.