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Menschlichkeit in Zeiten der DRG Budgetierung: Kosten-Nutzen-Evaluierung bei palliativ-rekonstruktiven freien Gewebetransfers
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Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
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Einleitung: Palliative Operationen haben den Hintergrund, die Lebensqualität des Patienten durch Tumormassenreduktion zu steigern. Neben der Nutzen-Risiko-Entscheidung spielt in der heutigen Zeit zunehmend auch die Kosten-Nutzen-Balance eine wichtige Rolle. Bei exazerbierenden kraniellen Tumoren reicht zur Defektdeckung häufig eine lokale Lappenplastik nicht mehr aus. Insbesondere bei intrazerebralen Prozessen mit Defekt der Schädelkalotte bieten sich freie myokutane Lappenplastiken als adäquater Defektverschluss an. In palliativen Situationen ist die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Defektversorgung häufig erschwert. Der Behandlungsumfang und die Krankenhausverweildauer sind für den Patienten in einer Palliativsituation von entscheidender Bedeutung. Neben medizinischen und ethisch-moralischen Erwägungen ist die Kostenerlössituation für das behandelte Krankenhaus inzwischen ebenfalls von Bedeutung.
Material und Methoden: Exemplarisch wurden 3 palliative Fallbeispiele nach funktionellen Ergebnissen, Krankenhausverweildauer und Kostenerlössituation analysiert.
Ergebnisse: Ein vollständiger kranialer Defektverschluss wurde in allen Fällen mithilfe eines freien myokutanen Gewebetransfers erreicht bei ausreichender Lappengröße, Stiellänge sowie geringer Hebedefektmorbidität in allen Fällen. Alle Patienten waren mit dem funktionellen Ergebnis sehr zufrieden, vor allem mit Hinblick die Lebensqualität nach abgeheilter Wundsituation. Die Krankenhausverweildauer betrug im Durchschnitt 28 Tage. Die Kostenerlössituation variierte in Abhängigkeit von der Verweildauer und den Komorbiditäten des jeweiligen Patienten, so dass sich der erhöhte Umfang der Behandlung häufig nicht abbildete.
Schlussfolgerung: Neben der individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung hinsichtlich rekonstruktiver Eingriffe bei palliativen Patienten sind lang andauernde Klinikaufenthalte und der erheblich größere operative Umfang zu berücksichtigen. Trotz ökonomisch häufig unattraktiver Gesamtsituation sollte immer der Mensch im Zentrum ärztlicher Entscheidungen und Handelns stehen.