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Automutilation als Problem in der Plastischen Chirurgie
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Veröffentlicht: | 27. September 2011 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Durch Analyse von Fällen der eigenen Abteilung sollten Gemeinsamkeiten ermittelt werden, die als Indikatoren für einen Anfangsverdacht und die Sensibilisierung des Chirurgen dienen.
Material und Methoden: Anamnese und Krankheitsbild und klinischer Verlauf von 10 Patienten eines 15 Jahreszeitraums wurden analysiert und auf Gemeinsamkeiten geprüft.
Ergebnisse: Die Wunden lagen bei allen Fällen in gut einsehbaren und manuell erreichbaren anatomischen Regionen. Die angegebene Ursache war für den chronisch rezidivierenden Verlauf in keinem Fall glaubhaft. Es lag jeweils nur eine aktuelle Wunde vor. Keine Wunde war vital bedrohlich. In der sozialen Anamnese aller Patienten fanden sich soziale Brüche wie Arbeitsplatzverlust, Beziehungskrisen, Überforderungssitationen. Trotz der z.Tl. langjährigen Krankheitsverläufe waren alle Patienten bereit, sich erneut einer neuen auch aufwändigen operativen Behandlung zu unterziehen. Akribisch aufgelistete Behandlungsprotokolle und häufige Klinikwechsel waren weitere Beobachtungen.
Schlussfolgerung: Sensibilität für die Indizien der Automutilation bewahrt alle Beteiligten vor Enttäuschungen. Finden sich bei Patienten mit chronisch rezidivierenden Wunden ohne plausible Ursache mehrere der aufgelisteten Gemeinsamkeiten so ist der Anfangsverdacht begründet. Dieser kann oft durch Telefonate mit vorbehandelnden Ärzten und Kliniken erhärtet werden. Die chirurgische Therapie darf nicht verweigert werden, sollte aber am konservativen Rand des Therapiespektrums bleiben. Ein Psychiater ist einzuschalten.