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49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC), 42. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 16. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

29.09. - 01.10.2011, Innsbruck

Therapie des Doppeldaumens – eine Herausforderung an die Weichteilrekonstruktion

Meeting Abstract

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  • author Christian Kindler - Zentrum für Hand-, Mikrochirurgie und Plastische Chirurgie, Schön Klinik München Harlaching, München
  • Bernhard Lukas - Zentrum für Hand-, Mikrochirurgie und Plastische Chirurgie, Schön Klinik München Harlaching, München

Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC), 42. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 16. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Innsbruck, 29.09.-01.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpraecV9

doi: 10.3205/11dgpraec009, urn:nbn:de:0183-11dgpraec0092

Veröffentlicht: 27. September 2011

© 2011 Kindler et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Ziel einer chirurgischen Rekonstruktion beim Doppeldaumen ist ein funktionell gut beweglicher Daumen bei erhaltender Stabilität in Grund- und IP-Gelenk und möglichst normaler Form und Größe. Wir berichten über unsere Erfahrungen und das Outcome der letzten 6 Jahre.

Material und Methoden: Zwölf Doppeldaumen bei elf Patienten wurden seit Anfang 2006 in unserer Abteilung behandelt. Der Operationszeitpunkt lag bei allen Patienten im zweiten Lebensjahr. Dabei wurden vier Daumen im Stadium Wassel II, zwei Daumen im Stadium Wassel III, fünf Daumen im Stadium Wassel IV und ein Daumen im Stadium Wassel V operativ versorgt. Stets wurde der radiale akzessorische Daumen entfernt und ein radiale Stabilisierung an Grundgelenk oder IP-Gelenk angeschlossen. In acht Fällen erfolgte eine temporäre Stabilisation des verbliebenen Daumens mittels Kirschner-Draht. In fünf Fällen wurde eine Korrekturosteotomie an Grundphalanx oder Metacarpale durchgeführt.

Ergebnisse: Die Nachuntersuchung erfolgte im Mittel mit 34 Monaten postoperativ. Es erfolgte die Messung des Outcomes nach dem Hori-Score. In acht Fällen wurde ein gutes Ergebnis erreicht (Hori-Score 17-19 Punkte von 20), in drei Fällen ein befriedigendes Ergebnis (Hori-Score 14-16 Punkte). In einem der befriedigenden Fälle wurde eine Revisionsoperation durchgeführt und damit der Hori-Score von 14 auf 16 Punkte verbessert. Es erfolgte die Rekonstruktion des Seitenbandes bei ulnarer Instabilität im Grundgelenk mit Palmaris longus Sehne. In einem weiteren der befriedigenden Fälle erfolgte eine erneute Stabilisierung des radialen Seitenbandes am IP-Gelenk mit partieller FCR-Sehne sowie eine Vertiefung der ersten Interdigitalfalte bei Adduktionskontraktur. Bei einem Patienten verzeichneten wir ein schlechtes Ergebnis (Hori-Score ≤ 13). Es kam zu einer Zick-Zackdeformität mit schlechter Beuge- und Streckfunktion. Eine Weiterbehandlung durch unsere Abteilung wurde seitens der Eltern abgelehnt.

Schlussfolgerung: Unseren Erfahrungen nach hat sich ein Operationszeitpunkt im zweiten Lebensjahr aus anästhesiologischer und handchirurgischer Sicht bewährt. Die alleinige Resektion des hypoplastischen Anteils, der in unseren Fällen stets der radiale Daumen war, ist eine technisch gut durchführbare Operation und führt zu einem guten und befriedigenden Outcome. Die Operationsmethode nach Bilhaut-Cloquet ist unserer Auffassung nur Einzelfällen mit zwei gleichwertigen, deutlich hypoplastischen Daumen vorenthalten. Nach Keilosteotomie zur Begradigung einer Fehlstellung ist eine Kirschnerdrahtstabilisierung sinnvoll, in allen anderen Fällen sollte sie vermieden werden. Eine postoperative Ruhigstellung in einer thermoplastischen Daumenschiene über 4-6 Wochen trägt unserer Meinung nach aber entscheidend zum Erfolg bei. Die Compliance von Patient und Eltern ist daher von enormer Bedeutung. Bei Insuffizienz der Seitenbänder oder exzentrischer Insertion der Daumensehnen ist auch eine temporäre Transfixation des betroffenen Gelenks nicht immer ausreichend. Trotzdem kann es zu Achsabweichungen und Instabilitäten kommen, die Revisionsoperationen nach sich ziehen, wie in drei unserer Fälle aufgezeigt.