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29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Spätfolgen nach Stimmlippenaugmentation mit Teflon: Klinisches Bild und Rehabilitation

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  • corresponding author presenting/speaker Rudolf Reiter - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Johannes Veit - HNO-Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Sibylle Brosch - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppP24

doi: 10.3205/12dgpp53, urn:nbn:de:0183-12dgpp532

Veröffentlicht: 6. September 2012

© 2012 Reiter et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Teflon wurde vor allem bis etwa 1990 zur Stimmlippenaugmentation bei einer einseitigen Stimmlippenparese eingesetzt. Aufgrund mehrerer Beobachtungen von Teflongranulomen bzw. Dislokation in Zusammenhang mit der Applikation im Larynx gilt die Substanz inzwischen als obsolet.

Material und Methoden: Wir beschreiben mögliche Komplikationen, deren Diagnostik und Therapie bei 2 Patienten mit vorangegangener permanenter Stimmlippenaugmentation mittels Teflon.

Ergebnisse: Ein 61-jähriger Patient stellte sich mit Heiserkeit nach Stimmlippenaugmentation rechts mittels Teflon vor 20 Jahren aufgrund einer idiopathischen Stimmlippenparese vor. Eine subglottische Schwellung, die sich histologisch als dislozierter Teflonanteil mit Anteilen eines Fremdkörpergranuloms herausstellte, führte zu einer Glottisschlussinsuffizienz. Dieses Granulom wurde in Vollnarkose teilentfernt und zur Verbesserung des Glottisschluss zweizeitig 6 Wochen später eine Stimmlippenaugmentation mit autologem Bauchfett durchgeführt.

Ein 67-jähriger Patient stellte sich zur Routinekontrolle vor, nachdem 2004 aufgrund einer linksseitigen Stimmlippenparese eine Stimmlippenaugmentation mit Teflon durchgeführt worden war. Es fand sich eine Gewebevermehrung der linken Taschenfalte und Schwellung der Postcricoidregion linksbetont. In der durchgeführten CT- bzw. MRT-Untersuchung zeigte sich eine linksbetonte Raumforderung im Bereich der Cricodregion, die sich histologisch als Chondrosarkom herausstellte (Staging N0M0). Es erfolgte eine Laryngektomie und funktionellen Neck Dissektion bds.

Diskussion: Eine Dysphonie kann aufgrund eines dislozierten Teflonimplantats als Spätkomplikation einer Stimmlippenaugmentation vorkommen. In der Literatur wurde ein Chondrosarkom des Larynx nur einmalig in denkbarem Zusammenhang mit Tefloninjektionen berichtet. Dabei fanden sich histologisch mehrere Teflon-Granulome in enger Nachbarschaft zu den neoplastischen Zellen. Differentialdiagnostisch muss bei einer unklaren Gewebevermehrung im Larynx bzw. Hypoharynx nach erfolgter Tefloninjektion immer auch an eine Malignomformation gedacht werden.


Text

Einleitung

Teflon (Polytetrafluorethylen) wurde vor allem bis etwa 1990 zur permanenten Stimmlippenaugmentation bei einer einseitigen Stimmlippenparese eingesetzt. Aufgrund mehrerer Beobachtungen von Teflongranulomen bzw. Dislokation in Zusammenhang mit der Applikation im Larynx gilt die Substanz inzwischen als obsolet [1]. Sie findet nur noch in Einzelfällen gebrauch, wenn aufgrund einer limitierten Lebenserwartung Langzeitergebnisse „nicht von Bedeutung sind“ [2].

Methode

Wir beschreiben mögliche Komplikationen, deren Diagnostik und Therapie bei 2 Patienten mit vorangegangener permanenter Stimmlippenaugmentation mittels Teflon und diskutieren die aktuelle Literatur hierzu.

Ergebnisse

Ein 61-jähriger Patient stellte sich mit Heiserkeit nach Stimmlippenaugmentation rechts mittels Teflon vor 20 Jahren aufgrund einer idiopathischen Stimmlippenparese vor. Eine subglottische Schwellung, die sich histologisch als dislozierter Teflonanteil mit Anteilen eines Fremdkörpergranuloms herausstellte, führte zu einer Glottisschlussinsuffizienz. Dieses Granulom wurde in Vollnarkose teilentfernt und zur Verbesserung des Glottisschluss zweizeitig 6 Wochen später eine Stimmlippenaugmentation mit autologem Bauchfett durchgeführt.

Ein 67-jähriger Patient stellte sich zur Routinekontrolle vor, nachdem 2004 aufgrund einer linksseitigen Stimmlippenparese eine Stimmlippenaugmentation mit Teflon durchgeführt worden war. Es fand sich eine Gewebevermehrung der linken Taschenfalte und Schwellung der Postcricoidregion linksbetont. In der durchgeführten CT- bzw. MRT-Untersuchung zeigte sich eine linksbetonte Raumforderung im Bereich der Cricoidregion, die sich histologisch als Chondrosarkom herausstellte (Staging N0M0). Es erfolgte eine Laryngektomie und funktionellen Neck Dissektion bds.

Diskussion

In den 60er bis 90er Jahren stand für die operative Stimmlippenmedialisierung eine Teflonpaste zur Verfügung, die im Gegensatz zu den heute verwendeten Materialien keinerlei Resorptionsverhalten zeigte. Dieser günstigen Eigenschaft stand jedoch die Beobachtung entgegen, dass immer wieder Granulombildungen und Dislokationen der Substanz beobachtet wurden, weshalb diese Substanz inzwischen obsolet ist und auch in unserer Klinik nicht mehr verwendet wird. Eine Dysphonie kann aufgrund eines dislozierten Teflonimplantats als Spätkomplikation einer Stimmlippenaugmentation vorkommen [1]. In der Literatur existieren bisher nur Einzelfallberichte von Teflon induzierten Chondrosarkomen [3], [4]. In unserem Fall fanden sich histologisch mehrere Teflon-Granulome in enger Nachbarschaft zu den neoplastischen Zellen, die deshalb eine Teflon induzierte Genese vermuten lassen [5]. Differentialdiagnostisch muss bei einer unklaren Gewebevermehrung im Larynx bzw. Hypoharynx nach erfolgter Tefloninjektion immer auch an eine Malignomformation gedacht werden.


Literatur

1.
Reiter R, Lunatschek CH, Brosch S. [Novel hoarseness in patient with vocal fold augmentation with teflon 20 years ago]. Laryngorhinootologie. 2012 Apr;91(4):247-9. DOI: 10.1055/s-0031-1291245 Externer Link
2.
King JM, Simpson CB. Modern injection augmentation for glottic insufficiency. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg. 2007 Jun;15(3):153-8. DOI: 10.1055/s-0031-1291245 Externer Link
3.
Hakky M, Kolbusz R, Reyes CV. Chondrosarcoma of the larynx. Ear Nose Throat J. 1989 Jan;68(1):60-2.
4.
Rinaldo A, Howard DJ, Ferlito A. Laryngeal chondrosarcoma: a 24-year experience at the Royal National Throat, Nose and Ear Hospital. Acta Otolaryngol. 2000 Sep;120(6):680-8.
5.
Reiter R, Rettinger G, Veit J, Pilcher C, Brosch S. [Chondrosarcoma of the Larynx in Patient with Vocal Fold Augmentation with Teflon.]. Laryngorhinootologie. 2012 Jun 29. DOI: 10.1055/s-0032-1316333 Externer Link