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29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Dysphonie bei einer Patientin mit Systemischem Lupus Erythematodes

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  • corresponding author presenting/speaker Rudolf Reiter - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Sibylle Brosch - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppP18

doi: 10.3205/12dgpp41, urn:nbn:de:0183-12dgpp416

Veröffentlicht: 6. September 2012

© 2012 Reiter et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie z.B. ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) können zu Stimmlippenveränderungen aufgrund von Rheumaknoten, den sog. „bamboo nodes“ führen. An Therapiekonzepten werden u.a. eine operative Entfernung, eine lokal oder systemische antiinflammatorische Therapie, oder eine Stimmtherapie genannt.

Material und Methoden: Eine 33jährige Industriekauffrau mit einem SLE stellte sich erstmals 09/1995 mit progredienter Heiserkeit und Sprechanstrengung bei „bamboo nodes“ der Stimmlippen vor. Insgesamt hatte sich die Patientin bis 01/2010 bereits 4-mal einer lokalen antiinflammatorischen Therapie mit einem Corticoid in örtlicher Betäubung und 2-mal einer Knotenexstirpation in Vollnarkose unterzogen.

Die Patientin stellte sich 01/2010 erneut in unserer Sektion vor, da ihre Stimme seit 8 Wochen massiv heiser war. Seit 08/2009 litt sei an einem schwerer Schub des bekannten SLE mit laryngoskopisch nachweisbaren Rezidiven (2 typische „bamboo nodes) in der rechten Stimmlippe. Der auditive perzeptive Stimmeingangsbefund ergab eine massiv heisere Stimme (R3B3H3) mit einem hochgradig gestörten VHI. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Rheumatologen wurde die anti-rheumatische Therapie adaptiert (Ciclosporin, Prednisolon, Metothrexat) und die logopädische Therapie weiter fortgesetzt. Erfreulicherweise war es 8 Wochen später zu einer deutlichen Stimmverbesserung mit aktuell belegter, jedoch deutlich tragfähiger Stimme gekommen (R1B1H1). Laryngoskopisch fand sich nun ein unauffälliger Befund mit normalem VHI.

Diskussion: Anhand unseres Fallberichtes konnte demonstriert werden, dass die Manifestation eines SLE an den Stimmlippen („bamboo nodes“) zu Heiserkeit führt und nach operativer Intervention (lokale Corticoidapplikation und/oder operative Abtragung) oft zu Rezidiven neigt. Eine Optimierung der systemischen antirheumatischen Therapie in Kombination mit Logopädie kann erfolgsversprechend sein.


Text

Einleitung

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie z.B. eine rheumatoide Arthritis oder ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) können sich auch am Kehlkopf manifestieren. Das Erscheinungsbild ist variabel und reicht von einer Stimmlippenlähmung bis hin zu Stimmlippenveränderungen aufgrund von speziellen Rheumaknoten, den sog. „bamboo nodes“. An Therapiekonzepten werden u.a. eine operative Entfernung, eine lokale antiinflammatorische Corticoidapplikation, eine orale systemische antiinflammatorische Therapie, eine Stimmtherapie oder Kombinationen davon genannt.

Fallbericht

Wir beschreiben den Krankheitsverlauf einer 33-jährigen Industriekauffrau mit einem SLE, die sich erstmals 09/1995 mit progredienter Heiserkeit und Sprechanstrengung bei „bamboo nodes“ im mittleren Drittel der Stimmlippen vorstellte. Insgesamt hatte sich die Patientin bis 01/2010 4-mal einer lokalen antiinflammatorischen Therapie mit einem Corticoid in örtlicher Betäubung und 2-mal einer Knotenexstirpation in Vollnarkose unterzogen. Begleitet wurde die operative Therapie von logopädischen Stimmübungsbehandlungen. Die Patientin stellte sich 01/2010 erneut in unserer Sektion vor, da ihre Stimme seit 8 Wochen massiv heiser und brüchig war. Seit 08/2009 litt sei an einem schwerer Schub des bekannten SLE. Mikrolaryngoskopisch war die rechte Stimmlippe glatt, im mittleren Drittel der linken zeigten sich als Rezidiv 2 Verdickungen (typische „bamboo nodes“), die zu reduzierten Feinschwingungen und einem inkompletter Glottisschluss führten. Der auditive perzeptive Stimmeingangsbefund ergab eine massiv heisere, brüchige Stimme (R3B3H3). Die mittlere Sprechstimmlage war mit 270 Hz erhöht, die maximale Phonationsdauer mit 8 sec verkürzt. Die Selbsteinschätzung der Stimmqualität wurde mittels der Deutschen Fassung des Fragebogens zur Bestimmung des sog. „Voice Handicap Index“ (VHI) wurde als hochgradig gestört eingeschätzt. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Rheumatologen wurde die anti-rheumatische Therapie adaptiert und umfasste nun Ciclosporin 125 mg 1-0-1, Prednisolon 7,5 mg 1-0-0 und Metothrexat 15 mg 1x wöchentlich seit 01/2010. Die Logopädische Therapie (nach der Akzentmethode) wurde fortgesetzt und ein Termin zur mikrochirurgische Abtragung der 2 Knoten der linken Stimmlippe für 03/2010 geplant. Erfreulicherweise war 8 Wochen nach adaptierter antirheumatischer Therapie und 16 Therapieeinheiten Logopädie zu einer deutlichen Stimmverbesserung mit aktuell belegter, jedoch deutlich tragfähiger Stimme gekommen (R1B1H1). Mikrolaryngoskopisch fanden sich zum Untersuchungszeitpunkt 03/2010 ödematöse, glatte Stimmlippen ohne Knötchen, die mikrostroboskopisch voll schwingungsfähig waren und einen kompletten Glottisschluss zeigten. Die mittlere Sprechstimmlage sank (185 Hz), die maximale Phonationsdauer verbesserte sich auf 16 sec und war jetzt ebenfalls physiologisch. Der verbesserte VHI entsprach nur noch einem geringen Handikap. Im Rahmen einer internistischen Kontrolluntersuchung fanden sich Rheuma-spezifische Laborwerte (02/2010), die noch eine erhöhte Entzündungsaktivität, jedoch im Vergleich zur Voruntersuchung eine rückläufige Tendenz zeigten. Unter Adaption der antirheumatischen Therapie und Logopädie war es erfreulicherweise zu einer vollständigen Remission der „bamboo nodes“ gekommen. Auf eine operative Intervention konnte nun verzichtet werden.

Diskussion/Fazit

Anhand unseres Fallberichtes konnte demonstriert werden, dass die Manifestation eines Systemischen Lupus Erythematodes an den Stimmlippen in Form von sogennanten „baboo nodes“ zu Heiserkeit führt und nach operativer Intervention (lokale Corticoidapplikation und/oder operative Abtragung) oft zu Rezidiven neigt. Eine Optimierung der systemischen antirheumatischen Therapie in Kombination mit Logopädie kann erfolgsversprechend sein.


Literatur

1.
Reiter R, Stier KH, Brosch S. Dysphonie bei einer Patientin mit Systemischem Lupus Erythematodes [Hoarseness in patient with systemic lupus erythematosus]. Laryngorhinootologie. 2011 Apr;90(4):226-7. DOI: 10.1055/s-0030-1262795 Externer Link