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Mimikmuskeln im Gesangsunterricht: Elektroglottografische und spektrografische Befunde bei Phonation unter Anweisung bestimmter mimischer Aktivität
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Veröffentlicht: | 18. August 2011 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Empirisch nutzt die Gesangspädagogik u.a. mimische Muskelaktivitäten (MA), um neben der Sichtbarmachung von Gefühlen bei der künstlerischen Darstellung auch Stimmklangfärbungen zu bewirken. Während Stimmklangveränderungen durch muskuläre Vokaltraktkonfigurationen belegt sind, ist weniger bekannt, wie sich die Stimmfunktion in Abhängigkeit von MA-Veränderungen verhält.
Material und Methoden: Zur Charakterisierung von sich unter MA verändernden Glottis- und Resonatoreigenschaften untersuchten wir bei 13 Gesangsstudierenden (S; 18-28 Jahre, MW: 22,9 J; 10w) und 12 Gesangslaien (L; 18-28 J. MW: 22,5 J, 9w) den Quasioffenquotienten (QOQ) und das Obertonverhalten (Energieamplitude (EA)) in Abhängigkeit von der Tonhöhe (TH; a-a’-a’’/G-g-g’), 7 MA (z. B. Erstaunen, Passivität) und vom Geschlecht elektroglotto- und spektrografisch.
Ergebnisse: S, jedoch nicht die L zeigten knapp signifikant differierende QOQ mit zunehmender TH, indem Sänger bei TH1 niedrigere QOQ, und bei TH2 und TH3 höhere QOQ aufwiesen. MA sowie Wechselwirkungsprofile (QOQ-P) zwischen TH und MA spielten keine signifikante Rolle, QOQ-P verliefen bei S jedoch deutlich homogener. Bei S differierten die EA der einzelnen Obertöne (OT; Abnahme mit zunehmender OT-Höhe), die TH-abhängigen EA und die Wechselwirkungsprofile (EA-P) zwischen EA der OT und TH signifikant, bei L waren nur differente EA zwischen den OT zu befunden. MA generierten keine Differenzen, ebenso zeigten sich die EA-P zwischen TH, MA und OT ähnlich, indem bei den verschiedenen MA ähnlich abnehmende EA mit zunehmender TH und bei den einzelnen TH ähnlich abnehmende EA mit zunehmender OT-Höhe auftraten. Geschlechtsdifferenzen bestanden nicht.
Diskussion: Anhand des homogeneren QOQ-P scheint es Sängern günstiger zu gelingen, die Glottisfunktion an die verschiedene MA anzupassen. Beim OT-Verhalten spielt die TH und damit verbunden die EA der OT die entscheidende Rolle. Hier können S ein günstiges, energetisch-dichtes OT-Spektrum generieren, wenn TH-bezogen verschiedene MA umzusetzen sind.
Text
Hintergrund/Ziel
Empirisch nutzt die Gesangspädagogik u. a. mimische Anweisungen (MA) bzw. die Umsetzung dieser in einen mimischen Gesichtsausdruck, um neben der Sichtbarmachung von Gefühlen bei der künstlerischen Darstellung auch Stimmklangfärbungen zu bewirken. Während Stimmklangveränderungen durch muskuläre Spannungsänderungen und damit einhergehend Konfigurationsumstellungen, besonders des enoralen und pharyngealen Vokaltraktes belegt sind [1], [2], [3], [4], [5], [6], [7], ist weniger bekannt, wie sich die Stimmfunktion in Abhängigkeit von Veränderungen der mimischen Muskelaktivität verhält.
Methoden
Zur Charakterisierung von sich unter MA verändernden Glottis- und Resonatoreigenschaften untersuchten wir bei 13 Gesangsstudierenden (S; 18–28 Jahre, MW: 22,9 J; 10w) und 12 Gesangslaien (L; 18–28 J. MW: 22,5 J, 9w) den Quasioffenquotienten (QOQ) nach Hacki [3] und das Obertonverhalten (Energieamplitude (EA)) in Abhängigkeit von der Tonhöhe (TH; a-a’-a’’/G-g-g’, (TH1-3)), 7 MA (Neutral, Passivität, Erstaunen, Misstrauen, Lachen, Schmollen, Neutral) und vom Geschlecht elektroglotto- und spektrografisch.
Ergebnisse
Die Gesangsstudierenden, jedoch nicht die Laien zeigten knapp signifikant differierende QOQ mit zunehmender TH, indem die Gesangsstudierenden bei TH1 niedrigere QOQ (0.553 ± 0.004 SF vs. 0.570 ± 0.01 SF), und bei TH2 (0.630 ± 0.027 SF vs. 0.599 ± 0.014 SF) und TH3 (0.598 ± 0.007 SF vs. 0.585 ± 0.012 SF) höhere QOQ aufwiesen. Die MA spielten keine signifikante Rolle, ebenso zeigten die Wechselwirkungsprofile (QOQ-P) zwischen TH und MA keine signifikanten Differenzen, die QOQ-P verliefen bei Gesangsstudierenden jedoch deutlich homogener (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).
Bei den Gesangsstudierenden differierten die EA der einzelnen Obertöne (OT; Abnahme mit zunehmender OT-Höhe, Tabelle 1 [Tab. 1]), die TH-abhängigen EA und die Wechselwirkungsprofile (EA-P) zwischen EA der OT und TH (Abbildung 3 [Abb. 3]) signifikant, bei Laien waren nur differente EA zwischen den OT zu befunden. MA generierten keine Differenzen, ebenso zeigten sich die EA-P zwischen TH, MA und OT ähnlich, indem bei den verschiedenen MA ähnlich abnehmende EA mit zunehmender TH und bei den einzelnen TH ähnlich abnehmende EA mit zunehmender OT-Höhe auftraten. Geschlechtsdifferenzen bestanden nicht.
Schlussfolgerung
Anhand des homogeneren QOQ-P scheint es Gesangsstudierenden günstiger zu gelingen, die Glottisfunktion an die verschiedenen MA anzupassen. Beim OT-Verhalten spielt die TH und damit verbunden die EA der OT die entscheidende Rolle. Hier können die Gesangsstudierenden ein günstiges, energetisch-dichteres OT-Spektrum generieren, wenn TH-bezogen verschiedene MA umzusetzen sind.
Literatur
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- Austin SF. Jaw opening in novice and experienced classically trained singers. J Voice. 2007;21(1):72-9. DOI: 10.1016/j.jvoice.2005.08.013
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- Echternach M, Sundberg J, Arndt S, Markl M, Schumacher M, Richter B. Vocal tract in female registers-A dynamic real-time MRI study. J Voice. 2010;24(2):133-9. DOI: 10.1016/j.jvoice.2008.06.004
- 3.
- Hacki T. Electroglottographic Quasi-open quotient and amplitude in crescendo pho-nation. J Voice. 1996;10(4):342-7. DOI: 10.1016/S0892-1997(96)80025-7
- 4.
- Helmholtz HLF. On the sensations of tone, translated by Alexander J. Ellis. London: Longmans, Green &Co.; 1930. (first edition, 1985; now in Dover edition)
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- Story BH, Titze IR, Hoffmann EA. The relationship of vocal tract shape to three voice qualities. J Acoust Soc Am. 2001;109(4):1651-67. DOI: 10.1121/1.1352085
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- Sundberg J, Skoog J. Dependance of jaw opening on pitch and vowel in singers. J Voice. 1997;11(3):301-6. DOI: 10.1016/S0892-1997(97)80008-2
- 7.
- Sundberg J. Articulatory configuration and pitch in a classically trained soprano singer. J Voice. 2009;23(5):546-51. DOI: 10.1016/j.jvoice.2008.02.003