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27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 19.09.2010, Aachen

Der Marburger Konzentrationstest für Vorschulkinder (MKVK) zur Bewertung der individuellen Arbeitsweise

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Roswitha Berger - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Marburg, Deutschland
  • Holger Hanschmann - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Marburg, Deutschland
  • Renate Bacher - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppV44

doi: 10.3205/10dgpp63, urn:nbn:de:0183-10dgpp637

Veröffentlicht: 31. August 2010

© 2010 Berger et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Hör- und Sprachentwicklung wird in bedeutender Weise durch die Konzentrationsfähigkeit des Kindes beeinflusst. Die Bewertung der Konzentrationsleistung war bisher für Kinder im Vorschulalter nur begrenzt möglich, da sich die meisten Tests nicht für diese Altersgruppe eignen. Wir entwickelten und erprobten ein Testverfahren, den Marburger Konzentrationstests für Vorschulkinder (MKVK), mit dem die Konzentrationsleistung erfasst werden kann.

Material und Methodik: Der MKVK wurde in 15 verschiedenen Kindergärten in Marburg und Umgebung durchgeführt. Wir schlossen alle Kinder zwischen 3;0 und 5;11 Jahren in die Überprüfung mit dem MKVK ein, bei denen die Einwilligung der Eltern vorlag.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 581 Kinder mit dem MKVK getestet. Zur statistischen Berechnung konnten die Ergebnisse von insgesamt 415 Kindern herangezogen werden, da diese Kinder alle 80 Karten vollständig sortiert hatten. 63 der Kinder waren 3 Jahre, 197 Kinder im Alter von 4 Jahren und 134 der getesteten Kinder 5 Jahre. 21 Kinder waren im 6. Lebensjahr. 166 Kinder sortierten nicht alle Kärtchen vollständig, so dass sie nicht in der Gesamtbewertung berücksichtigt werden konnten.

Diskussion: Die vorgestellten Untersuchungsergebnisse, die mittels MKVK erhoben wurden, weisen Unterschiede in der Konzentrationsfähigkeit bei Vorschulkindern nach. Für eine Entwicklung der Konzentration spricht die deutliche Altersabhängigkeit. Es lassen sich klare Aussagen zwischen „auffällig und unauffällig“ der Konzentrationsfähigkeit von 4- und 5-jährigen Kindern nachweisen.


Text

Hintergrund

Wir gehen davon aus, dass die Hör- und Sprachentwicklung in bedeutender Weise durch die Konzentrationsfähigkeit des Kindes beeinflusst wird. Untersuchungen zur Bewertung der Konzentrationsleistung war bisher für Kinder im Vorschulalter nur begrenzt möglich, da sich die meisten Konzentrationstests nicht für diese Altersgruppe eignen. Aus diesem Grunde entwickelten und erprobten wir ein Testverfahren, den Marburger Konzentrationstest für Vorschulkinder (MKVK), mit dem die Konzentrationsleistung bei Kindern zwischen 4–6 Jahren erfasst werden kann.

Material und Methodik

Der MKVK wurde in 15 verschiedenen Kindergärten und Kindertagesstätten in Marburg und Umgebung durchgeführt. Wir schlossen alle Kinder zwischen 3;0 und 5;11 Jahren in die Überprüfung mit dem MKVK ein, bei denen die Einwilligung der Eltern vorlag. Nach einer Übungsphase mit 20 Karten erhielten alle Kinder 80 Kärtchen zum Sortieren. Zur Erleichterung beim Halten der Kärtchen wurden den Kindern jeweils 20 Kärtchen ausgeteilt. Wir stoppten die Gesamt-Bearbeitungszeit und notierten auch die Bearbeitungszeit nach 40 Kärtchen. Nach Abschluss der Untersuchung wurden die Anzahl der Fehler gezählt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 581 Kinder mit dem MKVK getestet. Zur statistischen Berechnung konnten die Ergebnisse von insgesamt 415 Kinder herangezogen werden, da diese Kinder alle 80 Karten vollständig sortiert hatten.

63 der Kinder waren 3 Jahre, 197 Kinder im Alter von 4 Jahren und 134 der getesteten Kinder 5 Jahre. 21 Kinder waren im 6. Lebensjahr.

166 Kinder sortierten nicht alle Kärtchen vollständig, so dass sie nicht in der Gesamtbewertung berücksichtigt werden konnten.

75% der Dreijährigen bewältigten die Testaufgabe in 15 min und machten durchschnittlich 13 Fehler. Die 4-Jährigen waren schneller und sortierten die 80 Karten in 12 min, bei einer Fehlerzahl von 8. Erwartungsgemäß waren 5-Jährige noch schneller, 75% benötigen 9 min und hatten 7 Fehler.

Diskussion

Die vorgestellten Untersuchungsergebnisse, die durch den Einsatz des MKVK ermittelt werden konnten, weisen Unterschiede in der Konzentrationsfähigkeit bei Vorschulkindern nach. Als Hinweis für eine Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit spricht die deutliche Altersabhängigkeit. Anhaltspunkte dafür, dass eine gestörte Entwicklung der willkürlichen Aufmerksamkeit die Schulreife beeinflussen kann, ergaben sich aus den Ergebnissen der 6-Jährigen. Diese 21 Kinder benötigten teilweise eine längere Zeit zum Karten sortieren als die 5 Jährigen. In der Schuleingangsuntersuchung waren sie als noch nicht „schulreif“ eingeschätzt worden.

Die Berechnung der Ergebnisse ermöglicht eine klare Aussage zwischen einem auffälligen und unauffälligem Ergebnis hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit von 4- und 5-jährigen Kindern. Der Untersucher kann zwischen einem oberen Grenzwert (75%-Niveau), und dem unteren Grenzwert (82%-Niveau Prozentrang 18) in der Bewertung der Leistung differenzieren. Mit der Ergebnisbewertung gelang es außerdem, die Hypothese der unterschiedlichen Arbeitsstile zu belegen und nachzuweisen.


Literatur

1.
Berger R, et al. Normative data collection of the Marburg Concentration Test for Preschool Children (German: MKVK). Child: Care, Health & Development. 2010.