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27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 19.09.2010, Aachen

FRAKIS-K (Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung – Kurzversion) – Entwicklung, empirische Überprüfung und psychometrische Eigenschaften

Vortrag

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppV42

doi: 10.3205/10dgpp61, urn:nbn:de:0183-10dgpp615

Veröffentlicht: 31. August 2010

© 2010 Stumper et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Der Elternfragebogen FRAKIS hat sich als reliables und valides Instrument erwiesen, mit dem eine differenzierte Erhebung des Sprachstandes 18–30 Monate alter Kinder möglich ist [1]. Ziel der aktuellen Studie war es, eine möglichst kurze Wortschatzliste zu erstellen, da in vielen Anwendungsbereichen von FRAKIS oft nicht viel Zeit zur Verfügung steht.

Material und Methoden: Entwicklung des Fragebogens:

In einem mehrstufigen Selektionsprozess wurden mit Hilfe verschiedener statistischer Kennwerte 102 Wörter aus der langen Wortschatzliste von 600 des FRAKIS ausgewählt. Anhand der Daten aus der Normierungsstudie (n=1174; [2]) wurde die Güte der Itemselektion überprüft. Der neue kurze und der ursprüngliche lange Wortschatzscore korrelieren hoch signifikant (r=.991, p<.001). Das heißt, Lang- und Kurzversion messen gleich gut.

Ergebnisse: Empirische Überprüfung und psychometrische Eigenschaften:

Eine Gruppe von Eltern (n=113) füllte die lange und die kurze Wortschatzliste aus (Validierung). Beide Wortschatzwerte korrelieren hoch signifikant (r=.936, p=.000). Somit beeinflusst die Länge der Wortschatzliste das Antwortverhalten der Eltern nicht.

Die Gültigkeit der Normwerte für FRAKIS-K wurde anhand der Daten von 245 Kindern überprüft. Die Berechnung der Reliabilität erfolgte mit Hilfe der Daten aus der Normierungsstudie. Die Reliabilität nach der Testhalbierungsmethode ergab r=.949. Cronbachs α entsprach .99.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass FRAKIS-K eine sinnvolle Alternative zur langen Wortschatzliste des FRAKIS ist und aufgrund seiner sorgfältigen Itemauswahl auch zu bisher veröffentlichten Elternfragebögen. Durchführung und Auswertung benötigen jeweils nur 10 Minuten.


Text

Einleitung und Hintergrund

Der Elternfragebogen FRAKIS hat sich als reliables und valides Instrument erwiesen, mit dem eine differenzierte Erhebung des Sprachstands kleiner Kinder möglich ist [2] [1]. In vielen Anwendungsbereichen für den Fragebogen – etwa in der Kinderarztpraxis oder Klinik – steht jedoch nicht viel Zeit zur Verfügung und eine schnelle Auswertung ist nötig. Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts (Sz 41/11-2) war es, eine Kurzversion von FRAKIS zu entwickelt, mit der in allen Altersgruppen die Variabilität im Spracherwerb abgebildet werden kann.

Material und Methoden

Die Wörter für die Kurzversion wurden in einem mehrstufigen Selektionsprozess mit Hilfe von verschiedenen Kennwerten (Schwierigkeit, Trennschärfe, Reliabilitätsindex und Selektionskennwert) ausgewählt (vgl. Abbildung 1 [Abb. 1]). Es handelt sich um 46 Nomen, 27 Verben, 12 Adjektive bzw. Adverbien und 17 kleine Wörter. Es wurden zusätzlich fünf so genannte Eisbrecher-Items ausgewählt, die der Wortschatzliste vorangestellt sind aber nicht in die Auswertung eingehen. Der Fragebogen enthält weiter drei Fragen zur Grammatik und vier Fragen zum persönlichen Hintergrund.

Die Güte der Itemselektion wurde mit Hilfe der Daten aus der Normierungsstudie [2] überprüft. Dafür wurde für jedes Kind aus der Normierungsstudie (n=1174) ein so genannter „simulierter Wortschatzscore“ berechnet. Das heißt, es wurden die Items aufsummiert, die für FRAKIS-K vorgesehen und von den Eltern angekreuzt worden waren. Der simulierte Wortschatzscore korreliert sehr hoch und signifikant mit dem ursprünglichen Wortschatzscore (r=.991, p<.001; partielle Korrelation). Obwohl aufgrund der Korrelation eine gute Übereinstimmung zwischen dem was FRAKIS und was FRAKIS-K misst angenommen werden kann, wurde dennoch mit dem neuen kurzen Fragebogen direkt befragt. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Länge der Liste das Ankreuzverhalten der Eltern beeinflusst [3]. Als statistisches Design wurde das sequentielle Testen mit dem sequentiellen Dreieckstest gewählt [4].

Ergebnisse

Die empirische Überprüfung (Validierung) an 245 Kindern lieferte Summenwerte, die sich im Mittel nicht unterschieden von den Summenwerten aus der Normierungsstudie. Abbildung 2 [Abb. 2] zeigt die Perzentilkurven für den Wortschatz für alle Kinder in monatlichen Abständen.

Die Validität von FRAKIS-K wurde zudem an einer Gruppe von 113 Eltern überprüft. Sie füllten sowohl FRAKIS-K als auch den Wortschatzteil von FRAKIS aus. Die Summenwerte pro Kind in der langen Wortschatzliste korrelierten signifikant und positiv mit den Summenwerten im FRAKIS-K (r=.936, p=.000, partielle Korrelation). Die Berechnung der Reliabilität erfolgte mithilfe der simulierten Summenwerte aus der Normierungsstudie (n=1174). Die Reliabilität berechnet nach der Testhalbierungsmethode (aufgewertet nach Spearman-Brown) ergab einen Reliabilitätskoeffizienten von r=0.949. Cronbach’s α entsprach 0.99.

Diskussion

FRAKIS-K ist damit eine sinnvolle Alternative zur langen Wortschatzliste des FRAKIS und aufgrund seiner Kürze und sorgfältigen Itemauswahl auch eine Alternative zu anderen deutschsprachigen Elternfragebögen. FRAKIS-K ist der einzige Elternfragebogen im deutschsprachigen Raum mit Perzentilnormen in monatlichen Abständen. Das Ausfüllen und Auswerten des Fragebogens dauert jeweils nur wenige Minuten. FRAKIS-K kann eingesetzt werden bei 18 bis 30 Monate alten Kindern.


Literatur

1.
Szagun G, Stumper B, Schramm SA. Elternfragebögen zur frühen Sprachentwicklung: FRAKIS & FRAKIS-K. Frankfurt: Harcourt Test Services; 2009.
2.
Szagun G. Langsam gleich gestört? Variabilität und Normalität im frühen Spracherwerb. Forum Logopädie. 2007;21(3):2-7.
3.
Fenson L, Pethick S, Renda C, Cox JL, Dale PS, Reznick JS. Short-form versions of the MacArthur Communicative Development Inventories. Applied Psycholinguistics. 2000;21(1):95-115. DOI: 10.1017/S0142716400001053 Externer Link
4.
Rasch DK, Kubinger KD. Statistik für das Psychologiestudium. Heidelberg: Spektrum; 2005.