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Genetische Prädispositionsfaktoren bei der Entstehung von Submukösen Gaumenspalten
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Veröffentlicht: | 31. August 2010 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Orofaziale Spaltbildungen zählen mit einer durchschnittlichen Preavalenz von 1 auf 700 Geburten zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Eine Untergruppe davon bilden die unter der Schleimaut verborgenen submukösen Gaumenspalten (SMGS, Preavalenz 1: 4000) [1]. Sie entgehen oft der Diagnose und führen zu einer Vielzahl von Komplikationen, wie z.B. Sprach-, Sprech- oder Hörproblemen, die eine interdisziplinäre Therapie erfordern [2]. Ursächlich bei der Spaltbildung scheint neben dem Einfluss von Umweltfaktoren auch eine genetische Komponente zu sein (multifaktorielles Vererbunsgmuster). Der mögliche Beitrag von 12 Kandidatengenen bei der Entstehung von SMGS soll in dieser Artbeit untersucht werden.
Material und Methoden: 95 (61m/34w) deutschstämmige Patienten (mittleres Alter 15 Jahre, Umfang 2–68) mit einer nicht-syndromalen SMGS, die gemeinsam von den Abteilungen für MKG, HNO-Heilkunde und Phoniatrie/Pädaudiologie der Universität Ulm betreut wurden, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Aus peripherem Blut wurde die DNA mittels Aussalzung extrahiert [3]. Ingesamt wurden 25 Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (single nucleotide polymorhisms, SNPs) von 12 Kandidatengenen untersucht. Hierbei handelte es sich um Gene, die an der Palatogenese in der Embryonalzeit beteilgt sind. Die Genotypisierung erfolgte mittels Fluoreszenz-markierten Allelsonden (SNP Genotyping Assays, Applied Biosystems) nach Amplifikation mit einem 7900HT Real Time PCR System (Applied Biosystems). Es wurde ein Vergleich mit einer Populationskontrolle ohne Spaltbildung (n=300) angestellt und auf statistische Relevanz geprüft.
Ergebnisse: Der aufwendige Prozess der Datenanlyse ist zur Einreichungsfrist noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebniss werden jedoch in Kürze vorliegen.
Diskussion: Diese Ergebnisse werden mit der einschlägigen Literatur zu durchgängigen Spaltbildungen verglichen.
Text
Orofaziale Spaltbildungen zählen mit einer durchschnittlichen Prevalenz von 1 auf 700 Geburten zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Eine Untergruppe davon bilden die unter der Schleimaut verborgenen submukösen Gaumenspalten (SMGS), die einen Anteil von etwa 10% ausmachen. Sie entgehen oft der Diagnose und führen zu einer Vielzahl von Komplikationen, wie z.B. Sprach-, Sprech- oder Hörproblemen. Ursächlich bei der Spaltbildung scheint neben dem Einfluss von Umweltfaktoren auch eine genetische Komponente zu sein (multifaktorielles Vererbunsgmuster). Die Transkriptionsfaktoren MN1 (Meningioma 1) und TBX22 (T box Transkriptionsfaktor 22) sind an der Palatogenese beteiligt. Gendefiziente Mäuse für MN1 haben im Phänotyp eine durchgängige Weichgaumenspalte [4], genauso wie Individuen bei Mutationen im humanen TBX22 Gen [5]. Der mögliche Beitrag dieser Kandidatengene bei der Entstehung von SMGS soll in dieser Arbeit untersucht werden.
86 deutschstämmige Patienten (mittleres Alter 15 Jahre, Umfang 2–68) mit einer nicht-syndromalen SMGS konnten in die Studie eingeschlossen werden. Aus peripherem Blut wurde die DNA extrahiert und die Genvarianten (Einzel-Nukleotid-Polymorphismen, single nucleotide polymorphisms, SNPs) rs5752638 und rs2189132 für das Gen MN1 und rs1429591 und rs195294 für TBX22 untersucht. Die Genotypisierung erfolgte mittels Fluoreszenz-markierten Allelsonden nach Amplifikation mit einem 7900 HT Real Time PCR System (SNP Genotyping Assays, Applied Biosystems, Darmstadt). In einer Fall-Kontrolle-Studie wurde ein Vergleich mit einer Populationskontrolle ohne Spaltbildung (n=279) mit Hilfe des Analyseprogramm Haploview (Broad Institute, Cambridge, Großbritannien) angestellt.
Es zeigte sich für die Genvariante SNP rs5752638 des MN1 Transkriptionsfaktors im Patientenkollektiv eine signifikant erhöhte Frequenz (0.837) im Vergleich zu den gesunden Kontrollen (0.760; p-Wert = 0.0328). Bei dem SNP rs2189132 des Gens MN1 und den SNPs für TBX22 waren keine statistisch signifikanten Unterschiede zu erkennen (alle p>0.05).
Der Einfluss der Transkriptionsfaktoren MN1 und TBX22 bei der Bildung von durchgehenden Spalten des Weichgaumens konnte am Tiermodell [4] bzw. am Menschen [5] gezeigt werden. Dabei ist der Transkriptionsfaktor MN1 in der Regulationskaskade dem TBX22-Faktor übergeordnet und beeinflusst u.a. das Wachstum des Weichgaumens bei Mäusen [4]. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Genvariante rs5752638 im Transkriptionsfaktor MN1 auch ein potentieller Praedispositionsfaktor für die Entstehung von humanen SMGS ist, der möglicherweise auch TBX22 beeinflusst. Die untersuchten Genvarianten von TBX22 scheinen – für sich alleine betrachtet – nicht für eine SMGS ursächlich zu sein.
Literatur
- 1.
- EUROCAT: European Surveillance of Congenital Anomalies. Mainzer Geburtenregister, Geburten: 1990-2008. Stand 25.11.2009.
- 2.
- Reiter R, Haase S, Brosch S. Submucous Cleft Palate – an Often Late Diagnosed Malformation. Laryngorhinootologie. 2010;89(1):29-33. Epub 2009 Jul 30. German. 2010 Jul 30. DOI: 10.1055/s-0029-1234044
- 3.
- Miller E, Dykes D, Polensky DA. Nucl Ac Res. 1988;16:1215.
- 4.
- Liu W, et al. The MN1 transcription factor acts upstream of TBX22 and preferentially regulates posterior palate growth. Development. 2008;135(23):3959-68. DOI: 10.1242/dev.025304
- 5.
- Marcano AC, et al. TBX22 mutations are a frequent cause of cleft palate. J Med Genet. 2004;41:68-74. DOI: 10.1136/jmg.2003.010868