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26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

11.09. - 13.09.2009, Leipzig

Veränderungen der Messdaten von DSI und VHI-12 bei Rekurrensparesen nach Medialisierungsthyroplastik

Vortrag

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Leipzig, 11.-13.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgppV28

doi: 10.3205/09dgpp41, urn:nbn:de:0183-09dgpp411

Veröffentlicht: 7. September 2009

© 2009 Gonnermann et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Die Beurteilung und Verlaufsdokumentation von Stimmstörungen erfordern reproduzierbare Untersuchungsergebnisse. Für die vorliegende Studie wurden zwei stimmbezogene Messverfahren gewählt, die Erhebung aerodynamischer und akustischer Daten mit dem Dysphonie-Schweregrad-Index (DSI) – ein Verfahren von Wuyts (2000) - und die Selbsteinschätzung der Stimme durch den Patienten mit dem VHI-12.

Material und Methoden: Mit dem DSI und dem VHI-12 wurden insgesamt 33 Patienten mit Rekurrensparesen verschiedener Ursache (51,5% weiblich und 48,5% männlich; 25 bis 74 Jahre) vor und nach dem phonochirurgischem Eingriff einer Medialisierungsthyroplastik untersucht. Die erhobenen Werte wurden mit dem Wilcoxon Test für verbundene Stichproben auf signifikante Unterschiede geprüft.

Ergebnisse: Der Mittelwert des DSI stieg nach operativer Stimmbehandlung signifikant von –6,5 auf 0,9 an. In der subjektiven Bewertung mit dem VHI-12 sank der Mittelwert signifikant von 29,6 auf 17,9 Punkte.

Diskussion: Mit dem DSI konnte eine Verbesserung der Werte nach phonochirurgischem Eingriff einer Thyroplastik nachgewiesen werden. Auch das subjektive Befinden der Patienten besserte sich deutlich. Beide stimmbezogenen Untersuchungsverfahren zeigten eine Veränderung um einen Schweregrad, d.h. von hochgradig auf mittelgradig gestört. Die angewandte Therapiemethode war in der Behandlung von Rekurrensparesen bei vorliegender Patientenpopulation erfolgreich.


Text

Einleitung und Hintergrund

Die Beurteilung von Stimmstörungen und die Verlaufsdokumentation ihrer Behandlung erfordern möglichst einheitliche und reproduzierbare Untersuchungsmethoden, um die Ergebnisse intern aber auch extern vergleichen zu können. Für die vorliegende Studie zur Bewertung phonochirurgischer Interventionen wurden zwei stimmbezogene Messverfahren gewählt, die Erhebung aerodynamischer und akustischer Daten mit dem Dysphonie-Schweregrad-Index (DSI) – ein Verfahren von Wuyts (2000)[1] – und die Selbsteinschätzung der Stimme durch den Patienten mit dem VHI-12, vgl. [2], [3]. Es sollten einerseits die Validität der Messmethoden andererseits die Wirkung der Operation nachgewiesen werden.

Material und Methoden

Mit dem DSI und dem VHI-12 wurden insgesamt 33 Patienten mit Rekurrensparesen verschiedener Ursache vor und nach einer Medialisierungsthyroplastik [4] mit autologem Knorpel untersucht. Die Geschlechterverteilung war nahezu gleich (51,5% weiblich und 48,5% männlich), und die Altersspanne lag zwischen 25 und 74 Jahren. Die erhobenen Werte wurden mit dem Wilcoxon Test für verbundene Stichproben auf signifikante Unterschiede geprüft.

Ergebnisse

Der Mittelwert des DSI stieg nach der operativen Stimmbehandlung sehr signifikant von –6,5 auf 0,9 (p<0.01) an und verbesserte sich um einen Schweregrad von hochgradig auf mittelgradig gestört. Werden die einzelnen Parameter des DSI betrachtet, so veränderten sich die maximale Phonationszeit (MPT), der Jitter (%) und der höchste Ton ebenfalls sehr signifikant nach dem phonochirurgischen Eingriff (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). Für die geringste Intensität dagegen wurde kein Unterschied festgestellt.

In der subjektiven Bewertung mit dem VHI-12 sank der Mittelwert sehr signifikant von 29,6 auf 17,9 Punkte (p<0.01). Die Patienten schätzten ihre Stimme nach dem operativen Eingriff als wesentlich besser ein, vgl. Tabelle 2 [Tab. 2].

Die Selbsteinschätzung veränderte sich entsprechend dem VHI 12 um einen Schweregrad von hochgradig auf mittelgradig gestört. Betrachtet man die globale Selbsteinschätzung der Patienten, so hielten sie ihre Stimme vor der Operation im Mittel mittelgradig und nach der Operation geringgradig beeinträchtigt.

Diskussion

Mit dem DSI konnte eine Verbesserung der Werte nach phonochirurgischem Eingriff einer Thyroplastik nachgewiesen werden. Auch die einzelnen Parameter des DSI wie maximale Phonationszeit, Jitter und höchster Ton veränderten sich signifikant, was sich auf einen verbesserten bzw. vollständigen Glottisschluss nach der Operation zurückführen lässt. Die geringste Intensität zeigte keine signifikante Veränderung – die Werte lagen hier schon präoperativ annähernd im normalen Bereich.

Auch das subjektive Befinden der Patienten besserte sich deutlich. Die untersuchte Population fühlte sich nach der Medialisierungsthyroplastik deutlich weniger durch ihre Stimme beeinträchtigt. Die Zufriedenheit mit der Stimme im alltäglichen und beruflichen Leben nahm deutlich zu.

Beide stimmbezogenen Untersuchungsverfahren zeigten eine Veränderung um einen Schweregrad, d.h. er besserte sich von hochgradig auf mittelgradig gestört. Dass die globale subjektive Einschätzung der Stimmbeeinträchtigung geringer ausfiel, könnte daran liegen, dass die Patienten sich bereits an die deutlichen Funktionseinschränkungen durch die Lähmung der Stimmlippe gewöhnt hatten. Die angewandte Therapiemethode der Thyroplastik war in der Behandlung von Rekurrensparesen der untersuchten Patientenpopulation erfolgreich. Mit der Studie wurde weiterhin belegt, dass sich die stimmbezogenen Messverfahren DSI und VHI 12 zur Dokumentation von Therapieverläufen eignen.


Literatur

1.
Wuyts FL, De Bodt MS, Molenberghs, G, Remacle M, Heylen L, Millet B, Van Lierde K, Raes J, Van de Heyning PH. The Dysphonia Severity Index: An objective measure of quality based on a multiparameter approach. Journal of Speech, Language and Hearing Research 2000;43:796-809.
2.
Jacobson BH, Johnson A, Grywalski C, Silbergleit A, Jacobson G, Benninger M. The Voice Handicap Index (VHI): Development and Validation. Am J Speech Lang Pathol. 1997;6:66-70.
3.
Nawka T, Gonnermann U. Stimmstörungsindex (SSI). In: Gross M, Hrsg. Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2003/2004. Median Verlag, 2003. S. 375-9. Verfügbar unter: http://www.egms.de/en/meetings/dgpp2003/03dgpp034.shtml Externer Link
4.
Nawka T, Wirth G. Stimmstörungen. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2008. S. 411ff.