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26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

11.09. - 13.09.2009, Leipzig

Dysphonia Severity Index und Stimmbezogene Lebensqualität

Vortrag

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Leipzig, 11.-13.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgppV25

doi: 10.3205/09dgpp37, urn:nbn:de:0183-09dgpp371

Veröffentlicht: 7. September 2009

© 2009 Hummel et al.
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Zusammenfassung

Nach der Empfehlung der European Laryngological Society werden bei der Stimmdiagnostik neben dem Organbefund auch die Funktionseinbuße und das individuelle Leiden an der Störung gemessen. Angenommen wird, dass eine ausgeprägtere Funktionsstörung auch zu einem größeren Leiden führt, belegt ist dies bisher aber nur unzureichend. In dieser Studie ging es darum, den Zusammenhang zwischen der umfassenden Stimmbeurteilung mittels des Dysphonia Severity Index DSI und dem Ergebnis des Fragebogens zur stimmbezogenen Lebensqualität (Voice-Related Quality of Life V-RQOL) zu messen. Grundlage waren die an 86 Patienten mit Dysphonien gutartiger Ursache in der klinischen Routine erhobenen Befunde. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Zielgrößen wurde nicht gefunden (p>0,05). Die Annahme, eine größere Funktionsstörung führe auch zu einem größeren Leiden, kann also verworfen werden. Funktionseinbuße und Selbsterleben sind bei Dysphonien unabhängige Parameter.


Text

Hintergrund

Der ICIDH-Klassifikation der WHO [1] folgend, werden nach der Empfehlung der European Laryngological Society bei der Stimmdiagnostik neben dem Organbefund auch die Funktionseinbuße und das individuelle Leiden an der Störung gemessen [2]. Angenommen wird, dass eine ausgeprägtere Funktionsstörung auch zu einem größeren Leiden führt, belegt ist dies bisher aber nur unzureichend. In dieser Studie ging es darum den Zusammenhang zwischen funktioneller Stimmbeurteilung und stimmbezogener Lebensqualität zu messen und darüber hinaus den Einfluss von Geschlecht und Stimmstörungsgenese auf diese Parameter zu untersuchen.

Probanden und Methoden

Testpersonen waren 86 Patienten (51 Frauen und 35 Männer) zwischen 16 und 79 Jahren, welche an Dysphonie benigner Ursache litten (40 organische Dysphonien, 46 funktionelle Dysphonien). Die Stimmfunktion wurde mit dem Dysphonia Severity Index DSI gemessen [3]. Die stimmbezogene Lebensqualität wurde mit der deutschen Fassung des Fragebogens Voice-related Quality of Life V-RQOL untersucht [4], [5].

Ergebnisse

Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Zielgrößen wurde nicht gefunden (p>0,05). Die stimmbezogene Lebensqualität von Frauen und Männern unterscheidet sich nicht (p>0,05), Männer weisen jedoch eine signifikant schlechtere Stimmqualität auf (p=0,001). Patienten mit organischer Dysphonie sind sowohl in ihrer Lebensqualität (p=0,026), als auch in ihrer Stimmqualität (p = 0,011) stärker negativ beeinflusst.

Schlussfolgerung

Die Annahme, eine größere Funktionsstörung führe auch zu einem größeren Leiden, kann verworfen werden. Funktionseinbuße und Selbsterleben sind bei Dysphonien unabhängige Parameter.


Literatur

1.
World Health Organisation. International Classification of Impairments, Disabilities, Handicaps (ICIDH). Geneva: WHO; 1980.
2.
Dejonckere PH, Bradley P, Clemente P, Cornut G, Crevier-Buchmann L, Friedrich G, Van Dejonckere PH, Bradley P, Clemente P, Cornut G, Crevier-Buchman L, Friedrich G, Van De Heyning P, Remacle M, Woisard V; Committee on Phoniatrics of the European Laryngological Society (ELS). A basic protocol for functional assessment of voice pathology, especially for investigating the efficacy of (phonosurgical) treatments and evaluating new assessment techniques. Guideline elaborated by the Committee on Phoniatrics of the European Laryngological Society (ELS). Eur Arch Otorhinolaryngol. 2001;258(2):77-82.
3.
Wuyts FL, de Bodt MS, Molenberghs G, Remacle M, Heylen L, Millet B, Van Lierde K, Raes J, Van de Heyning PH. The Dysphonia Severity Index: An objective measure of vocal quality based on a multiparameter approach. J Speech Lang Hear Res. 2000;43:796–809.
4.
Hogikyan ND, Sethuraman G. Validation of an instrument to measure voice-related quality of life (V-RQOL). J Voice. 1999;13:557–69.
5.
Günther S, Rasch T, Klotz M, Hoppe U, Eysholdt U, Rosanowski F. Bestimmung der subjektiven Beeinträchtigung durch Dysphonien–ein Methodenvergleich. HNO. 2005;53:895-904.