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Dreiländertagung D-A-CH
24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

28. - 30.09.2007, Innsbruck, Österreich

Erfahrungen mit Cidofovir in der Therapie von Larynx- und Trachealpapillomatosen

Experiences with Cidofovir in the treatment of papillomatosis of the larynx and trachea

Poster

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Sektion Phoniatrie der Österreichischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirugie. Schweizerische Gesellschaft für Phoniatrie. Dreiländertagung D-A-CH, 24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V.. Innsbruck, Österreich, 28.-30.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgppP04

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgpp2007/07dgpp15.shtml

Veröffentlicht: 28. August 2007

© 2007 Mancusi et al.
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Zusammenfassung

Die Problematik in der chirurgischen Behandlung der rezidivierenden respiratorischen Papillomatose (RRP) stellt die aufgrund der Pathophysiologie bedingte Unmöglichkeit der Eradikation der Papillome dar. Daher kommen komplementär zu unter phonochirurgischen Aspekten zu erfolgenden mikrochirurgischen Interventionen adjuvante Therapien zum Einsatz. In den letzten Jahren hat die intraläsionale Applikation des Nukleotid-Analogons Cidofovir (Vistide®) immer mehr Verbreitung gefunden.

An unserer Abteilung wurden 12 Patienten im Alter von 22 Monaten bis 59 Jahren (10 Patienten mit Larynxpapillomatose, 2 mit Trachealpapillomatose) mittels mikrochirurgischem Laser-Debulking und intraläsionaler Cidofovir-Applikation behandelt. Pro Patient wurden bis zu 13 Sitzungen durchgeführt.

Alle Patienten mit laryngealer Manifestation zeigten einen Behandlungserfolg (8 komplette, 2 partielle Remissionen). Bei den Trachealpapillomatosen war in 1 Fall eine komplette Remission nach 3 Gaben zu beobachten; im anderen Fall zeigte sich erst nach wiederholter Cidofovir-Gabe eine geringe Besserung, nach 13 Injektionen eine Papillom-freie Trachea, jedoch Manifestationen im Pharynx. Nebenwirkungen traten in keinem Fall auf.

Diese Ergebnisse zeigen einen positiven Effekt von Cidofovir auf die RRP: die Intervalle zwischen den Mikrolarynx-Operationen wurden verlängert, der Schweregrad der Rezidiv-Manifestationen reduziert.

Offen bleibt nach wie vor die Frage nach dem idealen Therapiekonzept (Konzentration und Dosierung der Substanz, Behandlungsintervalle), die in Multicenterstudien zu untersuchen ist.


Text

Einleitung

In der Behandlung der rezidivierenden Larynx- und Trachealpapillomatose (RRP, recurrent respiratory papillomatosis), einer durch das humane Papillomavirus hervorgerufenen Erkrankung, stellt das durch die Pathophysiologie erklärbare Problem der Rezidivierung eine große therapeutische Herausforderung dar. Somit ist eine völlige Eradikation der Papillome unmöglich. Daher kommen komplementär zu den unter phonochirurgischen Aspekten zu erfolgenden mikrochirurgischen Interventionen adjuvante Therapien zum Einsatz. In den letzten Jahren hat die intraläsionale Applikation des Nukleotid-Analogons Cidofovir (Vistide®) immer mehr Verbreitung gefunden.

Material und Methode

Es wurden 12 Patienten im Alter von 22 Monaten bis 59 Jahren (10 Patienten mit Larynxpapillomatose, 2 mit Trachealpapillomatose) mittels transoralem mikrochirurgischen Laser-Debulking und intraläsionaler Cidofovir-Applikation behandelt. Der Schweregrad der Papillomatose wurde vor und nach den therapeutischen Sitzungen mittels der Einteilung nach Derkay vorgenommen. Es wurde jeweils 1 mg Cidofovir pro kg Körpergewicht in einer Konzentration von 5 mg/ml verabreicht. Pro Patient wurden bis zu 13 Sitzungen durchgeführt. Das zwischen den Cidofovir-Applikationen bis zur Rezidiv-Freiheit angestrebte zeitliche Intervall betrug 4 Wochen, konnte jedoch nicht in allen Fällen eingehalten werden.

Ergebnisse

Alle Patienten mit laryngealer Manifestation zeigten einen Behandlungserfolg (8 komplette, 2 partielle Remissionen; Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]). Bei den Trachealpapillomatosen war in 1 Fall eine komplette Remission nach 3 Gaben zu beobachten; im anderen Fall zeigte sich erst nach wiederholter Cidofovir-Gabe eine geringe Besserung, nach 13 Injektionen eine Papillom-freie Trachea, jedoch weitere Manifestationen im Pharynx. Lokale oder systemische Nebenwirkungen traten in keinem Fall auf.

Diskussion

Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen in Übereinstimmung mit anderen Arbeitsgruppen einen positiven Effekt der intraläsionalen Applikation von Cidofovir auf die RRP. Die Intervalle zwischen den erforderlichen Mikrolarynx-Operationen konnten verlängert, der Schweregrad der Rezidiv-Manifestationen reduziert werden. Nebenwirkungen traten in keinem Fall auf. Insbesondere beobachteten wir keine verstärkte Narbenbildung in den behandelten Arealen.

Es bleiben jedoch noch viele Fragen offen, bevor die Therapie als Standard angesehen werden kann:

  • Gibt es eine lokalisationsabhängige (Larynx / Trachea) unterschiedliche Wirksamkeit von Cidofovir?
  • Spricht Cidofovir in unbehandeltem Gewebe besser an als in vorbehandelten narbigen Arealen?
  • Sollte Cidofovir nur schweren Fällen, die mit der herkömmlichen laserchirurgischen Therapie nicht zufriedenstellend zu führen sind, vorbehalten sein oder eignet sich Cidofovir auch zur Anwendung in der Ersttherapie.
  • Welche Konzentration, Dosis und welcher zeitliche Abstand zwischen den Applikationen kann allgemein empfohlen werden?
  • Ist die Kombination mit anderen adjuvanten Therapien zielführend?

Zur Klärung diese Fragen sind in der Zukunft Multicenterstudien anzustreben, damit die Ergebnisse größerer, gut vergleichbarer Patientenkollektive in standardisierter Dokumentation auswertbar sind.


Literatur

1.
Derkay, Craig S, Malis DJ, Zalzal G, Wiatrak BJ, Brian J, Kashima HK, Coltrera MD. A staging system for assessing severity of disease and response to therapy in recurrent respiratory papillomatosis. Laryngoscope. 1998;108(6):935-7.
2.
Neumann K, Pudszuhn A, Welzel C, Bartel-Friedrich S, Passmann. Intraläsionale Cidofovir-Injektion bei rezidivierender Larynxpapillomatose – Erste Ergebnisse. Laryngorhinootologie. 2003;82(10):700-6.
3.
Snoeck R, Wellens W, Desloovere C, Van Ranst M, Naesens L, De Clercq E, Feenstra L. Treatment of severe laryngeal papillomatosis with intralesional injections of cidofovir. J Med Virol. 1998;54(3):219-25.