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Reliabilität von Stroboskopiebefunden
Reliability of stroboscopy ratings
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Veröffentlicht: | 5. September 2006 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung: Die Videostroboskopie ist das entscheidende bildgebende Verfahren der Glottis für die Stimmdiagnostik. Sie ermöglicht die Beobachtung der verschiedenen Schwingungsphasen der Stimmlippen während der Phonation. Obwohl die Schwingungen der Glottis die Quelle für die Entstehung der Stimme sind, ist es bisher nur ansatzweise gelungen, eine Beziehung zwischen dem Stimmgenerator Glottis und dem resultierenden Stimmklang zu finden. In dieser Untersuchung ist zu klären, wie zuverlässig Stroboskopiebefunde sind.
Material und Methoden: 72 Stroboskopieaufnahmen wurden von sieben Phoniatern unabhängig voneinander bewertet. Die Kriterien der Bewertung entsprachen der Stroboscopy Evaluation Rating Form (SERF) von Poburka. Die Daten wurden numerisch erhoben. Die Urteile wurden auf Reliabilität geprüft.
Ergebnisse: Die Urteilsübereinstimmungen wurden mit Cronbachs Alpha geprüft. Es ergab sich eine hohe Urteilsreliabilität bezüglich der Variablen für die Gruppe und ein niedriger ICC für die Einzelurteile (Parameter – Cronbachs Alpha/ICC der Einzelurteile: Amplitude – 0,925/0,467; Randkantenverschiebung – 0,947/0,564; nicht vibrierender Anteil der Stimmlippe – 0,940/0,526; supraglottische Aktivität – 0,896/0,552; Glätte des Epithels – 0,916/0,438; Randunregelmäßigkeit – 0,926/0,473; Schlussphase – 0,833/0,415).
Diskussion: Die Bewertung von Stroboskopiebefunden ist reliabel, wenn sie von einer Gruppe vorgenommen wird. Die Einzelurteile dagegen sind weniger verlässlich. Damit haben stroboskopische Befunde die gleiche Reliabilität wie andere subjektive Beurteilungen.
Text
Einleitung
Die Videostroboskopie ist das häufigste bildgebende Verfahren der Glottis für die Stimmdiagnostik. Sie ermöglicht die Beobachtung der verschiedenen Schwingungsphasen der Stimmlippen während der Phonation. Obwohl die Schwingungen der Glottis die Quelle für die Entstehung der Stimme sind, ist es bisher nur ansatzweise gelungen, eine Beziehung zwischen dem Stimmgenerator Glottis und dem resultierenden Stimmklang zu finden. In dieser Untersuchung ist zu klären, wie zuverlässig Stroboskopiebefunde sind.
Material und Methoden
72 Stroboskopieaufnahmen im Video-Format *.avi wurden von sieben Phoniatern unabhängig voneinander über den Windows-Media-Player bewertet. Es handelt sich um Befunde vor und nach Therapie von gutartigen Veränderungen der Lamina propria oder des Epithels. Die Befunde bezogen sich auf Stroboskopieaufnahmen von 30 Frauen, davon 23 vor und nach Therapie, Durchschnittsalter 46 Jahre, und von 12 Männern, davon 7 vor und nach Therapie, Durchschnittsalter 51 Jahre.
Die Kriterien der Bewertung entsprachen der Stroboscopy Evaluation Rating Form (SERF) von Poburka. Für die statistische Auswertung wurden die Daten herangezogen, die eine numerische Bewertung erlauben. Deshalb wurden folgende Variablen zunächst außer Acht gelassen: vertikale Inkongruenz, Phasensymmetrie, Regularität der Schwingungen und die Form der Glottis. Die Urteile wurden auf Reliabilität geprüft.
Ergebnisse
Von 72 Befunden konnten 65 statistisch ausgewertet werden. In sieben Fällen waren die Angaben unvollständig, weil der Stroboskopiebefund nicht eindeutig formuliert werden konnte.
Die Urteilsübereinstimmungen wurden mit Cronbachs Alpha geprüft. Es ergab sich eine hohe Urteilsreliabilität bezüglich der Variablen für das Gruppenurteil und ein niedriger ICC für die Einzelurteile (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Diskussion
Die Bewertung von Stroboskopiebefunden hat eine sehr hohe Reliabilität, wenn sie von einer Gruppe vorgenommen wird. Die Einzelurteile dagegen sind wenig verlässlich. Für wissenschaftliche Zwecke sollten Stroboskopiebefunde daher von einer Gruppe beurteilt werden. Welche Parameter aussagekräftig für eine Veränderung des stroboskopischen Bildes nach Therapie sind und auf welche verzichtet werden kann, ist in dieser Studie noch nicht untersucht.
In der Praxis wird als bewiesen angesehen, dass Schlussphase, Amplitude und Randkantenverschiebung, Glätte des Epithels als positive Zeichen, dagegen Randunregelmäßigkeiten, nicht vibrierende Anteile und supraglottische Aktivität als ungünstige Zeichen bei der Stroboskopiebewertung gelten. Streng betrachtet ist das aber noch eine Hypothese.
Die Bewertung hängt möglicherweise auch von der Übung und von der Möglichkeit des Vergleichs mit vorgegebenen definierten Stroboskopiebefunden ab. Vorläufig gilt, dass stroboskopische Befunde die gleiche Reliabilität wie andere subjektive Beurteilungen haben und deshalb mit gleicher Wertigkeit interpretiert werden sollten.