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Vergleich der Musikhörfähigkeiten von Cochlea Implant Patienten mit unterschiedlichen Sprachkodierungsstrategien
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Veröffentlicht: | 12. September 2003 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Musik- und Sprache unterscheiden sich wesentlich in ihrem akustisches Spektrum. Daher ist zu erwarten, dass sich die Erfahrungen, die CI Patienten mit dem Musikhören machen, davon abhängig sind, ob sie eine Sprachkodierungsstrategie nutzen, die ungefiltert alle akustischen Signale überträgt, oder eine, die sprachspezifische Signalanteile selektiert. Wir haben einen Fragebogen zur Musikerfahrung von CI-Trägern entwickelt und an Patienten die die CIS Kodierungsstrategie des Medel Combi 40/40+ sowie SPEAK mit dem Nucleus 22/24 nutzen, ausgesandt. Alle CI-Patienten waren postlingual ertaubt und über 18 Jahren. Die Implantaterfahrung lag bei mindestens 6 Monaten, das Fitting war bei allen Nutzern stabil. In dieser Auswertung werden die Daten von 104 CIS-Nutzern und 69 Speak-Nutzern gegenübergestellt. Dabei ergibt sich für die Anzahl der CI-Träger die regelmäßig Musik hören kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen. Ebenso berichten gleich viele Probanden über eine gute Melodiewahrnehmung, Rhythmuserkennung sowie ein natürliches oder angenehmes Musikhören. Wenn man den Zuwachs an musikalischen Aktivitäten betrachtet zeigt sich, dass dieser bei den Cis-Nutzern gegenüber dem Zeitpunkt vor der Implantation grösser ist. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen unsere Hypothese nur teilweise. Um eine bessere statistische Aussagekraft zu erreichen, muss die Anzahl der Studienteilnehmer noch erhöht werden.
Text
Einleitung
Die Sprachkodierungsstrategien von Cochlea Implantaten (CI) wurden entwickelt um Sprache zu übertragen. Musik und Sprache unterscheiden sich wesentlich in ihrem akustischem Spektrum. So nutzt Musik das gesamte hörbare Spektrum, jedoch verwendet Sprache nur ein eingeschränktes Spektrum und dazu nach mit spezifischen Energiemaxima (Formanten). Daher ist zu erwarten, dass die Erfahrungen, die CI Patienten mit dem Musikhören machen, davon abhängig sind, ob sie eine Sprachkodierungsstrategie nutzen, die ungefiltert alle akustischen Signale überträgt, oder eine, die sprachspezifische Signalanteile selektiert. Da das Musikhören ein wichtiges Anliegen von CI-Trägern ist, ist es sinnvoll vergleichende Studien zu diesem Thema durchzuführen. Die bisherigen Studien zu den Erfahrungen mit Musik nach der Implantation berichten über kleine Patientenzahlen und unterscheiden nicht um welche Sprachkodierungsstrategie es sich handelt [Ref. 1].
Methode
Wir haben einen Fragebogen zur Musikerfahrung von CI-Trägern entwickelt. Der MUMU-Fragebogen umfasst 27 Fragen zur Qualität des Musikhörens, musikalische Aktivitäten, Spielen von Instrumenten sowie Singen. Es werden die Zeiträume Kindheit, vor Hörminderung, vor und nach Implantation abgefragt. Der Bogen wurde an Patienten die die CIS Kodierungsstrategie des Medel Combi 40/40+ sowie SPEAK mit dem Nucleus 22/24 nutzen, ausgesandt. Alle CI-Patienten waren postlingual ertaubt und über 18 Jahren. Die Implantaterfahrung lag bei mindestens 6 Monaten, das Fitting war bei allen Nutzern stabil. Die SPEAK-Nutzer waren überwiegend englischsprachig, die CIS-Patienten deutsch-sprachig.
Ergebnisse
In dieser Auswertung werden die Daten von 104 CIS-Nutzern und 69 Speak-Nutzern gegenübergestellt. Die beiden Gruppen sind bezüglich ihrer demographischen Daten vergleichbar [Abb. 1].
Dabei ergibt sich für die Anzahl der CI-Träger die regelmäßig Musik hören kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen. Ebenso berichten gleich viele Probanden über eine gute Melodiewahrnehmung, Rhythmuserkennung sowie ein natürliches oder angenehmes Musikhören.
Wenn man jedoch den Zuwachs an musikalischen Aktivitäten betrachtet, zeigt sich, dass dieser bei den Cis-Nutzern gegenüber dem Zeitpunkt vor der Implantation größer ist. Beim Singen beträgt die Zunahme 50 bzw. 14% [Abb. 2], beim Spielen eines Instrumentes 250 versus 16% [Abb. 3].
Diskussion
Die Patienten scheinen mit beiden Sprachkodierungstrategien ihre musikalischen Fähigkeiten gleich zu bewerten. Der größere Zuwachs an musikalischen Aktivitäten bei den CIS-Nutzern legt jedoch nahe, dass diese einen größeren Nutzen bezüglich der Musikwahrnehmung ziehen als die CIS-Nutzer. Somit bestätigen die bisherigen Ergebnisse unsere Hypothese nur teilweise. Um eine bessere statistische Aussagekraft zu erreichen, muss die Anzahl der Studienteilnehmer noch erhöht werden.