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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

28.04. - 30.04.2016, Frankfurt am Main

Hätten Sie es gewusst? – Tinea capitis et corporis – zwei Erreger – ein klinisches Bild

Meeting Abstract

  • Sabrina Koop - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Holger Lode - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Stine Lutze - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Deutschland
  • Georg Daeschlein - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Deutschland
  • Roswitha Bruns - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Frankfurt am Main, 28.-30.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgpi25

doi: 10.3205/16dgpi25, urn:nbn:de:0183-16dgpi257

Veröffentlicht: 28. April 2016

© 2016 Koop et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Tinea capitis tritt vorwiegend im Kindesalter auf und wird durch antro- wie auch zoophile Dermatophyten verursacht. M. canis, der primär Katzen befällt, stellt hierbei als hochkontagiöser Erreger in Mitteleuropa die häufigste Ursache dar.

Kasuistiken:

Fall 1: 6-jähriger deutscher Knabe ohne Vorerkrankungen. Haustier: Katze.

Lokalbefund: Kerion celsi 3,5 x 3 cm großer, krustöser, druckdolenter Nodus mit sich entleerendem Pus, einzelne follikuläre Pusteln im Bereich des Schulterblattes und Oberschenkel, LKS (ca. 1 cm) parazervikal, derb, verschieblich und druckdolent, übriger internistischer und neurologischer Status Normalbefund.

Fall 2: 15 Monate altes somalisches Mädchen, in Deutschland geboren, 3./3 Kindern, Geschwister gesund, Vater: Epilepsie.

Lokalbefund: Multiple gelb-krustige Plaques, druckdolente Knoten, z.T. mit hämorrhagischen Anteilen, Pusentleerung nach Haarepilation, am Körper diffus papulöse und pustuläre Effloreszenzen, LKS parazervikal, nuchal und retroaurikulär, derb, verschieblich und indolent, übriger Status: seröse Rhinitis, hypertrophierte, gerötete Tonsillen, deutliche psychomotorische Retardierung.

Diagnostik

Fall 1: Labor in SI Einheiten: Eosinophiles Differentialblutbild, weitere Laborparameter unauffällig. Mikrobiologie: Wundabstrich auf E/R: steril. Nachweis von Hyphen. Pilzkultur: ausstehend.

Fall 2: Granulozytäres Differentialblutbild, CrP 14,1, weitere Laborparameter unauffällig. Mikrobiologie: Wundabstrich auf E/R: Corynebacterium spp. Nachweis von Hyphen. Pilzkultur: ausstehend.

Verläufe

Fall 1: Therapie: Griseofulvin systemisch. Bei V.a. Abszedierung Unacid und Gentamycin i.v., analgetisch Ibuprofen. Lokaltherapie: Ciclopirox lokal. Unter Therapie Rückgang des Beschwerdebildes, nach 5 Tagen. Entlassung unter antimykotischer Therapie für mind. 3 Wochen.

Fall 2: Therapie: Terbinafin lokal und systemisch. Bei V.a. Impetiginisierung Cefuroxim i.v., analgetisch Ibuprofen. Unter Therapie deutlicher Rückgang des Beschwerdebildes, nach 5 Tagen. Entlassung unter antimykotischer Therapie für mind. 3 Wochen.

Zusammenfassung: Als Epidermomykose entsteht die Tinea capitis durch Penetration und Ausbreitung von Dermatophyten im Stratum corneum. Der Eintritt erfolgt über Mikroläsionen der Haut und keratolytische Enzyme der Pilze. Nach Infektion kommt es sekundär zum Einwachsen der Hyphen in den Raum zwischen Haarschaft und Haarfollikelwand. Obwohl das klinische Erscheinungsbild primär durch den verursachenden Pilz mitbestimmt wird besteht immer Haarverlust sowie in variablem Maße Hautschuppung und Erythem. Lediglich durch mikroskopische Differenzierung des Befallstypes im infizierten Haar (Endothrix- oder Exothrix-Typ) können Rückschlüsse auf die Spezies gezogen werden.