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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

War die strikte Begrenzung der medikamentösen infektiösen Endokarditis (IE)-Prophylaxe in den internationalen Leitlinien 2007 korrekt – und wie weiter?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker R. Eyermann - Dr. Eyermann Kinder-und Jugendmedizin, Kinderkardiologie, Sportmedizin - München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi75

doi: 10.3205/13dgpi75, urn:nbn:de:0183-13dgpi754

Veröffentlicht: 28. März 2013

© 2013 Eyermann.
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Gliederung

Text

Guidelines zur medikamentösen IE-Prophylaxe wurden 2007 stark begrenzt. Das Konzept von Effektivität und Effizienz war nur Annahme (Evidenz IIb/C). Fachübergreifend hatten US- und europäische Fachgesellschaften die Empfehlung zur Antibiotikaprophylaxe auf Patienten mit höchsten Risikokonstellationen begrenzt (Evidenz IIa/B).

Die Leitlinienänderung wurde bei Ärzten kontrovers aufgenommen. Wie sind die epidemiologischen Auswirkungen?

Literaturrecherche.

Zur Compliance mit den Leitlinien vor und nach Änderung der IE-Prophylaxe sind aus Deutschland noch keine epidemiologischen Studiendaten bekannt, jedoch aus England. Radikal hatte im März 2008 das National Institute for Clinical Exellence (NICE) in seiner Leitlinie die Antibiotikaprophylaxe bei invasiven dentalen Eingriffen komplett gestrichen. Aktuell wurden nun die Auswirkungen evaluiert: Verglichen wurden Daten von Antibiotikaverordnungen und Diagnosestatistiken stationärer Patienten langjährig vor und nach Einführung der neuen Leitlinien. Ein Anstieg der Inzidenz von Morbiditäts- und Mortalitätsfällen an IE um >15% nach Leitlinienänderung wurde als signifkant gewertet. Morbiditäts- und Mortalitätszahlen an IE entwickelten sich ähnlich wie vor Leitlinienänderung. Stark und rapide war der Rückgang der Antibiotika-Prophylaxeverordnungen, 80% bei Zahnärzten und 64% bei Ärzten 12 Monate vor versus 14–25 Monate nach Leitlinieneinführung.

Konklusion: Erste epidemiologische Daten aus England belegen die klinische Korrektheit der evidenzbasierten Begrenzung der medikamentösen IE-Prophylaxe in den internationalen Leitlinien 2007 (Abbildung 1 [Abb. 1]). Mehr noch kam es nach radikaler völliger Streichung der Antibiotikaprophylaxe in England nichtsignifikant zu mehr infektiösen Endokarditiden (v.a. Erwachsenendaten). Dies zeigen auch erste IE-Registerdaten für Deutschland (ALKK 2012, mündliche Mitteilung). Kinderdaten fehlen v.a. und es bleibt beim bisherigen Höchstrisiko-Procedere sowie pathophysiologischen IE-Verständnis, d.h. auch Indikation zur medikamentösen IE-Prophylaxe bei signifikanter Jet-Läsion durch Vitium, bei dentalen und HNO-Eingriffen mit Verletzung von Mukosa, Gingiva, apikalem Zahnapparat bzw. bei AT, TE und Bronchoskopie mit Biopsie (s. auch Task Force ESC, ESCMID, ISC (new version 2009). Besonders wichtig ist konsequente Zahnsanierung und Umgebungsprophylaxe sowie stets optimale Mundhygiene. Die infektiöse Endokarditis selbst bleibt nach wie vor eine ernste Erkrankung mit weiterhin hoher Folge-Morbidiät und Mortalität.