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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Nitrofurantoin induzierte Hepatopathie: Eine sehr seltene Nebenwirkung im Kindesalter

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker A. Beissert - Universitäts-Kinderklinik - Würzburg, Deutschland
  • A. Hiessl - Universitäts-Kinderklinik - Würzburg, Deutschland
  • A. Dick - Universitäts-Kinderklinik - Würzburg, Deutschland
  • B. Wiewrodt - Universitäts-Kinderklinik - Würzburg, Deutschland
  • J. Liese - Universitäts-Kinderklinik - Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi32

doi: 10.3205/13dgpi32, urn:nbn:de:0183-13dgpi327

Veröffentlicht: 28. März 2013

© 2013 Beissert et al.
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Gliederung

Text

Manche Medikamente können gelegentlich eine Hepatopathie triggern. Wir beschreiben eine sieben Jahre alte Patientin, die unter Nitrofurantoinprophylaxe wegen rezidivierender Harnwegsinfektionen eine Hepatopathie mit hohen antinukleären Antikörpern entwickelte.

Wegen rezidivierender Harnwegsinfektionen bei vesikoureteralem Reflux erhielt die 4 Jahre alte Patientin eine antibiotische Langzeitprophylaxe mit Nitrofurantoin (NFN). Nach 2 ½ Jahren fiel plötzlich ein sonst asymptomatischer Sklerenikterus mit laborchemisch cholestatischer Hepatitis auf (Gesamtbilirubin 5,9 mg/dl, direktes Bilirubin 5,2 mg/dl, GOT 4400 U/l, GPT 3300 U/l, Gamma-GT 136 U/l, Alkalische Phosphatase 350 U/l, LDH 635 U/l). Eine virale Genese konnte ausgeschlossen werden. Serologisch ließen sich hohe Titer für ANA (1:10240), eine milde Hypergammaglobulinämie, jedoch keine LKM1 und SMA Antikörper nachweisen. Da es nach Absetzen von NFN zur spontanen Normalisierung der Transaminasenaktivität und des Bilirubins kam, wurde auf eine Leberbiopsie verzichtet. Eine weitere Therapie war ebenfalls nicht erforderlich.

NFN ist ein seit 1953 etabliertes Breitspektrumantibiotikum der Nitrofuranfamilie, das gern im Kindesalter als Harnwegsinfektprophylaxe eingesetzt wird. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schüttelfrost, Fieber, Leukopenie, Hämolyse bei G6PD-Defizienz, Pneumonitis und Neuropathien sind beschrieben, bei Kindern aber extrem selten. Autoimmunhepatopathien nach kurz- oder langzeitiger Exposition gegenüber NFN sind im Erwachsenenalter sehr selten und bei Kindern bisher nicht berichtet. Pathogenetisch werden die Bindung eines NFN Metaboliten an ein Hepatozytenoberflächenantigen mit Formation eines Neoantigens, die Aktivierung von CD8 T-Lymphozyten und defiziente immunregulatorische Mechanismen als Ursachen diskutiert. Die primäre Therapie besteht im Absetzen von NFN. Eventuell müssen zusätzlich Steroide eingesetzt werden. Meist heilt die Hepatopathie aus, jedoch sind auch fatale Verläufe im Erwachsenenalter beschrieben.

Vor Einsatz von NFN als Reinfektionsprophlylaxe von Harnwegsinfektionen im Kindesalter muss auch über die seltene Nebenwirkung einer Hepatopathie aufgeklärt werden.