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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Konnatale Syphilis – immer noch aktuell?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker A. Griesinger - Klinikverbund Südwest, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Neonatologie - Böblingen, Deutschland
  • L. Feldhahn - Klinikverbund Südwest, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Neonatologie - Böblingen, Deutschland
  • G. Nachtrodt - Klinikverbund Südwest, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Neonatologie - Böblingen, Deutschland
  • M. Teufel - Klinikverbund Südwest, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Neonatologie - Böblingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi23

doi: 10.3205/13dgpi23, urn:nbn:de:0183-13dgpi233

Veröffentlicht: 28. März 2013

© 2013 Griesinger et al.
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Gliederung

Text

Die Abklärung von makulopapulösen und vesikulären Hauteffloreszenzen bei Neugeborenen ist schwierig und stellt für jeden Neonatologen eine Herausforderung dar. Die Therapie und Prognose ist je nach Grunderkrankung sehr unterschiedlich.

Kann eine konnatale Syphilis heutzutage noch die Ursache einer blasenbildenden Erkrankung im Neugeborenenalter sein?

Fallvorstellung eines hypotrophen Neugeborenen der 39+1 SSW mit auffälligen mukokutanen Läsionen, cholestatischem Ikterus und Nachweis einer Lues connata praecox.

Eine auswärtige Geburtsklinik stellte ein Neugeborenes vor, welches durch Tachydyspnoe, Hypoglykämie und ein makulopapulöses Exanthem auffiel. Die Hautläsionen fanden sich vorwiegend palmoplantar sowie vereinzelt am Stamm und den Extremitäten ohne Befall der Schleimhäute.

Neben einem initialen CRP-Wert von 3,3 g/l zeigte sich ein erhöhtes Gesamt IgM von 3,3 g/l. Diagnostisch wegweisend waren schließlich treponemenspezifische IgM-Antikörper beim Neugeborenen (keine diaplazentare Übertragung), der hochpositive Befund des 19S FTA-ABS-Tests IgG und IgM [Titer > 1:256], ein hochpositiver Immunoblot für T. pallidum IgM sowie ein zehnfach erhöhter VDRL-Titer als Nachweis für Cardiolipin-Antikörper. Gleichzeitig wurde laborchemisch eine mütterliche Lues-Früh-Latenz oder kürzlich stattgefundene Lues-Reinfektion bestätigt. Somit konnte die Diagnose einer Lues connata praecox gestellt werden.

Weiterführende Untersuchungen ergaben eine bilateral, symmetrische Chondrodysplasie der unteren Extremitäten. Eine ZNS-Beteiligung konnte bei unauffälligem Liquor cerebrospinalis nicht nachgewiesen werden. Der Kopfumfang war bei Entlassung microcephal bei unauffälligem Geburtskopfumfang. Bei anhaltend entfärbten Stühlen und erhöhtem direkten Bilirubin wurde mittels Bildgebung eine Gallengangsatresie ausgeschlossen. Unter einer zweiwöchigen i.v.-antibiotischen Therapie mit Phenoxymethylpenicillin und der Gabe von Ursodesoxycholsäure waren die Hauterscheinungen und die Cholestase rasch rückläufig.

Eine konnatale Syphilis muss bei allen Neugeborenen mit blasenbildenden Hautläsionen differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden. Ein Screening während der Schwangerschaft ist immer noch indiziert. Dadurch können Spätkomplikationen der konnatalen Lues vermieden werden. Darüber hinaus kann eine Umgebungsprophylaxe rechtzeitig veranlasst werden.