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20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

19.04. - 21.04.2012, Mannheim

Pleuraempyeme im Kindesalter in Deutschland – Erste Ergebnisse zum therapeutischen Management aus der ESPED Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Segerer - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg
  • Christine Hagemann - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Forschungsgruppe Infektionsepidemiologie, Würzburg
  • Sabrina Keller - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Forschungsgruppe Infektionsepidemiologie, Würzburg
  • Christoph Schoen - Klinikum der Universität Würzburg, Institut für Hygiene, Würzburg
  • Mark van der Linden - RWTH Aachen, Institut für Mikrobiologie, NRZ für Streptokokken, Aachen
  • Andrea Streng - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Forschungsgruppe Infektionsepidemiologie, Würzburg
  • Markus Rose - Universitätskinderklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie, Frankfurt/Main
  • Johannes Liese - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Mannheim, 19.-21.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpi42

doi: 10.3205/12dgpi42, urn:nbn:de:0183-12dgpi420

Veröffentlicht: 22. März 2012

© 2012 Segerer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Pleuraempyeme und parapneumonische Ergüsse sind im Kindesalter schwere Komplikationen meist bakterieller Pneumonien. Es wird kontrovers diskutiert, ob ein primär chirurgisches, z.B. auch mittels videoassistierter Thorakotomie (VATS) einem konservativen Vorgehen überlegen ist.

Methoden: Erfasst werden Kinder (<18 J.) mit drainagepflichtigem oder >7 Tage persistierendem Pleuraerguss oder -empyem in allen 472 deutschen Kinderkliniken als monatliche Fallabfrage mittels des „Erhebungssystem seltener pädiatrischer Erkrankungen in Deutschland" (ESPED). Mittels Fragebogendokumentation werden klinische, diagnostische und therapeutischen Daten, insbesondere zu Punktion, Drainage und Eröffnung des Pleuraraumes, erfasst und das Outcome verglichen.

Ergebnisse: Von 10/2010 bis 07/2011 wurden 256 Kinder mit PPE gemeldet. Davon konnten 155 (48% männlich) mit einem Medianalter von 5,0 Jahren (IQR 3,4-9,2) ausgewertet werden. Bei 27% der Kinder mit PPE bestanden chronische Vorerkrankungen (pulmonal 23/15%, neurologisch 15/10%). Der Krankenhausaufenthalt dauerte im Median 15,0 Tage (IQR 11,0-21,0), wobei 49% der Kinder intensivmedizinisch behandelt wurden. Der Pleuraerguss persistierte über 14,0 Tage (Median, IQR 10,0-21,0). Bei allen wurde während des stationären Aufenthalts über 14,5 Tage (Median, IQR 11,0-18,8) parenteral antibiotisch behandelt. Bei 102 Patienten (66%) wurde der Pleuraraum mittels Punktion (65/42%), Drainage (85/55%) oder chirurgischer Intervention (26/17%) eröffnet. Eine VATS erfolgte in 23 Fällen im Median 9 Tage nach stationärer Aufnahme, bei 13 zusätzlich mit Dekortikation. Die offene Thorakotomie wurde in 3 Fällen jeweils mit Dekortikation durchgeführt. Spülung oder intrapleurale Fibrinolyse wurden in 19(12%), bzw. 23(15%) Fällen durchgeführt.

Als Faktoren für chirurgische Intervention (VATS: n=23 oder offene Dekortikation: n=3) konnten ein Pneumokokken-assoziiertes PPE (p<0,01) und die sonographischen Stadien gemäß der American Thoracic Society (ATC) (p<0,05) identifiziert werden, wobei im Stadium der Organisation 40% der Kinder operativ behandelt wurden. Als Outcome wurden bei 22% mögliche oder gesicherte bleibende Schäden genannt, am häufigsten pleurale Schwielenbildung.

Diskussion: Die hohe Zahl intensivmedizinisch behandelter Kinder und die lange stationäre Behandlungsdauer verdeutlichen die Schwere des untersuchten Krankheitsbildes. Die sonographischen Stadien gemäß ATC scheinen eine wichtige Entscheidungshilfe für eine chirurgische Intervention zu sein, die jedoch i.d.R. als VATS nur bei wenigen Kindern angewendet wurde. Nur selten wird ein frühzeitiges operativer Eingriff durchgeführt, der laut einigen Studien zu einer verkürzten Behandlungsdauer führen kann. Weitere Analysen müssen zeigen, ob dieses Vorgehen einem primär konservativen überlegen ist.