gms | German Medical Science

20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

19.04. - 21.04.2012, Mannheim

Chronische Candida-Meningitis bei einem 5-jährigen Mädchen mit homozygotem CARD9 Gendefekt

Meeting Abstract

  • Martin Herbst - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg
  • presenting/speaker Denise Reimnitz - Kinderklinik, Klinikum Aschaffenburg, Aschaffenburg
  • Julie Sawalle-Belohradsky - Universitätskinderklinik München, Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • Andreas Groll - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster
  • Paul-Gerhardt Schlegel - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg
  • Bernd H. Belohradsky - Universitätskinderklinik München, Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • Bodo Grimbacher - Universitätsklinikum Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz, Freiburg
  • Ellen Renner - Universitätskinderklinik München, Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • Jörg Klepper - Kinderklinik, Klinikum Aschaffenburg, Aschaffenburg
  • Johannes Liese - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Mannheim, 19.-21.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpi23

doi: 10.3205/12dgpi23, urn:nbn:de:0183-12dgpi236

Veröffentlicht: 22. März 2012

© 2012 Herbst et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Ein fünfjähriges Mädchen stellte sich mit seit 6 Monaten bestehenden Fieberschüben sowie Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit vor. Die klinische und infektiologische Vorgeschichte war bis auf rezidivierenden Mundsoor seit dem Alter von 1 ½ Jahren unauffällig. Die miteinander verwandten Eltern des Mädchens sind türkischer Herkunft.

Im Aufnahmestatus fand sich ein ausgeprägter Mundsoor. Im Labor zeigten sich eine Leukozytose (14,8 tsd/µl), ein erhöhtes IgE (3000 IU/ml) und eine Eosinophilie (28%). In Folge entwickelte die Patientin Fieber und Nackensteifigkeit. In der Lumbalpunktion fand sich eine lymphozytär betonte Pleozytose (1013/µl), erhöhte Protein- (72mg/dl) und erniedrigte Glukosespiegel (31mg/dl). In der Liquorkultur wuchs Candida albicans, weitere bakteriologische und virologische Untersuchungen waren wiederholt negativ.

Unter 6-wöchiger antimykotischer Therapie mit liposomalem Amphotericin B und Flucytosin besserten sich klinischer Zustand, sowie Labor- und Liquorparameter (Liquorzellzahl nach 2 Wochen 366/µl, nach 6 Wochen 207/µl). Bei unauffälliger Klinik und nachgewiesener Empfindlichkeit wurde auf eine Dauertherapie mit Fluconazol p.o. umgestellt. Darunter weiterer Abfall der Liquorzellzahl bis auf 17/µl. Nach 8 Monaten ambulanter Fluconazoltherapie bei unauffälligem klinischen Befund erneuter Anstieg der Liquorzellzahl auf 67/µl und Nachweis von Candida albicans in der Liquorkultur. Daher erneuter Beginn einer Langzeit-Kombinationstherapie zunächst mit liposomalem Amphotericin B und Flucytosin, bei weiter erhöhter Liquorzellzahl (bis maximal 373/µl) Hinzunahme von Voriconazol. Nach 4 Monaten, bei kontinuierlich negativem Candidanachweis mittels PCR und Kultur, Rückgang der Pleozytose auf 70/µl und Reduzierung der Dauertherapie auf Voriconazol p.o.. Nach weiteren 5 Monaten bei normaler Liquorzellzahl von 6/µl Wechsel der antimykotischen Therapie auf Fluconazol p.o..

In einer breit angelegten immunologischen Diagnostik fanden sich bis auf eine erniedrigte Zytokin-Ausschüttung von IL-2, IL-10, IL-17 und IFN-γ in der Lymphozytenstimulation keine Auffälligkeiten. Die TH-17 Zellen waren in normaler Menge nachweisbar.

Bei V.a. chronische mukokutane Candidiasis (CMC) wurde im Gen CARD9 eine homozygote Punktmutation (Exon 6:c.883C>T; p.Q295X), die zu einem vorzeitigen Stoppcodon führt, nachgewiesen. Beide Eltern und der jüngere Bruder sind heterozygote Träger des CARD9-Defektes.

Proteine mit CAR-Domänen (Caspase Recruitment domain) werden für die Immunabwehr und -regulation benötigt. Das CARD9 Protein spielt in der Abwehr von Pilzinfektionen eine zentrale Rolle. Patienten mit CARD9 Defekten leiden häufig an einer CMC, jedoch nur in Ausnahmen an invasiven Pilzinfektionen. Sie benötigen eine lebenslange antimykotische Prophylaxe. Eine Heilung kann durch eine Stammzell-Transplantation erzielt werden.