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3. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e.V.

12.02.2016, Fulda

Wissenschaftliche Evidenz für die eigene Praxis überprüfen: Eine neue Methode für Hebammen

Meeting Abstract

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  • corresponding author Christine Loytved - ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen, Winterthur, Schweiz
  • Rebekka Erdin - ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen, Winterthur, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 3. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Fulda, 12.-12.02.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dghwiP7

doi: 10.3205/16dghwi11, urn:nbn:de:0183-16dghwi115

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2016/16dghwi11.shtml

Veröffentlicht: 5. Februar 2016

© 2016 Loytved et al.
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Gliederung

Text

Theoretischer Hintergrund: Viele Hebammen kennen Ergebnisse von Reviews wie etwa die der Cochrane Collaboration. Sie fragen sich jedoch, ob das Gelesene 1:1 in ihren beruflichen Alltag übertragbar ist und wie sie mit Ergebnissen umgehen, die (noch) keinen Vorteil für eine von zwei möglichen Interventionen aufzeigen.

Fragestellung: So stellt sich die Frage, ob die Studienpopulation mit den von ihnen begleiteten (werdenden) Eltern oder die beschriebene Intervention mit den von ihnen angewandten Maßnahmen vergleichbar sind. Daher ist eine Methode zu erarbeiten, wie jede Hebamme für sich überprüfen kann, ob die Empfehlung eines Reviews auch für sie den optimalen Weg bedeutet.

Ziel: Die Anwendung der hier vorgestellten Methode zielt darauf ab, einerseits die Arbeit jeder einzelnen Hebamme zu unterstützen und andererseits die Übertragbarkeit der wissenschaftlichen Evidenz zu überprüfen.

Methodik: Aus bereits bestehenden theoretischen Ansätzen wird eine Methode entwickelt, die die Anwendbarkeit wissenschaftlicher Evidenz auf die eigene Tätigkeit überprüfen hilft. Zum einen wird die Methode theoretisch begründet, zum anderen wird sie anhand unterschiedlicher Simulationsszenarien getestet: Intervention 1 wird als die erfolgreichere und Intervention 2 als die weniger erfolgreiche Maßnahme definiert, deren jeweilige Wirkung relativ zeitnah ablesbar ist. Ihre Erfolgsraten werden auf verschiedenen Niveaus angesiedelt (im unteren und im oberen Prozentbereich) und mit unterschiedlichen Differenzen zwischen den Raten (17 und 5 Prozentpunkte) angesetzt, zudem wird zwischen Intervention 1 und Intervention 2 als Startintervention gewechselt. Die Methode ist an Beck-Bornhold und Dubben [1] angelehnt, bezieht sich auf die Werke von Thomas Bayes (1702 - 1761) und Herman Ole Andreas Wold (1908 - 1992) [2] und sieht vor: Wenn die eine Intervention nicht erfolgreich ist, muss zur alternativen Intervention gewechselt werden. Wenn sich bei der Alternative erstmalig kein Erfolg einstellt, wechselt man wieder zur ersten Behandlung zurück. So ergeben sich unterschiedlich lange Versuchsreihen, die Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der beiden Interventionen zulassen.

Ergebnisse: Diese Methode führt schnell zu überzeugenden Ergebnissen. Je niedriger die Erfolgsrate angesiedelt ist und je höher die Differenz angesetzt wird, desto schneller wird ein klares Ergebnis geschaffen. Das mit Zahlen belegte Ergebnis steht noch aus und wird auf der Fachtagung präsentiert.

Relevanz: Die wissenschaftliche Evidenz kann mithilfe der vorgestellten Methode für die eigenen Umstände genutzt und bei unklarer Evidenz die Entscheidung für das eigene Setting erleichtern.

Empfehlungen/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse können als Diskussionsgrundlage für diese Methode und ihre Anwendbarkeit genutzt werden.

Ethische Kriterien: Falls sich ihre Aussagekraft bestätigt, kann die Methode eine gute Möglichkeit sein, die bislang bestehende wissenschaftliche Evidenz in die eigene Praxis zu integrieren. Weil bei Misserfolg die Methode gewechselt wird, erhalten die behandelten Familien stets die beste Intervention nach dem aktuellen Wissenstand.


Literatur

1.
Beck-Bornholdt HP, Dubben, HH. Der Schein der Weisen. Irrtümer und Fehlurteile im täglichen Denken. Reinbek: Hoffmann u. Campe; 2003.
2.
Wold H. A Study in the Analysis of Stationary Time Series. Uppsala: Almqvist & Wiksells; 1938.