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Wissenschaft – eine Säule der Hebammenarbeit: 1. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

23.09.2011, Hildesheim

Eltern werden - (k)ein Thema für Teenager?

Meeting Abstract

  • Lea Beckmann - Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Anja Michelmann - Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Bettina V. Fischer - Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Gertrud M. Ayerle - Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

Wissenschaft – eine Säule der Hebammenarbeit. 1. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. Hildesheim, 23.-23.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dghwi10

doi: 10.3205/11dghwi10, urn:nbn:de:0183-11dghwi108

Veröffentlicht: 15. September 2011

© 2011 Beckmann et al.
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Gliederung

Text

Theoretischer Hintergrund: Die Phase der Adoleszenz ist eine Zeit, in der die persönliche, sexuelle und berufliche Identität junger Menschen entwickelt wird. Die Wahrscheinlichkeit, in dieser prägenden Lebensphase schwanger zu werden, ist bei Hauptschülerinnen wesentlich höher als bei Gymnasiastinnen. In Deutschland werden ungefähr 8 von 1000 Mädchen der 15- bis 17-Jährigen schwanger (Pro Familia, 2006). Die Ursachen liegen in mangelndem Verhütungswissen, Kommunikationsschwierigkeiten und ungeschütztem Geschlechtsverkehr (Block & Matthiesen, 2007).

Fragestellung: Welche Vorstellungen und Einstellungen haben Jugendliche zur frühen Elternschaft? Wie heterogen ist die Vorstellung von früher Elternschaft vor dem Hintergrund ihres Geschlechts und der von ihnen besuchten Schulform? Welche Vorstellungen haben Jugendliche von früher Elternschaft, wie z.B. die Herausforderung an die (werdenden) Eltern und die Bedürfnisse eines Säuglings? Wie bewerten Jugendliche ihre Peers, die frühzeitig Eltern werden oder geworden sind?

Methode: Es wurde ein halb-standardisierter Fragebogen mit 71 Items entwickelt. Die Erhebung erfolgte von 7/2009 bis 9/2009 und richtete sich an Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe in drei Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) in drei deutschen Städten. Bei der Befragung wurde der Datenschutz entsprechend Bundesdatenschutzgesetz 2009 berücksichtigt und das Einverständnis der Eltern und der Jugendlichen eingeholt. Die statistische Auswertung errechnete Mittelwerte und Streuungsparameter sowie Mittelwertsvergleiche und Zusammenhänge relevanter Variablen.

Ergebnisse: Die befragen Hauptschülerinnen und Hauptschüler sahen die frühe Elternschaft positiver als die Jugendlichen der beiden anderen Schulformen. Dass Mädchen, die sehr jung ein Kind bekommen, sich vor einer Berufsausbildung drücken, wird signifikant häufiger von Haupt- und Realschülerinnen und -schüler angegeben (p<0,05) als von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Ein Kind kann der Ersatz für die Schul- oder Berufsausbildung sein, bestätigten die Hauptschülerinnen und -schüler signifikant häufiger (p<0,05) als die Jugendlichen der anderen Schulformen. Im Elternhaus der Teenager wurde bei über der Hälfte der Befragen das Thema der Teenagerschwangerschaft (noch) nicht angesprochen.

Diskussion: Die Stichprobe mit 175 auswertbaren Fragebögen ist nicht repräsentativ gewonnen worden. Dennoch weisen die Zukunftsvorstellungen der Jugendlichen in dieser Befragung in die gleiche Richtung, wie sie die Literatur beschreibt. Die signifikanten Unterschiede zwischen Schülerinnen und -schülern der verschiedenen Schulformen zur Einstellung zu einer frühen Elternschaft bestätigen die aktuelle Datenlage zu Teenagerschwangerschaften.

Empfehlung: Die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule haben in ihrer Vor- und Einstellung zur frühen Elternschaft ein eher positives Bild. Hier wird ein Interventionsbedarf vermutet, der die Aufgaben des Eltern-Seins in ein realistisches Bild rückt. Eltern werden und Eltern sein sollten als verbindliche Inhalte in den Lehrplan aufgenommen werden.