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54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10.10. - 12.10.2013, Düsseldorf

Biomechanische Untersuchung verschiedener Sehnen-Nahttechniken für motorische Ersatzoperationen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Götz Hanebuth - BG Unfallklinik Frankfurt/Main, Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Frankfurt/Main, Deutschland
  • Christian Betz
  • Michael Sauerbier

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Düsseldorf, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgh22

doi: 10.3205/13dgh22, urn:nbn:de:0183-13dgh223

Veröffentlicht: 7. Oktober 2013

© 2013 Hanebuth et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Durchflechtungsnaht nach Pulvertaft ist bislang der Standard zur Verbindung zweier Sehnen bei motorischen Ersatzoperationen, z.B. bei der Extensor-indicis-proprius-Plastik. Nachteile dieser Nahttechnik sind zum einen die Gleitstörung infolge ihrer auftragenden Dicke der Sehnenverbindung, zum anderen die Elastizität der Naht, die nicht erwünscht ist, weil der Hubweg des Ersatzmotors in der Regel deutlich kürzer ist als der Hubweg des ursprünglichen Muskels.

Als Lösungsansatz propagiert der schwedische Handchirurg Friden schon länger eine Seit-zu-Seit-Nahttechnik mit einem geringeren Durchmesser der Verbindung der Sehnen verbunden mit einer größeren Steife. Dabei wird nach lediglich einer Durchflechtung der Sehnen eine Seit-zu-Seit-Verbindung mit einer Kreuzstich-Naht hergestellt.

Wir haben die Nahttechnik modifiziert, da eine Kreuzstich-Naht zumindest theoretisch nicht geeignet ist, eine möglichst steife Sehnenverbindung zu erreichen. Stattdessen haben wir die Stelle der Durchflechtung anders gewählt und eine fortlaufende Verbindung mit einem hoch-reißfesten Schlingenfaden (Fiberloop 4-0) gewählt. Unsere Untersuchung auf Elastizität und Reißfestigkeit haben wir mit der Technik nach Friden, einer Seit-zu-Seit-Naht ohne Durchflechtung und der herkömmlichen mehrfachen Durchflechtung in der Technik nach Pulvertaft verglichen.

Das Ziel der Untersuchung war die Klärung der Frage, welche der vier Nahttechniken die Anforderungen einer motorischen Ersatzplastik am ehesten erfüllt.

Methodik: Die Untersuchung erfolgte an frischen Strecksehnen von Schweineläufen. Die Überprüfung auf Reißfestigkeit und Elastizität erfolgte im hauseigenen Biomechanik-Labor an der Universalprüfmaschiene Zwick/Roell Z005, die Auswertung mit der TestExpert II Software. Gemessen wurden die Traglast (höchste Kraft während des Maximallastversuches) und die Steifigkeit (Steigung der linearen Region der Last-Verformungs-Kurve).

Bei der Pulvertaft-Technik wurden 4 Durchflechtungen durchgeführt, bei der Technik nach Friden und der eigenen Modifikation jeweils eine und bei der Seit-zu-Seit-Naht erfolgte keine Durchflechtung.

Untersucht wurden jeweils 12 Sehnennähte in den vier Gruppen. Die Überlappung der Sehnen betrug bei allen Nahttechniken 30 mm. Für jede Naht wurden jeweils zwei Fiberloop-Fäden der Stärke 4-0 verwendet.

Ergebnisse: Beim Maximallastversuch zeigte die klassische Nahttechnik nach Pulvertaft mit einem Mittelwert von 87 N vergleichbare Werte wie die reine Seit-zu-Seit-Verbindung mit 86 N. Die Nahttechniken nach Friden mit einer randständigen Durchflechtung und unsere eigene Nahttechnik mit einer mittigen Durchflechtung bei jeweils 3 cm Überlappung der Sehnenstümpfe erbrachten hingegen mit 100 N respektive 99 N signifikant bessere Werte für die Reißfestigkeit.

Bezüglich der Elastizität lagen sowohl die Pulvertafttechnik als auch die Seit-zu-Seit-Naht ohne Durchflechtung mit 11,7 N/mm bzw. 9,5 N/mm deutlich hinter den Ergebnissen der Nahttechniken nach Friden mit 14,3 N/mm und unserer Nahttechnik mit 15,1 N/mm.

Schlussfolgerung: Sowohl die Nahttechnik nach Friden mit einer randständigen Durchflechtung als auch unsere Modifikation mit einer mittigen Durchflechtung sind hinsichtlich der Reißfestigkeit besser für eine Verbindung zweier Sehnenstümpfe geeignet, z.B. im Rahmen einer Extensor-indicis-proprius-Plastik, als die bislang verwendete Pulvertaft-Naht und eine reine Seit-zu-Seit-Verbindung. Die geringere Elastizität bewirkt eine direktere Kraftübertragung vom Muskel auf das zu bewegende Glied. Es geht weniger Energie an der Übertragungsstelle verloren. Daher sind die Effektivität der Nahttechniken nach Friden und unsere Modifikation höher als die bislang verwendete Nahttechnik nach Pulvertaft und eine reine Seit-zu-Seit-Naht.