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54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10.10. - 12.10.2013, Düsseldorf

Die Beweglichkeit des Handgelenks beim Lenken eines Pkws

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Sebastian Gehrmann - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Sabrina Pfau
  • Georg Jansing
  • Achim Schaedle
  • Joachim Windolf

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Düsseldorf, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgh21

doi: 10.3205/13dgh21, urn:nbn:de:0183-13dgh211

Veröffentlicht: 7. Oktober 2013

© 2013 Gehrmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: „Herr Doktor, wann kann ich wieder Auto fahren?“ Diese Frage wird dem behandelnden Arzt regelhaft von Patienten mit bewegungseinschränkenden Erkrankungen des Handgelenks gestellt. Es ist jedoch nicht bekannt, wie hoch das verwendete Bewegungsausmaß des Handgelenks beim Führen eines Pkws ist. Das Ziel der Studie war eine Bewegungsanalyse des Handgelenks während des Fahrens eines Pkws bei gesunden Probanden. Die Hypothese war, dass das maximal mögliche Bewegungsausmaß des Handgelenks während einer Testfahrt nicht ausgeschöpft wird.

Methodik: Zur Untersuchung der Handgelenkbeweglichkeit wurde ein Bewegungsanalysesystem auf elektrogoniometrischer Basis verwendet. Bei 19 körperlich gesunden männlichen Probanden wurden Elektrogoniometer am rechten Handgelenk angelegt und die Probanden in einen Pkw (Mittelklassewagen mit Handschaltung) platziert. Die Bewegungsdaten des Gelenks wurden kontinuierlich erfasst und durch ein eigens konzipiertes MatLab-Programm verarbeitet. Die Goniometeranordnung beeinträchtigte die Handgelenkbewegung nicht. Zuerst wurde das maximale Bewegungsausmaß des Handgelenks durch aktive Zirkumduktionsbewegungen im Uhrzeigersinn ermittelt. Anschließend wurde von den Probanden eine vorbereitete Fahrstrecke mit 4 Serpentinenabschnitten wiederholt befahren. Die Daten wurden zur weiteren statistischen Bearbeitung berechnet. Es wurden die Extension/Flexion und Radial-/Ulnarabduktion des Handgelenks gemessen und aus dem Datenstrom die Bewegungshüllen der maximalen Handgelenkbeweglichkeit erzeugt. Außerdem wurden die entsprechenden Hüllen aus den Daten der Testfahrt berechnet. Es wurde eine deskriptive statistische Analyse und eine grafische Darstellung der Wahrscheinlichkeitsverteilung aller Handgelenkbewegungen während der Testfahrt durchgeführt.

Ergebnisse: Die grafische Analyse der Daten ergab drei Hauptbewegungskomponenten des Handgelenks während der Autofahrt. Es fanden sich eine halbkreisförmige Lenkbewegungen nach links, inkongruent dazu Lenkbewegungen nach rechts und Ausweichbewegungen zur Bedienung der Gangschaltung und der Konsole. Die ausgeführte Bewegung des Handgelenks während der Testfahrt deckte nicht die maximal mögliche Beweglichkeit ab (12.869 ± 3.368 Grad² für die Bewegungshülle der Maximalbeweglichkeit, 8.835 ± 2.086 Grad² für die Bewegungshülle während der Testfahrt, p<0,01). Die maximal erreichten Bewegungen in Extension lagen im Durchschnitt bei 59 ± 44°, in Flexion bei 48 ± 17°, in Radialabduktion bei 18 ± 15° und in Ulnarabduktion bei 46 ± 11°.

Schlussfolgerung: Durch die Ergebnisse der Studie können Aussagen über das Bewegungsausmaß des Handgelenks beim Führen eines Pkws getroffen werden. Zwar waren die zum Führen eines Pkws angewandten Bewegungsausmaße geringer als die maximal erreichten Bewegungsgrenzen des Handgelenks, jedoch fand sich eine hohe Abdeckung des Bewegungsspielraumes in der grafischen Analyse der Daten. Zur Beurteilung der Fahrtauglichkeit bei Handgelenkverletzten sind weiterführende Studien über Kompensationen angrenzender Gelenke notwendig.