gms | German Medical Science

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

11.10. - 13.10.2012, Lübeck

Biomechanische Untersuchung der Zugfestigkeit von Sehnennähten – Die Rolle von Strang Anzahl und Knoten

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • author presenting/speaker Christian Betz - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Hand- und wiederherstellende Plastische Chirurgie, Frankfurt, Deutschland
  • Reiner Winkel
  • Philipp Schleicher
  • Reinhard Hoffmann

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Lübeck, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgh28

doi: 10.3205/12dgh28, urn:nbn:de:0183-12dgh283

Veröffentlicht: 9. Oktober 2012

© 2012 Betz et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Was beeinflusst die Primärstabilität von Sehnennähten stärker: Die Anzahl der Stränge der Naht oder die Anzahl der Knoten-Sehnen Verbindung (Stichknoten)?

Methodik: Zur biomechanischen Testung wurden 60 Strecksehnen der Vorderpfoten frisch geschlachteter Schweine verwendet. Es wurden 4 Gruppen gebildet (Abbildung 1 [Abb. 1]) mit einer jeweiligen Größe n=15 (Gruppe A: Rahmennaht nach Zechner mit 2-Strängen; Gruppe B: Rahmennaht nach Zechner mit 4-Strängen; Gruppe C: Stichknotennaht mit 2-Strängen; Gruppe D: Stichknotennaht mit 4-Strängen). Die Primärstabilität wurde mit der Prüfmaschine (Z005 Fa. Zwick/Roell) bei einer Zuggeschwindigkeit von 0,1 mm/s in Newton gemessen und simultan über ein optisches System die Spaltbildung an der Nahtstelle dokumentiert. Zielgröße war die Kraft in Newton bei einer Spaltbildung von 2 mm sowie die maximal erreichbare Kraft im Maximallastversuch (MLV). Die statistische Auswertung erfolgte mit der Statistiksoftware SPSS unter Verwendung einer multivariat Analyse mit Signifikanzwert p<0,05.

Ergebnisse: Bei Testung der Sehnen bis zu einer Spaltbildung von 2mm konnte in Gruppe A (2-Strang Naht ohne Stichknoten) eine Kraft von 14,23 (12,99/15,12) N gemessen werden. Für Gruppe B (4-Strang Naht ohne Stichknoten) konnte hierbei eine signifikant höhere Kraft mit 22,53 (20,01/24,71) N nachgewiesen werden. In Gruppe C (2-Strang Naht mit Stichknoten) konnte im Vergleich zu Gruppe A und B eine signifikant höhere Kraft mit 28,79 (23,5/35,86) N bis zur 2 mm Spaltbildung nachgewiesen werden. Höchste Kraftwerte mit Signifikanz zeigten sich in Gruppe D (4-Strang Naht mit Sichknoten) mit 42,09 (39,59/46,06) N bis ein Spalt von 2 mm entstanden ist.

In den Maximallastversuchen (MLV) wurde ausgehend von den Spaltbildungsversuchen die maximale Versagenslast gemessen, bei der ein erster Abfall der Kraftzunahme erfolgte. Hierbei konnte für Gruppe A (2-Strang Naht ohne Stichknoten) eine Versagenslast von 19,94 (17,99/22,83) N gemessen werden. Signifikant höher lagen die gemessenen Werte in Gruppe B (4-Strang Naht ohne Stichknoten) mit 26,22 (24,56/29,77) N. Ebenfalls signifikant höhere Maximallast mit 32,06 (27,15/40,18) N konnte für 2-Strang Nähte mit Stichknoten in Gruppe C gezeigt werden. Die höchste Kraft erzielten in den Maximallastversuchen 4-Strang Sehnennähte mit Stichknoten aus Gruppe D mit 46,51 (41,53/50,07) N. (Abbildung 1 [Abb. 1])

Schlussfolgerung: Vier Fadenstränge halten besser, aber nicht doppelt so gut wie 2 Fadenstränge, mit und ohne Stichknoten.

Auf die Zugfestigkeit einer Sehnennaht hat die Anzahl der Stichknoten einen stärkeren Einfluss als die Anzahl der Fadenstränge.

Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass sich der größere Aufwand von Stichknoten lohnt, bezogen auf die Zugfestigkeit von Sehnennähten unabhängig von der Anzahl der Stränge der Naht. Die Übertragbarkeit, der im Tiermodell gewonnenen Erkenntnisse auf die klinische Anwendung sollte in weiterführenden Untersuchungen überprüft werden.