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53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

11.10. - 13.10.2012, Lübeck

Sensibilitätsrückkehr nach Nervenverletzungen der Hand – welchen Einfluss spielt das Patientenalter?

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Jörn Lohmeyer - Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Handchirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Felix J. Paprottka
  • Hans-Günther Machens
  • Peter Mailänder
  • Wiebke Hülsemann
  • Max Mann
  • Rolf Habenicht

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Lübeck, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgh21

doi: 10.3205/12dgh21, urn:nbn:de:0183-12dgh216

Veröffentlicht: 9. Oktober 2012

© 2012 Lohmeyer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine gute Sensibilitätsrückkehr nach Nervenverletzungen der Hand ist mit entscheidend für die spätere Gebrauchsfähigkeit der Hand. Kindlichen Nervenverletzung wird gegenüber Erwachsenen eine bessere Regenerationsfähigkeit nach operativer Versorgung nachgesagt, die Datenlage hierzu ist jedoch eingeschränkt.

Ziel ist, im Rahmen eigener Nachuntersuchungen und eines systematischen Reviews eine Aussage zur Prognose der Sensibilitätsrückkehr zu treffen.

Methodik: Von 2000 bis 2009 wurden in unserer Klinik 221 Kinder im Alter bis 17 Jahren mit Nervenverletzungen an Hand und Unterarm versorgt. Unter 248 Nervenverletzungen der oberen Extremität sahen wir 159 komplette Durchtrennungen von Nn. digitales palmares communes et proprii, die schriftlich zu einer Nachuntersuchung einbestellt wurden. Primärer Endpunkt war die Sensibilität der Fingerbeeren, erhoben anhand der 2-Punkte-Diskriminationstestung und dem Semmes-Weinstein Monofilamenttest. Zudem wurden Beschwerden zu Über- und Kälteempfindlichkeit, sowie Parästhesien erfasst. Als Vergleichskollektiv dient eine Nachuntersuchung jugendlicher und erwachsener Patienten mit 58 zwischen 2000 bis 2004 versorgten Fingernervenverletzungen.

Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt konnten 60 Nervenverletzungen nachuntersucht werden. Darunter fielen 3 Rekonstruktionen durch Nerventransplantation. In 65 Fällen waren die Nn. dig. palm. proprii und in 5 Fällen Nn. dig. palm. communes betroffen. Die Nachuntersuchung erfolgte im Mittel 7,5 Jahre nach der Verletzung (2,5–11,7 Jahre).

In 59 Fällen (98%) wurde zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung eine exzellente Sensibilität (S4 nach Highet) erreicht. Ein Patient erzielt eine gute Sensibilität (S3+). Störende Parästhesien, Kälte- oder Überempfindlichkeiten wurden von keinem Patienten beschrieben. Wir sahen eine relativ schlechtere Sensibilitätsrückkehr bei Z.n. Nerventransplantation und bei Verletzungen im Alter von 12 bis 17 Jahren, jedoch nahm in dieser Gruppe auch die Rate von Avulsionsverletzungen zu. (Abbildung 1 [Abb. 1])

Schlussfolgerung: Kinder zeigen im Verhältnis zu Erwachsenen eine außerordentlich gute Nervenregeneration nach operativer Wiederherstellung der Kontinuität. Auch die Aufarbeitung der Literatur gibt Hinweise auf eine sich im Alter verschlechternde regenerative Kapazität. In unserem Patientenkollektiv zeigt sich eine Prognoseverschlechterung im Alter von ca. 16–20 Jahren.