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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Spinnenseide zur Herstellung mikrochirurgischen Nahtmaterials

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Jörn W. Kuhbier - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Kathleen Hennecke
  • Christina Allmeling
  • Kerstin Reimers
  • Björn Menger
  • Cornelia Kasper
  • Peter M. Vogt
  • Christine Radtke

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh42

doi: 10.3205/10dgh42, urn:nbn:de:0183-10dgh428

Veröffentlicht: 16. September 2010

© 2010 Kuhbier et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eines der größten Probleme der mikrochirurgischen Nervennaht, wie sie beispielsweise bei Amputationsverletzungen der Hand und von Fingern eingesetzt wird, ist die unspezifische Entzündungsreaktion auf die verwendeten Materialien. Dabei ist Nylon zwar das verträglichste Material, dennoch entstehen Fibrose und Granulome, die das Einwachsen von Axonen ablenken, so dass schmerzhafte Neurome entstehen können. Da sich Spinnenseide in Studien der letzten Jahre nicht nur als außergewöhnlich bioverträglich erwies, sondern insbesondere durch Förderung der Schwann-Zell-Proliferation die Nervenregeneration positiv beeinflusste, war das Ziel dieser Studie die Herstellung von mikrochirurgischem Nahtmaterial der USP-Dicke 10-0 sowie die Untersuchung von deren Morphologie und biomechanischen Eigenschaften.

Methodik: Native Spinnenseidefäden wurden aus Spinnen der Gattung Nephila spp. gewonnen und jeweils 10 oder 15 Einzelfäden zu Kardeelen verdrillt. Von diesen Kardeelen wurden mit Hilfe einer Miniatur-Reepschlägerei jeweils zwei oder drei zu mikrochirurgischem Nahtmaterial geschlagen, so dass jeder Faden aus entweder 3x10 oder 2x15 Einzelfäden bestand. Diese wurden rasterelektronenmikroskopisch untersucht, anschließend wurden ihre Reiß- und Zugfestigkeit bestimmt und mit mikrochirurgischem Nylon-Nahtmaterial (Ethilon 10-0, Ethicon Germany, Norderstedt, Deutschland) verglichen.

Ergebnisse: Die geschlagenen Fäden aus Spinnenseide hatten eine Dicke zwischen 20 und 30 µm, vergleichbar zu Ethilon 10-0. Rasterelektronenmikroskopisch war ein regelmäßiger, harmonischer Schlag der jeweils zwei bzw. drei Kardeelen zu sehen (Abbildung 1 [Abb. 1]). In der mechanischen Testung hatten unsere Spinnenseidefäden reproduzierbar eine mehr als doppelt so hohe Reiß- und Zugfestigkeit bei vergleichbarer Elastizität. Diese Ergebnisse waren statistisch signifikant (p<0.05) bzw. sogar hochsignifikant (p<0.01).

Schlussfolgerung: Durch die besondere Methodik konnte erstmalig Nahtmaterial aus Spinnenseide hergestellt werden. Bei gleicher Dicke ist dieses mikrochirurgische Nahtmaterial herkömmlichem Nahtmaterial aus Nylon zumindest in mechanischer Hinsicht überlegen. Spinnenseide weist insbesondere in der neuronalen Regeneration eine ausgezeichnete Bioverträglichkeit auf. Ob die hier geschlagenen Fäden geflochten.eine vorteilhafte Alternative zu bisherigen monofilen Materialien darstellen, sollten nachfolgende in vivo-Versuche zeigen.