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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Subjektive Therapiewahrnehmung der ‚Cognitive Remediation Therapy‘ durch Jugendlichen mit Anorexia nervosa: eine qualitative Studie

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess095

doi: 10.3205/16dgess095, urn:nbn:de:0183-16dgess0956

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 van Noort et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Cognitive Remediation Therapy (CRT) ist eine relativ neue Zusatztherapie für Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN). CRT zielt darauf ab kognitive Fähigkeiten zu stärken; bei AN liegt der Fokus auf Flexibilität und zentraler Kohärenz (Tchanturia et al., 2013). Es wird vermehrt gefordert, dass bei einer Therapieevaluation die subjektive Therapiewahrnehmung der Patientinnen miteinbezogen wird (Halmi et al., 2005). Bisher liegt allerdings keine strukturierte Auswertung der Therapiewahrnehmung der CRT durch jugendlichen Patientinnen mit AN vor.

Methoden: Zwanzig jugendliche Patientinnen mit AN zwischen 12 und 18 Jahren nahmen an zehn CRT-Sitzungen teil. Neunzehn Patientinnen (Alter: 15,6 ± 1,3; BMI-Perzentile: 2,4 ± 3,5) füllten einen Feedbackbogen zur Erfassung der subjektiven Therapieerfahrung aus. Mithilfe der „Qualitativen Inhaltsanalyse“ nach Mayring (2010) wurde ein induktives Kategoriensystem erstellt, woraus die positiven und negativen Aspekte der CRT aus Sicht der Patientinnen abgeleitet wurden. Für die Datenanalyse wurde MAXQDA 11 herangezogen, eine Software für qualitative Datenanalyse.

Ergebnisse: Das finale Kategoriensystem ergab vier inhaltlich übergeordnete Kategorien: 1) Generelle Therapiewahrnehmung; 2) Spezifisch-inhaltliche Therapiewahrnehmung; 3) Alltagsbezug; und 4) Therapeutische Beziehung. Die verschiedenen Kategorien wurden zum Großteil positiv bewertet, vor allem die Atmosphäre und die therapeutische Beziehung. Einige Patientinnen bemerkten Veränderungen in ihrem Alltag, die sie ihrer Teilnahme an CRT zuschrieben. Kritikpunkte waren, dass CRT zu kurz gewesen sei, es zu sehr gefordert hätte und Schwierigkeiten in der Reflexion eigener Denkstile aufgetreten seien. Darüber hinaus konnten einige Patientinnen keine Veränderungen durch die CRT feststellen, was negativ bewertet wurde.

Schlussfolgerung: CRT scheint durchgehend durch jugendlichen Patientinnen mit AN gut angenommen zu werden und stellt ein interessantes, neues Therapiemodul dar. Weitere Studien zur Effektivität der CRT könnten zukünftig die genauen Wirkmechanismen der Therapie klären.