gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Risikofaktoren für Gewichts-, Figur- und Muskelsorgen im Kindes- und Jugendalter

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess083

doi: 10.3205/16dgess083, urn:nbn:de:0183-16dgess0838

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Hoffmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Körperunzufriedenheit zählt zu den einflussreichsten und am besten bestätigten Risikofaktoren für Essstörungen (Stice, 2002). Trotzdem mangelt es bisher an Längsschnittstudien, welche Risikofaktoren für Körperunzufriedenheit thematisieren (Stice & Whitenton, 2002). Während die Zusammenhänge v.a. bei Mädchen und in Bezug auf Gewichts- und Figursorgen untersucht werden, ist die Befundlage für Jungen und den Einfluss auf Muskelsorgen geringer. Vorbefunde, die auf Unabhängigkeit der Konstrukte und Relevanz bei beiden Geschlechtern hinweisen, begründen eine selektive Untersuchung der Komponenten von Körperunzufriedenheit (u.a. Gruber, 2007; Jones & Crawford, 2005). Als Risikofaktoren diskutiert werden u.a. Perfektionismus, Selbstwert und Internalisierung des Schönheitsideals (u.a. Knauss et al., 2007; Presnell et al., 2004). Ziel der Studie ist es, den Einfluss der genannten Risikofaktoren, über soziodemographische und anthropometrische Daten hinaus, auf Gewichts-, Figur- und Muskelsorgen im Längsschnitt zu analysieren.

Methoden: Als Grundlage dienen zwei Messzeitpunkte der „Potsdamer Intrapersonale Entwicklungsrisiken Studie“. Von etwa 1000 Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren liegen hierbei vollständige Datensätze zu zwei Messzeitpunkten vor. Gewichts- und Figursorgen wurden mittels chEDE-Q (Hilbert et al., 2008), Muskelsorgen mit Hilfe der einstellungsbezogenen Subskala der DMS (McCreary & Sasse, 2000) erfasst. Zur Operationalisierung der Risikofaktoren dienten EDI-C (Subskala Perfektionismus; Garner, 2001), SATAQ-3 (allgemeines und athletisches Schönheitsideal; Thompson et al., 2004) und KINDL (Subskala Selbstwert; Ravens-Sieberer & Bullinger, 2000).

Ergebnisse: Erste querschnittliche Analysen ergaben eine Varianzaufklärung von 44.4% für Gewichts- und Figursorgen und 38.3% für Muskelsorgen, wobei in beiden Fällen Perfektionismus, Selbstwert und Internalisierung des Schönheitsideals einen individuell signifikanten Beitrag leisteten. Internalisierung des entsprechenden Schönheitsideals war in beiden Fällen der beste Prädiktor. Zur Testung dieser Prädiktoren auf ihre Rolle als Risikofaktoren, sollen die Ergebnisse in einer latenten Längsschnittanalyse überprüft werden.

Schlussfolgerung: Querschnittlich fanden sich analoge Prädiktoren für Gewichts- und Figursorgen sowie Muskelsorgen. Dies deutet u. U. auf ein vergleichbares Entstehungsmuster der Körperunzufriedenheit über unterschiedliche Pfade hin und unterstreicht die Relevanz der Thematisierung von Muskelsorgen in diesem Kontext.